Posts Tagged ‘museum

27
Jan
21

Muffins mit weißer Schokolade und Himbeeren

Das Jahr 2021 ist bisher noch nicht besser als das letzte, ehrlich! Und seit gestern hat das Schicksal mich und meine beiden Kolleginnen in die häusliche zweiwöchige Covid-Quarantäne geschleudert. Wir sind ja alle schon etwas älter, eine ist selber mit Vorerkrankung sehr vorsichtig, ich für meinen Mann, der vor anderthalb Jahren eine neue Niere bekam und natürlich meine bald 93jährige Tante. Im Endeffekt hat das social distancing über die Feiertage und natürlich auch am Arbeitsplatz untereinander und auch das Tragen von Masken leider nicht ausgereicht, um uns zumindest die Quarantäne zu ersparen: am Montag wurde eine Auszubildende, die bei uns kurzfristig zum Einsatz kam, positiv getestet. Geschockt, wütend und fassungslos fühlte ich mich, als ich das Ergebnis erfuhr: Sie war in der Vorwoche schon etwas malad, hatte sich morgens krank gemeldet und in einem Nebensatz erwähnt, dass sie seit Donnerstag als Kontakt zu einem anderen Erkrankten geführt würde. Warum zur Hölle ist sie dann am Freitag noch einmal zu uns zur Arbeit gekommen? Dann hätte es zumindest meinen beiden Mitarbeiterinnen, die nur kurz zu einer Dienstbesprechung im Haus waren, nicht getroffen, sondern nur mich, die ich die Azubine seit zwei Wochen betreue.
Die Wege zum Gesundheitsamt in Brandenburg an der Havel sind derzeit aus beruflichen Gründen sehr kurz, so dass ich unverzüglich dort telefonisch meldete, was ich gerade erfahren hatte. 10 Minuten später kam dann der offizielle Anruf, dass wir uns wohl alle drei auf die Quarantäne einstellen sollten. Es hat dann aber doch noch vier Stunden gedauert, bis alles vorbereitet war, Termine verschoben oder abgesagt. Schließlich packte ich meine Tasche, löschte das Licht, schloss die Türen ab und die Alarmanlage scharf. Ab in’s zwangsweise Home-office! Solange es keinen positiven Test und damit eine Krankschreibung gibt, ist man verpflichtet, zuhause seinen dienstlichen Pflichten, soweit möglich, nachzukommen.
Ach, zum Glück wurde uns das Wochenende schon von den 14 Quarantänetagen abgezogen, so dass wir heute mit Tag 2 des Zuhausearbeitens gleichzeitig schon Tag 5 der häuslichen Quarantäne erreicht haben. Wir sind glücklich, dass bis jetzt keine von uns Symtome zeigt.
Heute vormittag kam der erste Kontrollanruf, es wurde die Temperatur abgefragt, ob man Erkältungssymtome oder/und Kopf- oder Halsschmerzen habe oder ob man noch riechen und schmecken könne. Alles nein, alles gut, morgen geht es auf „Einladung“ des Gesundheitsamtes an die frische Luft und zum echten Coronatest.

Und um zu testen, ob ich weiter alles ordnungsgemäß weiterhin schmecke, habe ich heute ein kleines Blech Muffins gebacken. Ich habe das Rezept, welches ich hier fand, auf die Zusammensetzung mit nur einem Ei heruntergerechnet, weil ich natürlich derzeit mit allen Zutaten geize, um meine Vorräte zu schonen und die liebe Freundin, die mich einkaufstechnisch versorgt, nicht zu überstrapazieren.

Muffins mit weißer Schokolade und Himbeeren

  • 1 Ei
  • 65 g Zucker
  • 1/3 Päckchen Vanillezucker
  • 70 g Frischkäse
  • 100 g Mehl
  • 1 gestr TL Backpulver
  • 20 g geschmolzene Butter
  • 50 g TK-Himbeeren
  • 50 g gehackte weiße Schokolade
  1. Das Ei, den Zucker und den Vanillezucker schaumig schlagen. Frischkäse unterheben. Das gesiebte Mehl mit dem Backpulver dazugeben, anschließend die geschmolzene Butter dazu.
  2. Die weiße Schokolade fein hacken, die Späne in den Teig einarbeiten, dann kurz die gefrorenen Himbeeren unterziehen.
  3. Muffinblech mit sech Papierförmchen auskleiden, den Teig einfüllen und das Ganze bei 170°C (Umluft) backen, ca. 20 – 25 min.

Ich hatte leider keine Papiermanschetten, daher habe ich gefettet und mit Semmelbröseln ausgestreut, geht auch! Geschmacksknospen sind derzeit unversehrt, ist doch auch schon was!

22
Sept
17

Ecomusée L’Olivier und Restaurant Les Petites Tables

Ein paar Kilometer nördlich von Manosque gibt es ein kleines Museum rund um die Olive. Auch hier, am Ecomusée „L’Olivier“ waren wir ein paar Mal vorbeigefahren, aber dieses Jahr stand es auf einem der oberen Plätze auf meinem Ferienprogramm, nicht zuletzt wegen des kleinen Restaurants, welches dazu gehört. Aber der Reihe nach: das Museum gibt es seit 2006, vorher hatte dessen Gründer Olivier Baussan Fotografen aus allen Regionen, in denen der Olivenbaum wächst, um Bilder der Ernte, von Bäumen und vor allem von den Bauern und Menschen rund um den unsterblichen Baum gebeten und in einer Fotoausstellung präsentiert. Ein Museum mit Räumen, Ausstattung und allem, was man sonst noch so braucht, einfach so zu gründen, ist natürlich auch ein gewichtiges Projekt, aber Herr Baussan ist zudem auch der Gründer der Kosmetikmarke „L’Occitaine“, die sich ja der Verwendung von natürlichen Zutaten verschrieben hat.
So zog die Ausstellung in einen großzügigen Steinbau ein, der entkernt wurde und nun einen großzügigen Raum bot.
Der Besucher wird nun durch die Geschichte des Olivenanbaus, die Ausbreitung des Baums rund um das Mittelmeer, um Sorten und Besonderheiten der Ernte von Marokko bis in den Libanon, von Italien, Spanien und Südfrankreich. Im oberen Stockwerk werden dem Besucher die unterschiedlichen Duftnoten der Öle nahegebracht.
Am längsten haben wir die bei den Filmen zur Olivenernte verbracht, rund um das Mittelmeer.
Zum Museum gehört natürlich auch ein Laden, in dem Produkte rund um die Ölive angeboten werden, nicht gerade preisgünstig, aber in großer Bandbreite. Hier kann man auch die Öle probieren, die scharfen von der grünen Olive bis hin zu den vollrunden von den reifen schwarzen.


Richtig begeistert waren wir aber vom Besuch im angeschlossenen kleinen Restaurant „Les petites tables“ ein paar Tage später. Ein spontaner Besuch mittags ist fast ausgeschlossen, denn die knapp 20 Plätze sind immer heiß begehrt. Es geht ein wenig anders zu als sonst in Frankreich: Vorspeise und Hauptgericht werden auf einem Teller gereicht, als Zusammenstellung in einem Tellergericht. In der kleinen Küche hinter der hohen Anrichte werden die überwiegend vegetarischen Teller zusammengestellt. Wer mag, kann sich auch noch Käse oder Wurst dazubestellen. Ich wollte Käse. Die samtige Tomatenvelouté mit leichter Schärfe, der Linsensalat mit Pfirisch (sensationell!), Auberginenpüree, der grüne Salat und beim Reisegefährten die wunderbaren Ravioli mit Feigen-Frischkäse-Füllung waren sehr gut. Als Nachtisch von Aprikosenmandelkuchen und Himbeertrifle rundeten unseren Mittagsausflug sehr schön ab. Nur der Kaffee war nicht so toll… aber egal.

21
Sept
17

Salagon – Römisches Landgut, Priorei, Gutshof, Museum

Lage, Lage, Lage!
Anders lässt sich das heutige Museum Salagon mit seinen Gärten kaum beschreiben: in dem weitgeschwungenen Tal zwischen Mane, Saint-Maime und nördlich Saint-Michel-l’Observatoire.

In den Anfangszeiten des Platzes befand sich hier ein römisches Landgut, welches an die Via Domitia, einer der ältesten Verbindungsstraßen zwischen Italien und dem spanischen Anreinergebieten des römischen Reiches, gut angebunden war. Bereits in den Unruhen der Völkerwanderungszeit wurden die Gebäude als christlicher Begräbnisplatz seit dem 5. Jh. genutzt, aus dem sich dann später die Kirche des 11. Jahrhunderts mitsamt der Priorei entwickelte. Umbauten, Umnutzungen, der Platz hat eine turbulente Geschichte hinter sich, bis die ganze Anlage 1981 unter Denkmalschutz gestellt und allmählich zu einem Museum mit einer guten Mischung aus Angucken, Anfassen und Wahrnehmen umgestaltet wurde.


Neben der Geschichte des Ortes widmet sich ein Gutteil der Botanik der Provence, dabei werden in einem Teil der Gärten die mittelalterliche Pflanzenwelt vor dem Auftauchen von Kartoffeln, Tomaten und Mais aus der neuen Welt vorgestellt, ihre Heilkräuter gegen allerlei Gebresten sowie die Nahrungsmittelpflanzen. In anderen Teilen wird der Haus- und Dorfgarten thematisiert sowie ausführlich auch Duftpflanzen, die mir besonders gut gefallen haben.

In den Sonderausstellungsbereichen gibt es derzeit fünf Ausstellungen, von denen ich mir aber nur zwei ausführlicher angeschaut habe: „Terre du milieu, terre ouverte“ und „Cabinet des curiousités“. Die erste, größere Ausstellung widmet sich dem Thema der Zu- und Abwanderung, sehr, sehr spannend! Armut und Änderung der Lebensbedingungen zwangen viel Provencalen aus den Hochtälern in die Städte, Dörfer verfielen/verfallen, es wurde kräftig ausgewandert (Stichwort Mexico!), auf der anderen Seite kamen aber immer wieder Zuwanderer aus dem Piemont als Minenarbeiter, als Köhler und Tagelöhner, aber auch aus Algerien kamen ehemalige Angehörige und Mitarbeiter der französischen Kolonialarmee. In diesen Zeiten eine Ausstellung mit mehrfachem Aha-Effekt. Stichwort Mexiko: In meinem Reiseführer (R. Nestmeyer, Haute-Provence im Michael-Müller-Verlag) hatte einen Beitrag eben über diese Mexikoauswanderung aus der Gegend um Barcelonette in der 1. Hälfte des 20. Jh.s gelesen, reiche Rückkehrer hatten feudale Villen ebendort gebaut. Bei unserem Besuch in Entrevaux waren mir zwei ältere Ehepaare aufgefallen, die zwischen Spanisch und einem etwas rauen Französisch hin- und herwechselten, da hatte ich mich schon gefragt, ob dies eventuell Besuch aus der neuen Welt war? Zu fragen traute ich mich natürlich nicht…
Die zweite Ausstellung richtet sich eher an jugendlicheres Publikum mit kürzerer Aufmerksamkeitsspanne: das Kuriositätenkabinett, bei dem auf einer Wand land- und hauswirtschaftliche Geräte des 18.-20. Jahrhunderts auf einer gelben Wand befestigt sind. Daneben ist ein Knopf angebracht, der nach dem Drücken eine Audio-Information über das Objekt preisgibt. Schön gemacht, nicht sehr aufwändig in der handwerklichen Umsetzung, ausleihfähig an andere Museen.

Auf alle Fälle neu ist das Informationssystem des Museums: es gibt den Hörführer, der mit einem internen GPS-System ausgestattet ist, welches auf dem Bildschirm des Samsung S3-Wischdings (Telefon ist es ja nicht mehr) dem Besucher durch die unterschiedlichen Bereiche hilft (sofern die Batterie ordentlich geladen ist!). Es ist neben französischer und englischer auch eine deutsche Sprachspur in sehr guter Qualität (Muttersprachler, gute Übersetzung) vorhanden.
Nach unserem ersten Besuch 2014 hat sich einiges verbessert, aber Luft nach oben ist ja immer, da hätte ich an manchen Stellen noch mehr Informationen als „Vertiefungsebene“ gehabt. Aber das ist wirklich Meckern auf hohem Niveau!

Den Gärten sah man die Trockenheit und das fortgeschrittene Jahr an, aber das ist ja auch natürlich, es macht trotzdem viel Spaß, hier zu schauen, anzufassen und zu schnuppern. Bei den vielen Pflanzen (um die 600 unterschiedliche) wäre aber für meinen Geschmack sehr viel mehr Info im Audio-/Medienguide wünschenswert, nur mit den französischen und lateinischen Namen konnte ich nicht immer wirklich etwas anfangen.

Ach, und ich habe wieder etwas gefunden, was Besucher wohl nicht finden sollten, ähnlich wie auf dem ehemaligen Friedhof von St-Maime:

Öffnungszeiten
Februar – April, Oktober bis 15. Dezember: 10 – 18 Uhr
Mai – September: 10 – 19 Uhr
Eintrittpreise:
Erwachsene 8 €
Ermäßigt für Kinder/Jugendliche 6 – 18 Jahre, Studenten, Arbeitslose, Schwerbeschädigte und Museumspassinhaber (gibt es als Sammelpass der Haute-Provence Museen gratis!!)
Familienticket (2 Erwachsene / 2 Kinder): 22 € (jedes weitere 3 €)

Noch mehr Info auf der Website des Museums

08
Jul
16

Victoria and Albert were calling

Wenn man Verwandtschaft im noch-vereinigten Königreich hat, dann sollte man die Gunst der Stunde nutzen, sie endlich einmal zu besuchen. So geschehen am vergangenen Wochenende.
Und ein Tag London stand von Vorneherein auf dem Programm mit dem Victoria & Albert Museum als erstem Wunschziel meinerseits. So starteten wir morgens frohgemut mit dem Vorortzug. Erst bei der schier endlosen Fahrt durch die Vororte wurde mir einmal wieder bewusst, dass London eine wirkliche Großstadt ist, im Gegensatz zu Berlin.
Leider regnete es im Strömen, aber das Museum ist zum Glück trockenen Fußes von der UBahn (South Kensington) zu erreichen. Museum mit U-Bahnanschluss! Die Dauerausstellungen zu besichtigen, kostet nichts, aber dafür langen sie bei den Sonderausstellungen ordentlich zu: die von mir gewünschte „Undressed“ kostet 12 Pfund, gerne aber 13 Pfund inkl. Spende an das Museum. Da ich das online-Angebot des Museums zu Recherchezwecken gerne und häufig nutze, war es Ehrensache, auf 13 Pfund Eintritt zu gehen.


Weiterlesen ‚Victoria and Albert were calling‘

19
Jun
16

Coburg, seine Veste

Großbritannien dominiert ja gerade die Schlagzeilen, da passt ja mein Beitrag, obwohl er deutlich weniger Aktualität hat. Ein bisschen England hat es auch in Coburg, denn hier wuchs der spätere Gatte von Queen Victoria auf, Albert von Sachsen-Coburg und Gotha auf, die Veste Coburg hoch über der Stadt war der Stammsitz seiner Familie. Die Geschichte der Burg reicht nach archäologischen Quellen bis in das 10. Jahrhundert zurück, die ältesten erhaltenen Baureste stammen aber erst aus dem 13. Jahrhundert. Gebaut und erweitert wurde so gründlich, dass älterest mehr oder weniger verschwand. Bauliche Spuren der „Romanisierung“ 1838 und den umfangreichen Renovierungen zu Beginn des 20. Jahrhunderts haben das heutige Erscheinungsbild geprägt.


Aber ich war nicht wegen der Burg an sich dort, sondern die Kunstsammlung auf der Veste war der Grund für die Wochenendreise in’s Oberfränkische. Außerdem gab es eine Veranstaltung zum „militärischen Feuerwerk“ des 15.-17. Jahrhunderts.
In der Veste gibt es noch umfangreiche Bestände des ehemaligen Zeughauses, darunter neben den klassischen Handfeuer- und Schutzwaffen wie Musketen oder Helme und Panzerungen von Fuß- und Reitersoldaten, aber auch singuläre Stücke, wie Pechkränze und Feuertöpfe, die bei Belagerungen verschossen wurden und deutlich heißer als normales Feuer schlimmste Verletzungen bei den Getroffenen hervorrufen konnten. Kennt man heute aus Guerillakriegen und Aufständen immer noch, inklusive Fassbomben bei Selbstmordattentaten. An diesem Wochenende wurden diese Exponate als Nachbau mit deutlich reduzierter Ladung und Gefahrenpotential vorgeführt. Für den historisch Interessierten spannend, aber auch zum Nachdenken (einmal mehr) anregend.


Der Nachmittag verging viel zu schnell, die Vorführungen zur Artillerie des 15.-17. Jahrhunderts haben wir ausgelassen, allerdings habe ich ausgiebig die Darsteller des 14./15. Jahrhunderts bestaunt: ich hatte noch nie mittelalterliche Krieger in kurzen Hosen gesehen… Helden in Strumpfhosen kennt man ja auch aus mittelalterlichen Darstellungen, aber noch nie, nie, nie habe ich die in Shorts gesehen. Wobei ich mir sicher bin, dass das historisch korrekte Beinklein aus Wolle im Sommer schön kratzt.

Die Glassammlung in der Veste sucht ihresgleichen, neben dem „Hedwigsbecher“ in der Luther-Abteilung mag ich besonders die emailbemalten Gläser, die mit ihrem Detailreichtum zu Genuss-Sehen und manchmal auch zum Grinsen verführen.
Hedwigsbecher, Glasrätsel aus dem Vorderen Orient des 10.-12. Jhs.

Hedwigsbecher, Glasrätsel aus dem Vorderen Orient des 10.-12. Jhs.



Zu Schnell war der Nachmittag vorbei…

Öffnungszeiten
Sommermonate 2016 (19.03. – 06.11.2016)
täglich von 9.30 – 17 Uhr
Wintermonate 2016/2017 (08.11.2016 – 31.03.2017)
Dienstag bis Sonntag: 13 – 16 Uhr (montags geschlossen)
24., 25., 31. Dezember und Faschingsdienstag geschlossen
2017 (01.04. – 08.05.2017)
täglich von 9.30 – 17 Uhr
(09.05. – 05.11.2017)
täglich von 9.00 – 18 Uhr

Mehr Infos (Preise, Sammlungen online, etc.) siehe:
http://www.kunstsammlungen-coburg.de/

06
Aug
10

Blogs von Museen und Sonderausstellungen

Liebe Leser,

derzeit beschäftige ich mich etwas mit der Frage, was der Museumsbesucher an sich, der sich im Vorfeld einer Ausstellung oder eines Museumsbesuches informieren möchte, von einer Website erwartet. Wie viel soll auf der Seite zu sehen sein, abgesehen von den Öffnungszeiten und den Eintrittspreisen? Weiterlesen ‚Blogs von Museen und Sonderausstellungen‘

11
Apr
10

Stockholm

Zurückgekehrt aus dem Norden, muss ich doch erleichtert feststellen, trotz relativ bescheidenenem Wetter in Berlin, dass der Winter wunderbarerweise hier wirklich schon zuende ist. In Stockholm liegen auf einigen Wasserflächen immer noch dicke Eisdecken, andere, mit Meerwasser vermischte, rauschen schon wieder um die Gamla Stan herum.

Wie sehr ein paar Stunden Sonnenschein die Stockholmer zum Gang in die Straßencafés beflügeln, konnte ich am Donnerstag beobachten. Morgens war der Himmel grau, aber schon zur Frühstückszeit riss die Wolkendecke auf und die Mittagspause, die zumeist sehr früh gelegt ist (ich würde diese Zeit als „Altenheim“-Mittagszeit bezeichnen), haben viele draußen auf Treppen, auf Stühlen, die schnell in die Sonne gerückt wurden, verbracht. Leider kam schon nachmittags die Wolkendecke zurück und beglückte uns dann den Rest der Zeit immer wieder mit Regenschauern und -schäuerchen.

Und ansonsten steht die Stadt offensichtlich im Hochzeitsfieber: die Kronprinzessin heiratet ja ihren Fitnesstrainer, es werden auf großen Tafeln die Tage bis zum Ereignis zurück gezählt, in allen Touri-Läden ist Nippes mit beider Konterfei zu kaufen. Gruselig!

Mir war aber ein besonderes Glück hold: das Historiska museet hatte am letzten Donnerstag eine Sonderöffnungszeit bei freiem Eintritt und so konnte ich ganz unverhofft meinen Lieblingsteufel noch einen Besuch abstatten.

Nur dieses wunderbare Knäckebrot aus der Steinofenbäckerei an der Jungfrugatan habe ich leider nicht mehr bekommen, denn das war zu schnell ausverkauft.

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05
Apr
10

Stockholm – Historiska Museet

Eben beim Suchen wieder gefunden: mein Lieblingsteufel! Er befindet sich auf einem spätmittelalterlichen Klappaltar in der „Gothischen Halle“ im Statens Historiska Museet in Stockholm.

Die zipfelmützige Gestalt tauchte schon am Eingang des Museums auf einem Plakat, zusammen mit anderen Exponaten dieses wunderbaren Museum in Übergröße auf. Ich musste schon grinsen, als ich begriff, dass hier ein Teufel dargestellt werden sollte und freute mich auf die Suche nach dem Original.

Zunächst habe ich ihn vollkommen aus den Augen verloren, denn die Sammlung des Museums ist einzigartig. Es ist ein Museum zum sich darin verlieren, die Augen gehen dem Besucher regelmäßig beim Gang durch die Räume über. Deutlich zu erkennen ist, dass die einzelnen Abteilungen immer einmal wieder neu gestaltet werden und die Besucher einmal mehr, einmal weniger an die Hand nehmen. Von den ältesten Funden der Mittelsteinzeit, einer sitzenden Bestattung bis hin zu der Wikingerzeit geht die optische Zeitreise. Zwischendurch wird der Besucher in einer Art Flughafenwartehalle mit einer sehr modernen Art auf die Sammlungsgewohnheiten von Museumsleuten eingestimmt, gleichzeitig dazu aufgefordert, diese Sammelei auch kritisch zu betrachten: in einem engen Kabinett werden prähistorische Funde aus Schweden aktuellen Gerätschaften wie Besen oder Zahnbürsten gegenüber gestellt. Sind die Unterschiede in Form und Farbe, regional verteilt auch eine Unterteilung des Landes in kulturelle Provinzen? Auch der Besucher mit fachlichem Hintergrund kommt ins Grübeln, aber auch dazu, sich nicht immer so ernst zu nehmen.

Richtig gefreut habe ich mich, „alte“ Bekannte wieder zu sehen: die Keramikkannen mit aufwändiger Zinnfoliendekorierung aus den Gräbern von Birka. Zwei von ihnen habe ich anlässlich einer großen Ausstellung zur Karolingerzeit 1999 selber in den Händen gehalten und sehr, sehr ehrfürchtig mit weißen Handschuhen in eine Vitrine gestellt.

Nach der Vikingerabteilung rückte wieder der kleine Teufel in den Vordergrund. In der Sonderausstellung zu Maria, der Mutter Jesu fand ich ihn nicht. Aber dennoch war es eine tolle Ausstellung, denn hier waren die wichtigsten spätromanischen und gothischen Maria-mit-Kind-Statuen in einer wundervollen Halle versammelt, in einer tollen Lichtinstallation in Szene gesetzt: als Mutter-Kind- resp. Stillgruppe standen die Statuen in einem Kreis frei im Raum, der Besucher konnte sie umgehen, erfassen und genau anschauen, ein sehr eindrückliches Erlebnis.

Und endlich fand ich auch den Teufel! Er versteckte sich im linken Seitenflügel eines spätmittelalterlichen Klappaltars und wies den Sündern den Weg in die Hölle.

Ehrlich gesagt wäre ich ihm wohl umgehend verfallen, dem spitzbübisch grinsenden Teufel mit den lachenden Augen, Typ charmantes Arschloch…

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Stockholm Östermalm
Narvavägen 13–17
(1. Oktober – 30. April): Di – So 11 – 17 Uhr, Do 11 – 20 Uhr
(1. Mai – 30. September): Mo – So 10 – 17 Uhr
Das Museumscafé ist sehr zu empfehlen!

20
Feb
10

Cougnacuet – die Wassermühle im Tal

„Es klappert die Mühle am rauschenden Bach… klipp klapp….“ Das Lied kam mir wieder in den Sinn, als ich am Mühlbach der „Moulin fortifié de Cougnacuet“ stand. Die Mühle duckt sich in das enge Tal der Ouysse, im Limousin.  Der Himmel an jenem Septembermorgen 2007 war tiefblau, die Schwalben flogen lärmend um das Gebäude, die Sonne ließ glitzernde Lichtkaskaden auf dem klaren Flüsschen mit seinen tiefgrünen Wasserpflanzen erleuchten. Hellgrau und aufrecht stand das Steingebäude am Ufer über dem Mühlbach, ein kleiner Kahn lag malerisch im Wasser. Die weinumrankte Laube ist als Eingangsbereich und Kassenhäuschen hergerichtet, wo eine ältere Dame in Strickjacke und buntem Kittel den Eintritt von den wenigen Besuchern erhob. Sie lächelte freundlich, nippte an ihrem Thermoskannenkaffee und zog sich die Jacke enger um den Körper. Es war noch recht kühl im Schatten der hohen Felsen, die die Mühle umstehen.

Auf einem handgeschriebenen Schild erfuhren wir, dass die Mühle kurz vor 1300 begonnen und erst 50 Jahre später vollendet wurde. Sie gehörte zur Zisterzienserabtei bei Rocamadur, welche etwa 15 km entfernt ist. Und das ist ganz schön weit weg, bedenkt man, dass die Anbauflächen für das Getreide nicht gerade um die Ecke liegen. Das enge Flusstal scheint eher als Schutz der Mühle im unruhigen, von Hungersnöten und Pestzügen gekennzeichneten 14. Jahrhundert gedient zu haben als alleine, um das Wasser stauen zu können.

Im Inneren war es mächtig imposant, vier Mühlgänge lagen nebeneinander, fast so etwas wie eine mittelalterliche Industriemühle, die einen ordentlichen Ausstoß an Mehl und Kleie gehabt haben muss und sicherlich ohne Konkurrenz in der weiteren Umgebung war. Und somit konnten die Mönche auch alle Bauern, die wahrscheinlich sowieso in irgendeiner Art per Abgaben Abhängige waren, dazu zwingen, hier mahlen zu lassen. Bis 1959 hat die Mühle ihren Dienst getan, als Denkmal ist es bereits seit 1925 in den staatlichen Denkmallisten geführt, eine beeindruckende Geschichte.

Als ich an jenem wunderbaren Septembertag 2007 dort war, gab es eine tolle Führung, die ein ehemaliger Müller für die Interessierten macht. Wie das Korn zum Mehl wird, alle alten Gerätschaften, die hier außerdem stehen, wurden erklärt, aber der Höhepunkt seiner Fabulierkunst war der Wohnbereich des Müllers. Der imposante Kamin mit Sitzmöglichkeit am Feuer wurde mit viel Witz vorgeführt oder wie man sich am Fenster die Hände einst wusch. Und was des Müllers Lieblingsgetränk war, das zeigte er am lebenden Objekt: ein wunderbarer Pflaumenbrand wurde den erstaunten Besuchern zum Verkosten ausgeschenkt. Widerstand war zwecklos und so ging ich später höchst beschwingt in den wunderbaren Tag hinaus. Das Mahlwerk klapperte laut und unüberhörbar dazu – klipp – klapp.

06
Dez
09

Neues Museum, Eindrücke

Gestern war es endlich soweit: die Tickets waren bestellt und ausgedruckt, ein paar Freunde freuten sich ebenfalls auf einen gemeinsamen Besuch im Neuen Museum auf der Museumsinsel.  Ich hatte schon einiges gehört, die Neugierde auf den auf so ungewöhnliche Weise restaurierten Museumsbau war schon ziemlich groß.

Es wäre sehr viel zu schreiben, aber die Eindrücke waren derart vielfältig, ich selber nach ca. 6 Stunden Museumsbesuch abgefüllt, dass ich fast froh war, wieder die kühle dunkle Berliner Luft zu atmen. Natürlich wird es nicht das letzte Mal gewesen sein, dass ich dort war, auch wenn mir die Beleuchtung der Objekte, die Vitrineneinrichtung eher… naja.. waren.

Für mich war das Gebäude selber der optische Höhepunkt, allen Nofretetes, Trojas und Eberswaldes zum Trotz. So, jetzt habe ich’s geschrieben…




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