Posts Tagged ‘Richenza-die-Echte

24
Feb
14

Richenza von Northeim, eine mittelalterliche Herrscherin

Aus den Tiefen meines Blogs habe ich den Artikel vom 9.Oktober 2010 zu Richenza von Northeim, deutsche Königin und Kaiserin wieder hervorgeholt. Ich habe während einer Tagung in der vorletzten Woche 2010 die Anthropologin kennen gelernt, die während der Ausgrabungen 1978 die sterblichen Überreste der Kaiserin anthropologisch untersucht hat. Keine Frage, dass ich viele Fragen hatte, die der Kurzbeitrag des damaligen Ausgräbers in einer Publikation von 1985 nicht beantwortet hat. Er wird auch nicht mehr viel beantworten können, denn er ist inzwischen nicht mehr in der Lage, die Auswertung zu beenden. Das kommt davon, wenn die Ausgräber viel zu lange wichtige Befunde unbearbeitet „für später“ liegen lassen. Aber das ist ein anderes Thema, zurück zu Richenza:

Ihr letzter Wille war es, neben ihrem vier Jahre zuvor verstorbenen Mann beigesetzt zu werden. An sich ist es kein besonders ungewöhnlicher Wunsch einer hinterbliebenen Witwe. Nur der Ort, den sie damit meinte, hebt sich doch deutlich von einem normalen Gemeindefriedhof ab. Richenza war ja auch keine beliebige Bauersfrau, als sie 1141 im Alter von etwa Mitte fünfzig Jahren starb, sie war bis 1137 Kaiserin des Heiligen römischen Reiches deutscher Nation an der Seite von Kaiser Lothar III.
von Süpplingenburg gewesen. Die einzige Tochter Gertrud war mit Heinrich dem Stolzen von Bayern verheiratet, aus dem mächtigen Haus der Welfen. Auch er war vor der Zeit 1139 verstorben und ruhte bereits neben dem Schwiegervater in seinem Kalksteinsarkophag.

Richenza konnte sich auch als Witwe nicht aus dem öffentlichen Leben zurückziehen, wie es eigentlich für eine Frau gesetzten Alters im 12. Jahrhundert üblich gewesen wäre, zuviel stand noch für den Fortgang der Familie auf dem Spiel. Der Enkel, ebenfalls ein Heinrich, der später den Beinamen “der Löwe” erhalten sollte, musste das Erbe der sächsischen und bayerischen Herzogtümer gesichert werden und somit auch ein vages Anrecht auf die Königs- und folgerichtig auch auf die Kaiserwürde, um die zwischen Saliern, Staufern und Ottonen, den mächtigen Adelsfamilien gerungen wurde.
Nur wenige Jahre vorher hatten Lothar und Richenza das ehrgeizige Bauprojekt der Kirche in Königslutter als Grabkirche begonnen, die 1137, beim Tode Lothars noch lange nicht vollendet war. So waren damals nur die Ostteile der Kirche fertiggestellt, die Pfeiler des Langhauses noch gar nicht errichtet, das Kirchendach fehlte auch noch. Der Platz der Gräber war festgelegt: sie sollten vor dem Hauptaltar der Kirche liegen, so dass die dort Bestatteten an einem der prominentesten Ort innerhalb des Bauwerkes ihre letzte Ruhestätte finden sollten. Daher wurde zum Schutz der ersten Bestattungen ein hölzernes Totenhaus errichtet.
Der Ostteil der Kirche, der Chorbereich, sollte nach den burgundischen Vorbildern von Cluny einen reichen architektonischen Schmuck tragen, der auch den Vorstellungen des kaiserlichen Stifterpaars entsprach. Besonders gut erhalten haben sich die wunderbaren Jagdfriese außen an der Chorapsis.
Diese ursprüngliche Konzeption wurde auch bis etwa 1150 baulich umgesetzt, danach allerdings wurde ein radikaler Stilwechsel im Bereich des Langhauses durchgesetzt, die Rückkehr zu zurückhaltender regionaler Formensprache.
Im 13. Jahrhundert wurden die Gräber auch oberirdisch markiert: ein flaches Grabmal mit drei liegenden Figuren, die Heinrich den Stolzen, Lothar III. und Richenza darstellen sollten, wurde direkt über den drei Steinsarkophagen errichtet. Das Grab des Kaisers wurde bereits 1620 das erste Mal geöffnet und Insignien seiner Macht entnommen, das waren sein persönliches Schwert, eine Inschriftentafel und ein Reichsapfel aus Blei, ein Kelch und eine Hostienschale aus Silber und vermutlich auch die bleierne Grabkrone. Das kaiserliche Skelett, wenn auch ordentlich durcheinander gebracht, verblieb im Grab. 1978 wurde das Grab erneut geöffnet, dieses mal im Rahmen einer archäologischen Untersuchung. Dabei wurden noch ein Blei-Zepter, sowie zwei Fingerringe aus Gold und Silber und ein Paar Sporen nachgewiesen, aber auch hochinteressante Details zur Behandlung des Leichnams des Kaisers, der auf der Rückkehr von einem Italien-Feldzug in Tirol verstarb. Ob dieser wirklich bis auf die Knochen abgekocht wurde, erscheint nach heutiger Ansicht weiter unklar, es ist allerdings auf seinen Knochen eine Art Balsamierung nachgewiesen, die auch Myrrhe enthielt.

Bei den Beigaben aus Blei handelt es um ganz spezielle Anfertigungen für die Grablege, die als Zeichen zur Bußbereitschaft gedeutet werden, gleichzeitig aber den Rang der Bestatteten berücksichtigen.
Und in jenem Jahr 1978 sollten dann auch die Gräber von Heinrich und Richenza geöffnet und untersucht werden. Richenzas Grab enthielt außer ihren eher schlecht erhaltenen sterblichen Überresten eine Grabkrone aus Blei und Reste eines Blumenstraußes. Die Anthropologin erzählte mir auf Nachfragen, was es zur echten Richenza, der Kaiserin noch so berichten gab. Die Herrscherin selber könnte an Krebs gestorben sein, eine Wucherung am Brustbein deutet darauf hin. Der Blumenstrauß, den die in reiche Gewänder gekleidete Tote in ihrem Grab hatte, scheint ein Sträußchen Salbei gewesen zu sein.

Als ich vor ein paar Jahren, an einem kühlen Frühlingstag, den so genannten „Kaiserdom“ zu Königslutter besichtigt habe, war ich sicherlich eine der wenigen, die an Richenza gedacht haben. Ich habe ihr auch einen kleinen, auf der vorangegangenen Wanderung gepflückten Blumenstrauß mitgebracht, ein paar verblühende Vergissmeinnicht für die stolze Northeimerin, meine Richenza, waren auch dabei. Das nächste Mal bringe ich Salbei mit, es gibt ihn in so schönen Purpurfarben. Und das passt zu ja genau zu ihr.

Rekonstruktion der Tumba des 13. Jh.s über den Gräbern. Richenza trägt natürlich Rot!

Bildquelle: H. Rötting, Die Grablegung Kaiser Lothars III. am 31. Dezember 1137. In: K. Wilhelmi, Ausgrabungen in Niedersachsen, Archäologische Denkmalpflege 1979 – 1984 (Stuttgart: Theiss 1985), 287 – 293, Abb. S. 292.

Die Beiträge eines Kolloquiums zu Königslutter von 2007 harren weiter der Veröffentlichung sind seit 2012 veröffentlicht (s. Kommentare).
Hier das vollständige Zitat: T. Henkel (Hrsg.), „Nicht Ruh‘ im Grabe ließ man euch…“ – Die letzte Heimat Kaiser Lothars III. im Spiegel naturwissenschaftlicher und historischer Forschungen. Schriftenreihe der Stiftung Braunschweigischer Kulturbesitz (Braunschweig 2012).
ISBN 978-3-941737-81-5

Wer Richenza besuchen mag:

„Kaiserdom“; Vor dem Kaiserdom 1, 38154 Königslutter

Öffnungszeiten: 09.00 – 18.00 Uhr (April – Oktober), 09.00 – 17.00 Uhr (November – März)

Die Kosten betragen 2,50 € pro Person (bis 15 Jahre frei)

Öffentliche Domführungen:
Jeden Samstag 10 Uhr und Sonntag sowie Feiertag 14 Uhr finden öffentliche Domführungen statt. Eine Anmeldung ist nicht erforderlich. Dauer: ca. 1 Stunde Kosten: 2,50 € pro Person (bis 15 Jahre frei)

weitere Informationen: touristinformation@koenigslutter.de

05
Apr
10

Stockholm – Historiska Museet

Eben beim Suchen wieder gefunden: mein Lieblingsteufel! Er befindet sich auf einem spätmittelalterlichen Klappaltar in der „Gothischen Halle“ im Statens Historiska Museet in Stockholm.

Die zipfelmützige Gestalt tauchte schon am Eingang des Museums auf einem Plakat, zusammen mit anderen Exponaten dieses wunderbaren Museum in Übergröße auf. Ich musste schon grinsen, als ich begriff, dass hier ein Teufel dargestellt werden sollte und freute mich auf die Suche nach dem Original.

Zunächst habe ich ihn vollkommen aus den Augen verloren, denn die Sammlung des Museums ist einzigartig. Es ist ein Museum zum sich darin verlieren, die Augen gehen dem Besucher regelmäßig beim Gang durch die Räume über. Deutlich zu erkennen ist, dass die einzelnen Abteilungen immer einmal wieder neu gestaltet werden und die Besucher einmal mehr, einmal weniger an die Hand nehmen. Von den ältesten Funden der Mittelsteinzeit, einer sitzenden Bestattung bis hin zu der Wikingerzeit geht die optische Zeitreise. Zwischendurch wird der Besucher in einer Art Flughafenwartehalle mit einer sehr modernen Art auf die Sammlungsgewohnheiten von Museumsleuten eingestimmt, gleichzeitig dazu aufgefordert, diese Sammelei auch kritisch zu betrachten: in einem engen Kabinett werden prähistorische Funde aus Schweden aktuellen Gerätschaften wie Besen oder Zahnbürsten gegenüber gestellt. Sind die Unterschiede in Form und Farbe, regional verteilt auch eine Unterteilung des Landes in kulturelle Provinzen? Auch der Besucher mit fachlichem Hintergrund kommt ins Grübeln, aber auch dazu, sich nicht immer so ernst zu nehmen.

Richtig gefreut habe ich mich, „alte“ Bekannte wieder zu sehen: die Keramikkannen mit aufwändiger Zinnfoliendekorierung aus den Gräbern von Birka. Zwei von ihnen habe ich anlässlich einer großen Ausstellung zur Karolingerzeit 1999 selber in den Händen gehalten und sehr, sehr ehrfürchtig mit weißen Handschuhen in eine Vitrine gestellt.

Nach der Vikingerabteilung rückte wieder der kleine Teufel in den Vordergrund. In der Sonderausstellung zu Maria, der Mutter Jesu fand ich ihn nicht. Aber dennoch war es eine tolle Ausstellung, denn hier waren die wichtigsten spätromanischen und gothischen Maria-mit-Kind-Statuen in einer wundervollen Halle versammelt, in einer tollen Lichtinstallation in Szene gesetzt: als Mutter-Kind- resp. Stillgruppe standen die Statuen in einem Kreis frei im Raum, der Besucher konnte sie umgehen, erfassen und genau anschauen, ein sehr eindrückliches Erlebnis.

Und endlich fand ich auch den Teufel! Er versteckte sich im linken Seitenflügel eines spätmittelalterlichen Klappaltars und wies den Sündern den Weg in die Hölle.

Ehrlich gesagt wäre ich ihm wohl umgehend verfallen, dem spitzbübisch grinsenden Teufel mit den lachenden Augen, Typ charmantes Arschloch…

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Stockholm Östermalm
Narvavägen 13–17
(1. Oktober – 30. April): Di – So 11 – 17 Uhr, Do 11 – 20 Uhr
(1. Mai – 30. September): Mo – So 10 – 17 Uhr
Das Museumscafé ist sehr zu empfehlen!

13
Dez
09

Handgeschriebenes

Pünktlich zum Advent überlege ich, wer es denn wieder in den Reigen derer schafft, die eine handgeschriebene Karte von mir zugesandt bekommen.

Da sind vor allem die Freunde, die weit weg wohnen und die man mitunter nicht einmal im ablaufenden Jahr hat persönlich sehen können, dann gibt es noch ein paar Verwandte, auf die dasselbe Kriterium wie auf die oben genannten Freunde zu trifft und dann noch die, die man so gerne hat, dass man ihnen, obwohl man sich mitunter sogar mehrmals im Jahr gesehen hat, trotzdem eine handgeschriebene Karte für vorhandene und nicht vorhandene Kaminsimse. Ach ja, ein paar besonders wertvolle Kollegen bekommen natürlich auch noch etwas Füllfedriges.

Der Füller, mit dem ich schreibe, stammt von meinem Großvater, hat eine wundervolle mittelbreite, mittelflexible Feder und ist der einzige, mit dem ich einigermaßen lesbares auf’s Papier zaubere. Gefüllt wird er, wie schon bei meinem Großvater, am Tintenfasse, was ich, aus Erfahrung klug geworden, abseits mit den Karten belegten Schreibtisches tue. So vorbereitet kann es losgehen.

Und damit der Computer und seine Peripherie nicht gänzlich nutzlos ist, werden Bilder, die auf der Festplatte bis zur Weihnachtszeit schlummern, gedruckt und auf der Vorderseite der Karte festgeklebt.

Allerdings mache ich meist nach wenigen Karten, die mit guten Wünschen, dem Wichtigsten aus dem fast zurück liegenden Jahr und der formulierten Hoffnung, sich baldigst wieder zu sehen, beschrieben werden, die Erfahrung, dass meine Finger eher den Umgang mit der leichtgängingen Tastatur meines elektronischen Billettes vertraut sind als mit Großvaters Iridiumfeder. Der linke Handballen zwickt und zwackt und ich zwinge mich zum Beenden der gerade begonnenen Karte. Dann wird es Zeit für ein Päuschen, heute mit einer Tasse Tee und den Bemerkungen hier auf diesem Medium.

Zum Glück ist die Liste schon etwas geschrumpft, meine Begeisterung für das Handgeschriebene auch. Hoffentlich wissen es alle Adressaten auch zu würdigen, dass sie einen echte Autograph von Frau Richensa bekommen haben!

Dritter Advent

27
Nov
09

Bones!

Kekse!!!

Habe da mal gebacken…..

Rezept habe ich geviertelt, denn das war mir zum Ausprobieren doch etwas viel:

Mürbeteig für Kekse zum Ausstechen

1 kg Mehl

500 g Butter

500 g Puderzucker

4 Eier.

Zutaten zu einem Teig verkneten, mindestens eine Stunde kalt stellen. Dann den Teig auf bemehlter Arbeitsfläche ausrollen und schön ausstechen. Bei ca. 190°C Umluft ca. 12 min abbacken.

Wer mag und die 1kg-Mehl-Menge genommen hat, kann zwei Totenköpfe mit blutiger-richensaroter Johannisbeermarmelade zusammenkleben…

Na denn, frohe Ostern oder so!

23
Nov
08

Bursfelde spricht sich [bu:asfelde]

Wer als adelige Familie des frühen und hohen Mittelalters etwas auf dieselbe hielt, gründete ein Kloster oder ein Stift auf eigenem Besitz. Hier sollten Mönche oder Nonnen für das Seelenheil der Klosterstifter beten und sich im Regelfall auch um die Grablege ihrer Familienmitglieder kümmern, daneben sollte es natürlich auch als Darstellung der eigenen Dynastie dienen. Weiterlesen ‚Bursfelde spricht sich [bu:asfelde]‘




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