Posts Tagged ‘wunderbar

07
Feb
21

Sonntagssüß – Schokoladen-Birnen-Kuchen

Meine Covid-Quarantäne ging am Freitag zu Ende und ich machte mich schnellstmöglich nach Berlin auf, um einmal im wahrsten Sinne des Wortes einen Tapetenwechsel zu haben. Nachdem ich am letzten Wochenende die weiße Winterwelt in der Wohnung nur von ferne betrachten konnte, wollte ich an diesem Wochenende doch etwas draußen umherspazieren. Nun wurde seit Tagen der Polarwirbel herbeigeschwurbelt, erst sollte es bei uns ab Freitag schneien, so richtig, dann ab Samstag.Nüscht, was mir für die Hinfahrt nach Berlin ganz recht war. Auf unserem Hausberg jenseits der großen Straße rutschten Kinder und Eltern trotz kaum scheeiger Bedeckung auch schon am Samstag umher, also war das Spazierengehen mangels Schnee nur so mittel-toll.
Für die kommende Woche wollte ich noch etwas Vorräte wegbacken, zumal mein Mann den Kuchen, den er mir die Woche zuvor in die Quarantäne geliefert hatte, noch einmal zubereiten wollte. #throwbackthursday: Hach, das war so lieb, dass er mir den Kuchen an meinem Geburtstag in einem Rotkäppchenkorb mit Blumen und FFP2-Masken vor die Wohnungstür in Brandenburg stellte. Als ich die Tür öffnete, dauerte es Sekunden, bis mir klar war, dass wirklich ER vor der Tür stand, mit Mütze und Maske sah er erst ganz fremd aus. Dann öffneten sich meine internen Schleusen, ich heulte, was das Zeug hielt: einmal, weil ich mich so sehr freute, aber auch, weil ich ihn nicht umarmen und herzen durfte. Er stand an der gegenüberliegenden Korridorwand, ich zwei Schritte in der Wohnung: vier Schritte sind unendlich weit entfernt gewesen!
Das Ergebnis des (negativen) PCR-Tests kam erst am nächsten Tag….

So, zum Kuchenrezept aus meinem Rezeptheft, noch handgeschrieben.

Schokoladen-Birnen-Kuchen

100 g weiche Butter
150 g Zucker
1 TL Vanillezucker
2 Eier
125 g Mehl / 1 TL Backpulver
3 EL Kakaopulver
50 g gehackte Haselnüsse
50 g gehackte Bitterschokolade
8 Birnenviertel (eingekocht oder aus der Dose)

Kastenform (25 cm) fetten und den Backofen schon einmal auf 180°C Ober- und Unterhitze vorheizen. Birnen abtropfen lassen!

Butter, Zucker, Vanillezucker schaumig rühren, die Eier einzeln nachgeben und unterrühren.

Mehl und Backpulver in die Mischung sieben, unterheben, dann die Kakaopulver und gehackte Schokolade einarbeiten.
Den Teig in die Form geben, glattstreichen. Die Birnen aufrecht in den Teig drücken, so dass nur noch wenig oben hinausschaut.

Den Kuchen 50 min backen, am besten mit der Stäbchenprobe schauen, ob der Teig gut ist. Zwischen den Birnen darf er aber ruhig noch „klitschig“ sein.

Ausnahmsweise hat der Kuchen einen schokoladigen Überzug nach dem Abkühlen bekommen.
Am Sonntag haben wir diesen gemeinsam probiert, die Reste brav geteilt. Meinen Anteil habe ich schon wieder nach Brandenburg an der Havel verbracht.

25
Mär
19

Besuch in Międzyzdroje 2019 und Misdroy 1939

Eigentlich wollten wir ja nach Lübeck, der beste Reisegefährte und ich, aber es kam anders. So wurde es Usedom für den kurzen Tapetenwechsel. Für mich oben auf meiner Liste der Wunschziele stand das Ostseebad Międzyzdroje, knapp östlich von Swinoujscie/Swinemünde, denn ich wollte mal nachschauen, wo meine Großeltern mit ihren fünf Kindern am Vorabend des Ausbruchs des 2. Weltkriegs im Urlaub waren. Die Tanten hatten meiner Schwester und mir vor Jahren davon erzählt und damals, 2009, wollten wir zu viert eigentlich dorthin ebenfalls zu einem verlängerten Wochenende fahren, generationsübergreifend. Aber kurz vorher hatte eine der beiden Tanten ihre Krebsdiagnose bekommen und wollte die Fahrt verschieben, was sie später bitterlich bereute, denn es wurde nichts mehr daraus. Und nun bald zehn Jahre später wollte ich zumindest „mal gucken“. Nun waren wir also da, das Wetter war uns für eine gute Stunde hold, sogar kurzzeitig mit blauem Himmel bei einer steifen Brise und kostenfreien Parkplätzen in der Ortsmitte. Beim Gang Richtung Strand fiel mir eines der wenigen älteren Gebäude im Ort auf, die Kapelle „Stella Matutina“, bei deren Namen etwas im Hinterstübchen klingelte, ohne dass ich mich an Details erinnern konnte.

Kapelle als Erinnerungsstütze

Am Strand angekommen, erklommen wir die Seebrücke, die zur eher stillen Seebrücke in Ahlbeck schon in der Vorsaison quirlig und eher auf ein breites Publikum ohne güldene Löffel oder Kreditkarte aus ist. Diese betongestützte Version ist die dritte an diesem Ort, optisch erinnert nur der Eingangsbereich an die „Kaiser-Friedrich-Brücke“ von 1885. Man durchläuft eine kleine Enkaufspassage mit Gastrobereich, bevor man wieder Seeluft schnuppern kann.

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Das wunderbare Baisergetört hatte es mir absolut angetan, aber der Reisegefährte wollte partout nicht einkehren!
Bei dem starken Wind zeigten sich für die Ostsee ordentlich Wellen, die auf den breiten, Anfang März aber nur von Spaziergängern begangenen Strand, leider zogen auch bald schon wieder Regenwolken über den Horizont hinein. Als wir im Auto zurück nach Westen saßen, klatschen schon die nächsten Schauer gegen das Auto.

Als ich wieder zuhause war, bat ich unsere Tante um Details und Fotos vom Urlaub und sie lieferte!
Offensichtlich waren sie mehr als einmal in Misdroy, denn unsere Oma sieht auf den ersten Bildern jünger aus, zudem sind erst zwei von fünf Kindern zu sehen. Untergekommen waren sie wirklich beim „Morgenstern“, wie sie erzählte. Zur Kapelle gehörte ein Gästehaus, welches von Nonnen geführt wurde.

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Der erste Urlaub muss Anfang der 1930er Jahre gewesen sein, denn es sind nur die beiden ältesten Kinder auf den Fotos zu sehen, zudem ist unsere Oma Else noch dunkelhaarig.

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Beim zweiten Urlaub sind alle fünf Kinder dabei: K5 war unser Vater als Dreijähriger, K2 ist unsere Tante, K4 die zweite, mit der wir 2009 eigentlich zu viert verreisen wollten.

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Ein paar Bilder hatte ich bereits aus dem Nachlass unseres Vaters, unsere Tante schickte auch noch ein paar, die allerdings ®Tantencopy (mit dem iPad vom windows-Rechner abfotografiert wurden) sind und die ich bei nächster Gelegenheit nachreiche.

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17
Feb
19

Ton, Steine, Scherben… in Crinitz

Ja, es ist schon eine ganze Weile her, dass ich hier geschrieben habe. Asche auf mein Haupt, allerdings habe ich auch einen Armvoll Ausreden parat: vor allem das echte Leben fordert, aber dazu ein anderes Mal. Außerdem gestehe ich es: ich bin etwas schreibfauler geworden, weil es so viel einfacher ist, einfach einmal bei instag**m ein Bilchen mit entsprenden Hashtags hochzuladen.
Aber wieder einmal gelobe ich Besserung!
Und somit möchte einen kleinen Abendausflug aus dem letzten Jahr aus der Erinnerungskiste holen, als ich Ende Juni 2018 nach Crinitz fuhr, um auf den letzten Drücker noch beim Töpfer noch ein paar kleine Gugelhupfformen zu erstehen.


Seit mehr als 125 Jahren gibt es die Töpferei, im Laufe der Zeit wurde das Sortiment immer einmal den Zeiten angepasst, geblieben ist die Handarbeit. Als ich meinen kurzfristigen Besuch machte, hatte ich Glück, denn Töpferin Annett Schulze hatte Zeit für mich und zeigte mir den Ofen und Teile der Werkstatt. Zur Werkstatt gehören zwei Öfen, von denen derzeit nur der größere mit 6 m² Volumen betrieben wird. Bis allerdings diese Volumen mit Rohware in ausreichender Menge bestückt werden kann, dauert es einige Monate. Betrieben wird der Ofen mit Öl und auch mit Holz, denn nur durch die Flammen bekommt die Töpferware die charakteristische, pointilistische Oberfläche im Steinzeugton. Ja, Steinzeug wird hier produziert, dazu braucht es Temperaturen von mehr als 1150°C im Ofen. An sich reichen dies aus, um den Scherben wasserundurchlässig zu machen, bei Schulzens werden die Gefäße jedoch noch mit einer Glasur versehen.
Einen Gutteil der Töpfe wird im Freilandmuseum Lehde bei Lübbenau im Spreewald verkauft, darüber bin ich auch an die Töpferei „geraten“.
Mit nach Hause genommen habe ich zwei Kugelhupfformen, die ich endlich heute mit dem Orangenkuchen von der giftigenblonde eingeweiht habe, ein schönes Sonntagssüß!

Herbert Schulze Crinitz ®
Hauptstraße 67 – 03246 Crinitz
Telefon : 035324 480 oder -528
http://www.schulze-crinitz.de

24
Sept
17

Pont Flavien

Brücken bauen, das konnten die Römer! Oder auch Triumphbögen. Manchmal waren die Brücken nicht nur einfache Verkehrsbauwerke, sondern auch Selbstdarstellung von Privatpersonen. Stellen Sie sich mal vor, dass Sie eine Brücke bauen lassen würden, einfach, weil Sie es können (meint, weil Sie es sich leisten können). Um 12 v. Chr. wurde diese Brücke über den Fluss Touloubre gebaut, klassisch mit einem Bogen, etwas ausgefallener mit den Triumphbögen an beiden Enden. Bezahlt hat, so verrät die Inschrift auf einem der Brückenbögen ein Priester namens Lucius Donnius Flavos. Die Brücke gehört zur Via Iulia Augusta, der römischen Fernstraße, die von Italen bis Arles und dann nach Spanien führte.


Auch hier, wie bei der Pont Julien, führte die Straße über Jahrhunderte nach den Römern immer noch auf der alten Trasse, bis nach dem 2. Weltkrieg. Gegen Ende des Krieges wurde das nördliche Portal durch Lastwagen stark beschädigt, aber natürlich inzwischen restauriert. In den Kalkstein haben sich über die Jahrhunderte die Spuren der Fuhrwerke und Karren eingegraben, sie sind gut zu sehen. Von den vier Löwen oben auf den Portalen ist nur einer römisch, die anderen drei stammen wohl aus dem 18. Jahrhundert.

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Heute führt die D10 nur wenige Meter westlich vorbei nach Saint-Chamas, welches zur Römerzeit bereits lange Zeit als ligurisch-keltisches Oppidum bestand. Der Ort liegt am Étang de Berre, einer großen Meeresbucht mit reichlich Industrie und etwa eine Stunde von Marseille entfernt, mittendrin also.. und doch kann man leicht vorbeifahren. Sollte man aber nicht, das Schauen lohnt sich!

23
Sept
17

Steinpilze – Les mourres

Herbstzeit ist Pilzzeit, wenn es einerseits regnet, aber auch noch warm genug ist. Diesen hier nördlich von Forcalquier macht die Trockenheit allerdings gar nichts aus. Bei den eindrucksvollen Steinen handelt sich um Überbleibsel aus kreidezeitlichen Meeren, als die Ablagerungen und Pflanzen langsam den Meeresboden bedeckten. Millionen Jahre später haben Tektonik, Sonne, Wind und Wasser die Landschaft zu ihrem heutigen Antlitz umgeformt: die „Steinpilze“ sind jene Überbleibsel, die nicht von der Erosion davongeweht wurden. Die Ginster- und Wacholderbüsche und wilder Thymian und vereinzelte Grasbüschel bilden ein fragiles Ökosystem, welches durch Wege erschlossen wird, außerdem ist das Gebiet an das System der größeren Wanderwege angeschlossen. Die Markierungen sind gut erkennbar angebracht, zudem gibt es die gelben Schilder an mehreren Stellen, die den Weg zurück zum Parkplatz oder nach Forcalquier weisen.
Im abendlichen Herbstlicht wanderten wird zwischen den tollen Steinen umher und sahen zu, wie sich die Sonne langsam dem Horizont näherte.

22
Sept
17

Ecomusée L’Olivier und Restaurant Les Petites Tables

Ein paar Kilometer nördlich von Manosque gibt es ein kleines Museum rund um die Olive. Auch hier, am Ecomusée „L’Olivier“ waren wir ein paar Mal vorbeigefahren, aber dieses Jahr stand es auf einem der oberen Plätze auf meinem Ferienprogramm, nicht zuletzt wegen des kleinen Restaurants, welches dazu gehört. Aber der Reihe nach: das Museum gibt es seit 2006, vorher hatte dessen Gründer Olivier Baussan Fotografen aus allen Regionen, in denen der Olivenbaum wächst, um Bilder der Ernte, von Bäumen und vor allem von den Bauern und Menschen rund um den unsterblichen Baum gebeten und in einer Fotoausstellung präsentiert. Ein Museum mit Räumen, Ausstattung und allem, was man sonst noch so braucht, einfach so zu gründen, ist natürlich auch ein gewichtiges Projekt, aber Herr Baussan ist zudem auch der Gründer der Kosmetikmarke „L’Occitaine“, die sich ja der Verwendung von natürlichen Zutaten verschrieben hat.
So zog die Ausstellung in einen großzügigen Steinbau ein, der entkernt wurde und nun einen großzügigen Raum bot.
Der Besucher wird nun durch die Geschichte des Olivenanbaus, die Ausbreitung des Baums rund um das Mittelmeer, um Sorten und Besonderheiten der Ernte von Marokko bis in den Libanon, von Italien, Spanien und Südfrankreich. Im oberen Stockwerk werden dem Besucher die unterschiedlichen Duftnoten der Öle nahegebracht.
Am längsten haben wir die bei den Filmen zur Olivenernte verbracht, rund um das Mittelmeer.
Zum Museum gehört natürlich auch ein Laden, in dem Produkte rund um die Ölive angeboten werden, nicht gerade preisgünstig, aber in großer Bandbreite. Hier kann man auch die Öle probieren, die scharfen von der grünen Olive bis hin zu den vollrunden von den reifen schwarzen.


Richtig begeistert waren wir aber vom Besuch im angeschlossenen kleinen Restaurant „Les petites tables“ ein paar Tage später. Ein spontaner Besuch mittags ist fast ausgeschlossen, denn die knapp 20 Plätze sind immer heiß begehrt. Es geht ein wenig anders zu als sonst in Frankreich: Vorspeise und Hauptgericht werden auf einem Teller gereicht, als Zusammenstellung in einem Tellergericht. In der kleinen Küche hinter der hohen Anrichte werden die überwiegend vegetarischen Teller zusammengestellt. Wer mag, kann sich auch noch Käse oder Wurst dazubestellen. Ich wollte Käse. Die samtige Tomatenvelouté mit leichter Schärfe, der Linsensalat mit Pfirisch (sensationell!), Auberginenpüree, der grüne Salat und beim Reisegefährten die wunderbaren Ravioli mit Feigen-Frischkäse-Füllung waren sehr gut. Als Nachtisch von Aprikosenmandelkuchen und Himbeertrifle rundeten unseren Mittagsausflug sehr schön ab. Nur der Kaffee war nicht so toll… aber egal.

21
Sept
17

Salagon – Römisches Landgut, Priorei, Gutshof, Museum

Lage, Lage, Lage!
Anders lässt sich das heutige Museum Salagon mit seinen Gärten kaum beschreiben: in dem weitgeschwungenen Tal zwischen Mane, Saint-Maime und nördlich Saint-Michel-l’Observatoire.

In den Anfangszeiten des Platzes befand sich hier ein römisches Landgut, welches an die Via Domitia, einer der ältesten Verbindungsstraßen zwischen Italien und dem spanischen Anreinergebieten des römischen Reiches, gut angebunden war. Bereits in den Unruhen der Völkerwanderungszeit wurden die Gebäude als christlicher Begräbnisplatz seit dem 5. Jh. genutzt, aus dem sich dann später die Kirche des 11. Jahrhunderts mitsamt der Priorei entwickelte. Umbauten, Umnutzungen, der Platz hat eine turbulente Geschichte hinter sich, bis die ganze Anlage 1981 unter Denkmalschutz gestellt und allmählich zu einem Museum mit einer guten Mischung aus Angucken, Anfassen und Wahrnehmen umgestaltet wurde.


Neben der Geschichte des Ortes widmet sich ein Gutteil der Botanik der Provence, dabei werden in einem Teil der Gärten die mittelalterliche Pflanzenwelt vor dem Auftauchen von Kartoffeln, Tomaten und Mais aus der neuen Welt vorgestellt, ihre Heilkräuter gegen allerlei Gebresten sowie die Nahrungsmittelpflanzen. In anderen Teilen wird der Haus- und Dorfgarten thematisiert sowie ausführlich auch Duftpflanzen, die mir besonders gut gefallen haben.

In den Sonderausstellungsbereichen gibt es derzeit fünf Ausstellungen, von denen ich mir aber nur zwei ausführlicher angeschaut habe: „Terre du milieu, terre ouverte“ und „Cabinet des curiousités“. Die erste, größere Ausstellung widmet sich dem Thema der Zu- und Abwanderung, sehr, sehr spannend! Armut und Änderung der Lebensbedingungen zwangen viel Provencalen aus den Hochtälern in die Städte, Dörfer verfielen/verfallen, es wurde kräftig ausgewandert (Stichwort Mexico!), auf der anderen Seite kamen aber immer wieder Zuwanderer aus dem Piemont als Minenarbeiter, als Köhler und Tagelöhner, aber auch aus Algerien kamen ehemalige Angehörige und Mitarbeiter der französischen Kolonialarmee. In diesen Zeiten eine Ausstellung mit mehrfachem Aha-Effekt. Stichwort Mexiko: In meinem Reiseführer (R. Nestmeyer, Haute-Provence im Michael-Müller-Verlag) hatte einen Beitrag eben über diese Mexikoauswanderung aus der Gegend um Barcelonette in der 1. Hälfte des 20. Jh.s gelesen, reiche Rückkehrer hatten feudale Villen ebendort gebaut. Bei unserem Besuch in Entrevaux waren mir zwei ältere Ehepaare aufgefallen, die zwischen Spanisch und einem etwas rauen Französisch hin- und herwechselten, da hatte ich mich schon gefragt, ob dies eventuell Besuch aus der neuen Welt war? Zu fragen traute ich mich natürlich nicht…
Die zweite Ausstellung richtet sich eher an jugendlicheres Publikum mit kürzerer Aufmerksamkeitsspanne: das Kuriositätenkabinett, bei dem auf einer Wand land- und hauswirtschaftliche Geräte des 18.-20. Jahrhunderts auf einer gelben Wand befestigt sind. Daneben ist ein Knopf angebracht, der nach dem Drücken eine Audio-Information über das Objekt preisgibt. Schön gemacht, nicht sehr aufwändig in der handwerklichen Umsetzung, ausleihfähig an andere Museen.

Auf alle Fälle neu ist das Informationssystem des Museums: es gibt den Hörführer, der mit einem internen GPS-System ausgestattet ist, welches auf dem Bildschirm des Samsung S3-Wischdings (Telefon ist es ja nicht mehr) dem Besucher durch die unterschiedlichen Bereiche hilft (sofern die Batterie ordentlich geladen ist!). Es ist neben französischer und englischer auch eine deutsche Sprachspur in sehr guter Qualität (Muttersprachler, gute Übersetzung) vorhanden.
Nach unserem ersten Besuch 2014 hat sich einiges verbessert, aber Luft nach oben ist ja immer, da hätte ich an manchen Stellen noch mehr Informationen als „Vertiefungsebene“ gehabt. Aber das ist wirklich Meckern auf hohem Niveau!

Den Gärten sah man die Trockenheit und das fortgeschrittene Jahr an, aber das ist ja auch natürlich, es macht trotzdem viel Spaß, hier zu schauen, anzufassen und zu schnuppern. Bei den vielen Pflanzen (um die 600 unterschiedliche) wäre aber für meinen Geschmack sehr viel mehr Info im Audio-/Medienguide wünschenswert, nur mit den französischen und lateinischen Namen konnte ich nicht immer wirklich etwas anfangen.

Ach, und ich habe wieder etwas gefunden, was Besucher wohl nicht finden sollten, ähnlich wie auf dem ehemaligen Friedhof von St-Maime:

Öffnungszeiten
Februar – April, Oktober bis 15. Dezember: 10 – 18 Uhr
Mai – September: 10 – 19 Uhr
Eintrittpreise:
Erwachsene 8 €
Ermäßigt für Kinder/Jugendliche 6 – 18 Jahre, Studenten, Arbeitslose, Schwerbeschädigte und Museumspassinhaber (gibt es als Sammelpass der Haute-Provence Museen gratis!!)
Familienticket (2 Erwachsene / 2 Kinder): 22 € (jedes weitere 3 €)

Noch mehr Info auf der Website des Museums

20
Sept
17

Wasserstandsmeldungen am Lac Ste-Croix

Wenn man schon einmal hier in der Region ist, kann man ja mal schauen, wie hoch das Wasser in meinem Lieblingssee steht, dem Lac de Sainte-Croix. So ging es am Mittwoch nachmittag zunächst einmal nach Moustier-Sainte Marie über die Hochfläche von Valensole, die ja für ihre Lavendelfelder bekannt ist. Dort war schon Herbst bis Winter eingekehrt, alles abgeernetet, alles runtergeschoren. Aber es ist ja nun einmal Landwirtschaft und nicht (nur) zur Freude der Touristen so lavendelig. Zunächst wollten wir in Moustier-Sainte Marie einen Kaffee trinken, um etwas aus dem düseligen Frühnachmittagstief zu kommen, aber noch ist das Örtchen aus der Kategorie „Un des plus beaux villages de France“ noch ziemlich gut besucht, so dass wir kaum einen Parkplatz am Ortsrand fanden. Sofort geht auch der Blick nach oben, ob der goldene Stern noch hoch über der Kapelle baumelt und schon geht der innere Ohrwurm los: „Ein Stern, der deinen Namen trägt…“ Schlimm! Aber der Stern ist noch an Ort und Stelle, so dass wir beruhigt nach einem Plätzchen für einen Kaffee Ausschau halten konnten.


Wir fanden einen Platz, wo wir einen anständigen „petit café“ und eine „menthe à l’eau“ bekamen, die Bedienung stärkte sich zwischendurch bei Zigarette und Bierchen auf der gegenüberliegenden Gassenseite.

Eher zufällig habe ich neben dem Rechner auch eine Festplatte mit auf Reisen genommen, so dass ich zu den Wasserstandsmeldungen gute Vergleichsbilder habe. 2014 war deutlich mehr Wasser im See als 2016, da aber annähernd soviel wie dieses Jahr, obwohl es wohl noch trockener war als im letzten Jahr.
Hier die Vergleiche von 2014, 2016 und 2017:

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Aufgenommen habe ich die Bilder am 31.8.2014 (viele Boote), am 13.9.2016 (weniger) und 20.9.2018 (fast keine mehr), tja, der Sommer ist eindeutig zuende im September!

18
Sept
17

Saint-Maime

Schon oft bin ich unten im Tal am steilen Hügel von Saint-Maime vorbeigefahren, habe die Kapelle und den Turm gesehen, die wie Schattenrisse auf dem Steilkamm der abkippenden Muschelkalkbänke thronen. Den besten Blick hat man natürlich von unten, aber irgendwie fehlt noch ein Foto, denn es gibt keinen ordentlichen Halteplatz an der Straße.
Aber nun gut, ich wollte endlich einmal alles von Nahem sehen und dem Örtchen auch einen Besuch abstatten, wenn man schon in der Gegend ist.
Am Montagnachmittag war es dann soweit, kurz abgebogen und ein paar Kurven weiter standen wir mitten im Dorf an der Kirche. Hier gibt es einen kleinen Parkplatz, vermutlich auch der Platz, wo Veranstaltungen aller Art stattfinden. Festes Schuhwerk empfiehlt sich schon, wenn man die steilen Gassen hochsteigt und plötzlich nur noch einen kleinen Pfad vor sich hat, der sich steil nach oben windet.
Von der Burg ist nicht mehr viel vorhanden, das Schild mit der Schilderung der Geschichte direkt an den Kapelle der heiligen Agathe hat eindeutig schon bessere Zeiten gesehen. Immerhin kann man noch lesen, dass die Burg, die einst bestand, Raimond Berengar IV, Graf der Provence gehörte. Und angeblich sollen auch alle seine vier Töchter hier wichtige Jahre ihres Lebens verbracht haben, bevor sie allesamt Königinnen wurden: Margarethe heiratete Ludwig IX. den Heiligen von Frankreich, Eleonore den englischen König Heinrich III., ihre Schwester Sanchia Richard von Cornwall, der während des Interregnums zwischen Staufern und Habsburgern auch deutscher König war, und Beatrice den sizilianischen König. Nun, außer der Kapelle und dem achteckigen Turm sind nur noch ein paar Mauerreste erhalten, so dass die Vorstellung einer mächtigen Burg auch mir schwerfällt.


Der Ausblick auf die umgebende Landschaft mit ihren Dörfern, Burgen und Städten ist aber alle Male grandios, selbst, wenn einmal nicht die Sonne strahlt.

Zum Abschluss haben wir noch einen kleinen Gang durch das alte Dorf gemacht, welches auch etwas im Dornröschenschlaf liegt, denn das moderne Leben findet weiter im Tal statt. Aber ein paar geklaute Feigen, diese Jahr durch die Trockenheit zwar sehr klein, aber auch sehr schmackhaft, haben mir den Spazierganz zusätzlich versüßt.

Und wie es sich für mich gehört, habe ich auf dem eigentlich komplett beräumten Friedhof doch noch etwas gefunden.

17
Sept
17

Le Pont romane de Mane

Nur wenige Spazierminuten westlich der ehemaligen Priorei von Salagon liegt die Brücke über die Laye versteckt. Die Route N 100 Richtung Apt geht seit dem 19. Jahrhundert einige hundert Meter weiter südlich über eine kaum bemerkbare Richtung Apt, aber hier scheint die Zeit etwas stehengeblieben zu sein.
Es hat in diesem Sommer wieder sehr wenig geregnet, so dass das Flüßchen Laye kaum mehr als ein rinnsaliger Bach ist, der sich durch die Kalkfelsen schlängelt. Im Winter oder zur Schneeschmelzenzeit dürfte hier aber ordentlich mehr Wasser das Tal hinuntertosen.
Die Sonne genießend setzten wir uns auf einen Steinblock am Ufer des Rinnsales und schauten einfach nur in den blauen Himmel. Drei Bögen hat sie, die Brücke und Wellenbrecher, die die Massen bei Hochwasser im Zaum halten sollen. Ziemlich steil geht der schmale Weg hoch und wieder herunter.


Die Beschilderungen schreiben „pont roman“, also „romanische Brücke“, dem Wikipedia-Artikel, in dem sie als römisch angesehen wird, muss man nicht glauben, denn die römische Straße Via Domitia verlief südlich von Mane. Außerdem scheint die Brücke doch diverse Umbauten bis in die frühe Neuzeit erlebt zu haben. Und meiner Meinung nach wurde sie vor nicht allzu langer Zeit umfassend überarbeitet, denn der Straßenbelag auf der Brücke zeigt so gar keine Karrenspuren, die sich im Laufe der Jahrhunderte in den weichen Kalkstein des Baumaterials eingeschliffen haben müssen.

Aber wenn man da am Ufer sitzt und einfach nur den Urlaub genießt, ist das auch vollkommen egal. Wir hatten die Brücke für uns ganz alleine, fast eine halbe Stunde lang. Dann kam eine Familie mit umfangreicher Picknickausstattung und wir zogen schnell weiter….




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