Posts Tagged ‘Provence

24
Sept
17

Pont Flavien

Brücken bauen, das konnten die Römer! Oder auch Triumphbögen. Manchmal waren die Brücken nicht nur einfache Verkehrsbauwerke, sondern auch Selbstdarstellung von Privatpersonen. Stellen Sie sich mal vor, dass Sie eine Brücke bauen lassen würden, einfach, weil Sie es können (meint, weil Sie es sich leisten können). Um 12 v. Chr. wurde diese Brücke über den Fluss Touloubre gebaut, klassisch mit einem Bogen, etwas ausgefallener mit den Triumphbögen an beiden Enden. Bezahlt hat, so verrät die Inschrift auf einem der Brückenbögen ein Priester namens Lucius Donnius Flavos. Die Brücke gehört zur Via Iulia Augusta, der römischen Fernstraße, die von Italen bis Arles und dann nach Spanien führte.


Auch hier, wie bei der Pont Julien, führte die Straße über Jahrhunderte nach den Römern immer noch auf der alten Trasse, bis nach dem 2. Weltkrieg. Gegen Ende des Krieges wurde das nördliche Portal durch Lastwagen stark beschädigt, aber natürlich inzwischen restauriert. In den Kalkstein haben sich über die Jahrhunderte die Spuren der Fuhrwerke und Karren eingegraben, sie sind gut zu sehen. Von den vier Löwen oben auf den Portalen ist nur einer römisch, die anderen drei stammen wohl aus dem 18. Jahrhundert.

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Heute führt die D10 nur wenige Meter westlich vorbei nach Saint-Chamas, welches zur Römerzeit bereits lange Zeit als ligurisch-keltisches Oppidum bestand. Der Ort liegt am Étang de Berre, einer großen Meeresbucht mit reichlich Industrie und etwa eine Stunde von Marseille entfernt, mittendrin also.. und doch kann man leicht vorbeifahren. Sollte man aber nicht, das Schauen lohnt sich!

23
Sept
17

Steinpilze – Les mourres

Herbstzeit ist Pilzzeit, wenn es einerseits regnet, aber auch noch warm genug ist. Diesen hier nördlich von Forcalquier macht die Trockenheit allerdings gar nichts aus. Bei den eindrucksvollen Steinen handelt sich um Überbleibsel aus kreidezeitlichen Meeren, als die Ablagerungen und Pflanzen langsam den Meeresboden bedeckten. Millionen Jahre später haben Tektonik, Sonne, Wind und Wasser die Landschaft zu ihrem heutigen Antlitz umgeformt: die „Steinpilze“ sind jene Überbleibsel, die nicht von der Erosion davongeweht wurden. Die Ginster- und Wacholderbüsche und wilder Thymian und vereinzelte Grasbüschel bilden ein fragiles Ökosystem, welches durch Wege erschlossen wird, außerdem ist das Gebiet an das System der größeren Wanderwege angeschlossen. Die Markierungen sind gut erkennbar angebracht, zudem gibt es die gelben Schilder an mehreren Stellen, die den Weg zurück zum Parkplatz oder nach Forcalquier weisen.
Im abendlichen Herbstlicht wanderten wird zwischen den tollen Steinen umher und sahen zu, wie sich die Sonne langsam dem Horizont näherte.

22
Sept
17

Ecomusée L’Olivier und Restaurant Les Petites Tables

Ein paar Kilometer nördlich von Manosque gibt es ein kleines Museum rund um die Olive. Auch hier, am Ecomusée „L’Olivier“ waren wir ein paar Mal vorbeigefahren, aber dieses Jahr stand es auf einem der oberen Plätze auf meinem Ferienprogramm, nicht zuletzt wegen des kleinen Restaurants, welches dazu gehört. Aber der Reihe nach: das Museum gibt es seit 2006, vorher hatte dessen Gründer Olivier Baussan Fotografen aus allen Regionen, in denen der Olivenbaum wächst, um Bilder der Ernte, von Bäumen und vor allem von den Bauern und Menschen rund um den unsterblichen Baum gebeten und in einer Fotoausstellung präsentiert. Ein Museum mit Räumen, Ausstattung und allem, was man sonst noch so braucht, einfach so zu gründen, ist natürlich auch ein gewichtiges Projekt, aber Herr Baussan ist zudem auch der Gründer der Kosmetikmarke „L’Occitaine“, die sich ja der Verwendung von natürlichen Zutaten verschrieben hat.
So zog die Ausstellung in einen großzügigen Steinbau ein, der entkernt wurde und nun einen großzügigen Raum bot.
Der Besucher wird nun durch die Geschichte des Olivenanbaus, die Ausbreitung des Baums rund um das Mittelmeer, um Sorten und Besonderheiten der Ernte von Marokko bis in den Libanon, von Italien, Spanien und Südfrankreich. Im oberen Stockwerk werden dem Besucher die unterschiedlichen Duftnoten der Öle nahegebracht.
Am längsten haben wir die bei den Filmen zur Olivenernte verbracht, rund um das Mittelmeer.
Zum Museum gehört natürlich auch ein Laden, in dem Produkte rund um die Ölive angeboten werden, nicht gerade preisgünstig, aber in großer Bandbreite. Hier kann man auch die Öle probieren, die scharfen von der grünen Olive bis hin zu den vollrunden von den reifen schwarzen.


Richtig begeistert waren wir aber vom Besuch im angeschlossenen kleinen Restaurant „Les petites tables“ ein paar Tage später. Ein spontaner Besuch mittags ist fast ausgeschlossen, denn die knapp 20 Plätze sind immer heiß begehrt. Es geht ein wenig anders zu als sonst in Frankreich: Vorspeise und Hauptgericht werden auf einem Teller gereicht, als Zusammenstellung in einem Tellergericht. In der kleinen Küche hinter der hohen Anrichte werden die überwiegend vegetarischen Teller zusammengestellt. Wer mag, kann sich auch noch Käse oder Wurst dazubestellen. Ich wollte Käse. Die samtige Tomatenvelouté mit leichter Schärfe, der Linsensalat mit Pfirisch (sensationell!), Auberginenpüree, der grüne Salat und beim Reisegefährten die wunderbaren Ravioli mit Feigen-Frischkäse-Füllung waren sehr gut. Als Nachtisch von Aprikosenmandelkuchen und Himbeertrifle rundeten unseren Mittagsausflug sehr schön ab. Nur der Kaffee war nicht so toll… aber egal.

21
Sept
17

Salagon – Römisches Landgut, Priorei, Gutshof, Museum

Lage, Lage, Lage!
Anders lässt sich das heutige Museum Salagon mit seinen Gärten kaum beschreiben: in dem weitgeschwungenen Tal zwischen Mane, Saint-Maime und nördlich Saint-Michel-l’Observatoire.

In den Anfangszeiten des Platzes befand sich hier ein römisches Landgut, welches an die Via Domitia, einer der ältesten Verbindungsstraßen zwischen Italien und dem spanischen Anreinergebieten des römischen Reiches, gut angebunden war. Bereits in den Unruhen der Völkerwanderungszeit wurden die Gebäude als christlicher Begräbnisplatz seit dem 5. Jh. genutzt, aus dem sich dann später die Kirche des 11. Jahrhunderts mitsamt der Priorei entwickelte. Umbauten, Umnutzungen, der Platz hat eine turbulente Geschichte hinter sich, bis die ganze Anlage 1981 unter Denkmalschutz gestellt und allmählich zu einem Museum mit einer guten Mischung aus Angucken, Anfassen und Wahrnehmen umgestaltet wurde.


Neben der Geschichte des Ortes widmet sich ein Gutteil der Botanik der Provence, dabei werden in einem Teil der Gärten die mittelalterliche Pflanzenwelt vor dem Auftauchen von Kartoffeln, Tomaten und Mais aus der neuen Welt vorgestellt, ihre Heilkräuter gegen allerlei Gebresten sowie die Nahrungsmittelpflanzen. In anderen Teilen wird der Haus- und Dorfgarten thematisiert sowie ausführlich auch Duftpflanzen, die mir besonders gut gefallen haben.

In den Sonderausstellungsbereichen gibt es derzeit fünf Ausstellungen, von denen ich mir aber nur zwei ausführlicher angeschaut habe: „Terre du milieu, terre ouverte“ und „Cabinet des curiousités“. Die erste, größere Ausstellung widmet sich dem Thema der Zu- und Abwanderung, sehr, sehr spannend! Armut und Änderung der Lebensbedingungen zwangen viel Provencalen aus den Hochtälern in die Städte, Dörfer verfielen/verfallen, es wurde kräftig ausgewandert (Stichwort Mexico!), auf der anderen Seite kamen aber immer wieder Zuwanderer aus dem Piemont als Minenarbeiter, als Köhler und Tagelöhner, aber auch aus Algerien kamen ehemalige Angehörige und Mitarbeiter der französischen Kolonialarmee. In diesen Zeiten eine Ausstellung mit mehrfachem Aha-Effekt. Stichwort Mexiko: In meinem Reiseführer (R. Nestmeyer, Haute-Provence im Michael-Müller-Verlag) hatte einen Beitrag eben über diese Mexikoauswanderung aus der Gegend um Barcelonette in der 1. Hälfte des 20. Jh.s gelesen, reiche Rückkehrer hatten feudale Villen ebendort gebaut. Bei unserem Besuch in Entrevaux waren mir zwei ältere Ehepaare aufgefallen, die zwischen Spanisch und einem etwas rauen Französisch hin- und herwechselten, da hatte ich mich schon gefragt, ob dies eventuell Besuch aus der neuen Welt war? Zu fragen traute ich mich natürlich nicht…
Die zweite Ausstellung richtet sich eher an jugendlicheres Publikum mit kürzerer Aufmerksamkeitsspanne: das Kuriositätenkabinett, bei dem auf einer Wand land- und hauswirtschaftliche Geräte des 18.-20. Jahrhunderts auf einer gelben Wand befestigt sind. Daneben ist ein Knopf angebracht, der nach dem Drücken eine Audio-Information über das Objekt preisgibt. Schön gemacht, nicht sehr aufwändig in der handwerklichen Umsetzung, ausleihfähig an andere Museen.

Auf alle Fälle neu ist das Informationssystem des Museums: es gibt den Hörführer, der mit einem internen GPS-System ausgestattet ist, welches auf dem Bildschirm des Samsung S3-Wischdings (Telefon ist es ja nicht mehr) dem Besucher durch die unterschiedlichen Bereiche hilft (sofern die Batterie ordentlich geladen ist!). Es ist neben französischer und englischer auch eine deutsche Sprachspur in sehr guter Qualität (Muttersprachler, gute Übersetzung) vorhanden.
Nach unserem ersten Besuch 2014 hat sich einiges verbessert, aber Luft nach oben ist ja immer, da hätte ich an manchen Stellen noch mehr Informationen als „Vertiefungsebene“ gehabt. Aber das ist wirklich Meckern auf hohem Niveau!

Den Gärten sah man die Trockenheit und das fortgeschrittene Jahr an, aber das ist ja auch natürlich, es macht trotzdem viel Spaß, hier zu schauen, anzufassen und zu schnuppern. Bei den vielen Pflanzen (um die 600 unterschiedliche) wäre aber für meinen Geschmack sehr viel mehr Info im Audio-/Medienguide wünschenswert, nur mit den französischen und lateinischen Namen konnte ich nicht immer wirklich etwas anfangen.

Ach, und ich habe wieder etwas gefunden, was Besucher wohl nicht finden sollten, ähnlich wie auf dem ehemaligen Friedhof von St-Maime:

Öffnungszeiten
Februar – April, Oktober bis 15. Dezember: 10 – 18 Uhr
Mai – September: 10 – 19 Uhr
Eintrittpreise:
Erwachsene 8 €
Ermäßigt für Kinder/Jugendliche 6 – 18 Jahre, Studenten, Arbeitslose, Schwerbeschädigte und Museumspassinhaber (gibt es als Sammelpass der Haute-Provence Museen gratis!!)
Familienticket (2 Erwachsene / 2 Kinder): 22 € (jedes weitere 3 €)

Noch mehr Info auf der Website des Museums

20
Sept
17

Wasserstandsmeldungen am Lac Ste-Croix

Wenn man schon einmal hier in der Region ist, kann man ja mal schauen, wie hoch das Wasser in meinem Lieblingssee steht, dem Lac de Sainte-Croix. So ging es am Mittwoch nachmittag zunächst einmal nach Moustier-Sainte Marie über die Hochfläche von Valensole, die ja für ihre Lavendelfelder bekannt ist. Dort war schon Herbst bis Winter eingekehrt, alles abgeernetet, alles runtergeschoren. Aber es ist ja nun einmal Landwirtschaft und nicht (nur) zur Freude der Touristen so lavendelig. Zunächst wollten wir in Moustier-Sainte Marie einen Kaffee trinken, um etwas aus dem düseligen Frühnachmittagstief zu kommen, aber noch ist das Örtchen aus der Kategorie „Un des plus beaux villages de France“ noch ziemlich gut besucht, so dass wir kaum einen Parkplatz am Ortsrand fanden. Sofort geht auch der Blick nach oben, ob der goldene Stern noch hoch über der Kapelle baumelt und schon geht der innere Ohrwurm los: „Ein Stern, der deinen Namen trägt…“ Schlimm! Aber der Stern ist noch an Ort und Stelle, so dass wir beruhigt nach einem Plätzchen für einen Kaffee Ausschau halten konnten.


Wir fanden einen Platz, wo wir einen anständigen „petit café“ und eine „menthe à l’eau“ bekamen, die Bedienung stärkte sich zwischendurch bei Zigarette und Bierchen auf der gegenüberliegenden Gassenseite.

Eher zufällig habe ich neben dem Rechner auch eine Festplatte mit auf Reisen genommen, so dass ich zu den Wasserstandsmeldungen gute Vergleichsbilder habe. 2014 war deutlich mehr Wasser im See als 2016, da aber annähernd soviel wie dieses Jahr, obwohl es wohl noch trockener war als im letzten Jahr.
Hier die Vergleiche von 2014, 2016 und 2017:

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Aufgenommen habe ich die Bilder am 31.8.2014 (viele Boote), am 13.9.2016 (weniger) und 20.9.2018 (fast keine mehr), tja, der Sommer ist eindeutig zuende im September!

19
Sept
17

Entrevaux – zwischen den Tälern

Nach einer Tour durch die voralpine Landschaft über die heute sehr bequem befahrbare Route über die N 85 (hier marschierte Napoleon 1815 auf der Rückkehr von Elba zumindest in Teilen lang) zuckelte unser Auto ohne den Umweg über Digne-les-Bains bis Barrème und dort auf der N 202 über St.André-les-Alpes, an Annot vorbei bis zum Zielort Entrevaux.


„Zwischen den Tälern“ bedeutet der Name, unzweifelhaft zutreffend! Schon von weitem sieht man bei gutem Wetter die Rückseite der mittelalterlichen Burg, die im 17. Jahrhundert weiter ausgebaut wurde. Die Rückseite hat aber wenig „17.“ an sich, finde ich.

Außer Ortsschild begüßt einen das „Un des plus beaux villages de France“-Schild, dies sollte man als Warnung betrachten, hier in der Hochsaison hinfahren zu wollen! Aber jetzt, im schönsten Septemberwetter ist es eine schöne Tour, die wir mit erfolgreichem Parkplatzfinden mit einem ersten Zwischenerfolg krönten. Der Var hat ein tiefes Tal in die Felsen geschliffen, das vom Besucher mithilfe einer Brücke überquert werden kann, heute nur als Fußgänger.
Die wechselvolle Geschichte als Bischofssitz seit dem 5. Jahrhundert, Zerstörungen, Besitzerwechsel und kurzzeitige Eroberung durch die Herzöge von Savoyen sind im französischen Wikipedia-Artikel zum Örtchen ausführlich dargelegt, und auch, dass der Baumeister Ludwigs XIV., Vauban, nie selber in Entrevaux war, wohl aber die Pläne zur Befestigung abgenickt hat. Und so wurde ab 1692 gebaut, aber nie fertiggestellt. Zwei Stadttore, die Port Royale und die Port de France erlaubten den Zugang zur Stadt über Zugbrücken, wobei bei beiden heute zwar noch „Zugbrücke“ dran steht, aber eine ziemlich sinnlose Verankerung der Ketten im modernen Gehweg nur zum Kopfschütteln reizt.

Die engen Gassen mit ihren Treppen, Durchgängen und der ehemaligen Bischofskirche locken zum Rundgang, überraschende Einblicken in einzelne Gebäude inklusive: eine Backstube, die mit Ofen, Schaufensterpuppen und einem Lobgesang auf das Bäckerhandwerk daherkommt oder eine Fotoausstellung zum Leben im Ort im frühen 20. Jahrhundert.

In einem Café am Place le Planet haben wir uns bei überbackenem Baguette und einem sehr ordentlichen Kaffee gestärkt, bevor wir auf einem anderen Weg wieder zur Port Royale zurückbummelten. Ein kleiner Laden mit Gewürzkuchen, „La Pain d’Epicerie“, lockte mich noch, denn die Besitzerin hatte den selbstgemachten Kuchen in den Sorte mit eingelegter Orange, mit eingekochter Aprikose, mit roten Früchten und Süßholz. Auch viele der Kräuter sammelt sie selber. Außerdem verkauft sie Lavendelhonig, der ausgesprochen lavendelig, aber nicht lavendelseifig schmeckt. Direkt neben dem Laden in der winzigen „rue du Marche“ hat sie ihre Backstube, die sie mir zeigte, als wir erst einmal in’s Plaudern über Gewürzkuchen, Pfefferkuchen, Weihnachtsgebäck und immaterielles Erbe (aka Omas Rezepte) kamen.
Mit Honigkuchen und Lavendelhonig bepackt, hochbeglückt, zogen wir von dannen, alleine dafür hätte sich die Tour gelohnt!

18
Sept
17

Saint-Maime

Schon oft bin ich unten im Tal am steilen Hügel von Saint-Maime vorbeigefahren, habe die Kapelle und den Turm gesehen, die wie Schattenrisse auf dem Steilkamm der abkippenden Muschelkalkbänke thronen. Den besten Blick hat man natürlich von unten, aber irgendwie fehlt noch ein Foto, denn es gibt keinen ordentlichen Halteplatz an der Straße.
Aber nun gut, ich wollte endlich einmal alles von Nahem sehen und dem Örtchen auch einen Besuch abstatten, wenn man schon in der Gegend ist.
Am Montagnachmittag war es dann soweit, kurz abgebogen und ein paar Kurven weiter standen wir mitten im Dorf an der Kirche. Hier gibt es einen kleinen Parkplatz, vermutlich auch der Platz, wo Veranstaltungen aller Art stattfinden. Festes Schuhwerk empfiehlt sich schon, wenn man die steilen Gassen hochsteigt und plötzlich nur noch einen kleinen Pfad vor sich hat, der sich steil nach oben windet.
Von der Burg ist nicht mehr viel vorhanden, das Schild mit der Schilderung der Geschichte direkt an den Kapelle der heiligen Agathe hat eindeutig schon bessere Zeiten gesehen. Immerhin kann man noch lesen, dass die Burg, die einst bestand, Raimond Berengar IV, Graf der Provence gehörte. Und angeblich sollen auch alle seine vier Töchter hier wichtige Jahre ihres Lebens verbracht haben, bevor sie allesamt Königinnen wurden: Margarethe heiratete Ludwig IX. den Heiligen von Frankreich, Eleonore den englischen König Heinrich III., ihre Schwester Sanchia Richard von Cornwall, der während des Interregnums zwischen Staufern und Habsburgern auch deutscher König war, und Beatrice den sizilianischen König. Nun, außer der Kapelle und dem achteckigen Turm sind nur noch ein paar Mauerreste erhalten, so dass die Vorstellung einer mächtigen Burg auch mir schwerfällt.


Der Ausblick auf die umgebende Landschaft mit ihren Dörfern, Burgen und Städten ist aber alle Male grandios, selbst, wenn einmal nicht die Sonne strahlt.

Zum Abschluss haben wir noch einen kleinen Gang durch das alte Dorf gemacht, welches auch etwas im Dornröschenschlaf liegt, denn das moderne Leben findet weiter im Tal statt. Aber ein paar geklaute Feigen, diese Jahr durch die Trockenheit zwar sehr klein, aber auch sehr schmackhaft, haben mir den Spazierganz zusätzlich versüßt.

Und wie es sich für mich gehört, habe ich auf dem eigentlich komplett beräumten Friedhof doch noch etwas gefunden.

17
Sept
17

Le Pont romane de Mane

Nur wenige Spazierminuten westlich der ehemaligen Priorei von Salagon liegt die Brücke über die Laye versteckt. Die Route N 100 Richtung Apt geht seit dem 19. Jahrhundert einige hundert Meter weiter südlich über eine kaum bemerkbare Richtung Apt, aber hier scheint die Zeit etwas stehengeblieben zu sein.
Es hat in diesem Sommer wieder sehr wenig geregnet, so dass das Flüßchen Laye kaum mehr als ein rinnsaliger Bach ist, der sich durch die Kalkfelsen schlängelt. Im Winter oder zur Schneeschmelzenzeit dürfte hier aber ordentlich mehr Wasser das Tal hinuntertosen.
Die Sonne genießend setzten wir uns auf einen Steinblock am Ufer des Rinnsales und schauten einfach nur in den blauen Himmel. Drei Bögen hat sie, die Brücke und Wellenbrecher, die die Massen bei Hochwasser im Zaum halten sollen. Ziemlich steil geht der schmale Weg hoch und wieder herunter.


Die Beschilderungen schreiben „pont roman“, also „romanische Brücke“, dem Wikipedia-Artikel, in dem sie als römisch angesehen wird, muss man nicht glauben, denn die römische Straße Via Domitia verlief südlich von Mane. Außerdem scheint die Brücke doch diverse Umbauten bis in die frühe Neuzeit erlebt zu haben. Und meiner Meinung nach wurde sie vor nicht allzu langer Zeit umfassend überarbeitet, denn der Straßenbelag auf der Brücke zeigt so gar keine Karrenspuren, die sich im Laufe der Jahrhunderte in den weichen Kalkstein des Baumaterials eingeschliffen haben müssen.

Aber wenn man da am Ufer sitzt und einfach nur den Urlaub genießt, ist das auch vollkommen egal. Wir hatten die Brücke für uns ganz alleine, fast eine halbe Stunde lang. Dann kam eine Familie mit umfangreicher Picknickausstattung und wir zogen schnell weiter….

17
Sept
17

Mane, Haute-Provence

Während in Deutschland gefühlt jeden Tag mehr Rollatoren auf den Bürgersteigen zu sehen sind, sieht man sie in Frankreich so gut wie nie. Entweder sind die Franzosen zu vernünftig, sich von diesen Dingern den letzten Rest eigener Körperspannung nehmen zu lassen, die Krankenkassen nicht so (vermeintlich) freigiebig oder die älteren Damen und Herren einfach zu stolz, mit so einem Ding durch die Gegend zu schieben. Möglicherweise wohnen sie auch einfach nur in einem Dorf mit Kopfsteinpflaster, Treppen drinnen und draußen und engen Hauseingängen.
Mane ist so ein Örtchen, eine Route National führt hindurch, da ist es in der Regel lebensgefährlich, auf den handtuchbreiten Gehsteigen vor einem großen Lastwagen zu balancieren, da bleibt man lieber auf der Straßenseite mit dem Hauptteil des Dorfes mitsamt Kirche, Bäcker und Lebensmittelladen. Der alte Teil des Dorfes schmiegt sich an den örtlichen Berg und breitete sich unterhalb der barocken Zitalle aus, die nach und nach von einem privaten Besitzer restauriert wird.

Anders als das benachbarte Forcalquier ist der Ort noch nicht dem Ausverkauf der alten Häuser an Wochenend- und Ferienbewohner aus Nah und Fern anheim gefallen, was zwar dem Erhalt mitunter abträglich ist, aber so ist der Nachbar eben nicht nur ein paar Wochen im Jahr Nachbar.


Der Bäcker backt selber, die Lebensmittelladen hat alles, was man braucht, nur den Metzger gibt es nicht mehr am Dorfplatz. Markt wird am Sonntag gehalten, nur ein paar wenige Stände sind nun, Ende September, aufgebaut: zwei Gemüsestände, ein Crêpestand und am Sonntag darf der Hähnchenbräter nicht fehlen. Hier kostet das propere Bauernhuhn 14 €, aber davon wird eine ganze Familie satt oder es reicht für die ganze Woche.
Außerdem gibt es ein Bistrot an der Kreuzung, an der man Richtung Manosque abbiegt. Hier muss die Bedienung den Kaffee, die Menthe à l’eau oder das Mittagessen über die Straße tragen, dafür ist immer etwas los.

16
Sept
17

Die Mönche von Les Mées

Wieviele Autobahnparkplätze gibt es schon, die sich lohnen, doch anzuhalten? Ich meine nicht die, auf denen man notgedrungen (Treibstoff für das Auto oder sich selber oder zum Händewaschen) anhalten muss.
Mir fallen im Moment nur zwei ein, beide in Frankreich: einmal den mit dem wunderbaren Blick auf Carcassonne und dann diesen hier mit der Aussicht auf die Felsen von Les Mées. Auch wenn Carcassone im Sommer von Besuchern überschwemmt wird: es ist nur ein im 19. Jh. restauriertes Mittelaltermärchen! Aber von ferne schaut die Stadt sehr schön aus…
Auch bei Les Mées schaut man am besten aus der Ferne, denn wenn man am Fuße der Felsen steht, sieht man das Wesentliche kaum: die in einer langen Reihe stehenden Felsen (in Wirklichkeit nur ein Felsenband) sind von Wasser und Wind erodiert und sind dann nur groß, man selber klein. Aber von Ferne, da scheinen sie wie eine Wandergruppe jenseits der Autobahn unterwegs zu sein. Und so erzählt auch die Sage, dass die Felsen eigentlich verwandelte Mönche seien, die den Töchtern eines Mauren nachstellten, der aus dem heute Spanischen in die Provence gekommen sei (aka verschleppt). Zur Strafe für das unbotmäßige Verhalten der Mönche seien diese vom heiligen Donatus in eben jene Steinstelen verwandelt worden, um am Ort ihrer Untat Buße zu tun. Sie scheinen noch nicht damit abgeschlossen zu haben und stehen wie mit der Kapuze ihres Habits auf den gesenkten Köpfen da.
Also, wenn Sie auf der A 51 gen Süden reisen sollten, halten Sie auf dem Parkplatz an und schauen Sie über die Durance, vorzugsweise nachmittags, denn dann steht die Sonne günstig. Und warten Sie nicht zu lange: die Bäume an der Raststelle wachsen stetig die Aussicht zu!




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