Posts Tagged ‘Römerzeit

21
Sept
17

Salagon – Römisches Landgut, Priorei, Gutshof, Museum

Lage, Lage, Lage!
Anders lässt sich das heutige Museum Salagon mit seinen Gärten kaum beschreiben: in dem weitgeschwungenen Tal zwischen Mane, Saint-Maime und nördlich Saint-Michel-l’Observatoire.

In den Anfangszeiten des Platzes befand sich hier ein römisches Landgut, welches an die Via Domitia, einer der ältesten Verbindungsstraßen zwischen Italien und dem spanischen Anreinergebieten des römischen Reiches, gut angebunden war. Bereits in den Unruhen der Völkerwanderungszeit wurden die Gebäude als christlicher Begräbnisplatz seit dem 5. Jh. genutzt, aus dem sich dann später die Kirche des 11. Jahrhunderts mitsamt der Priorei entwickelte. Umbauten, Umnutzungen, der Platz hat eine turbulente Geschichte hinter sich, bis die ganze Anlage 1981 unter Denkmalschutz gestellt und allmählich zu einem Museum mit einer guten Mischung aus Angucken, Anfassen und Wahrnehmen umgestaltet wurde.


Neben der Geschichte des Ortes widmet sich ein Gutteil der Botanik der Provence, dabei werden in einem Teil der Gärten die mittelalterliche Pflanzenwelt vor dem Auftauchen von Kartoffeln, Tomaten und Mais aus der neuen Welt vorgestellt, ihre Heilkräuter gegen allerlei Gebresten sowie die Nahrungsmittelpflanzen. In anderen Teilen wird der Haus- und Dorfgarten thematisiert sowie ausführlich auch Duftpflanzen, die mir besonders gut gefallen haben.

In den Sonderausstellungsbereichen gibt es derzeit fünf Ausstellungen, von denen ich mir aber nur zwei ausführlicher angeschaut habe: „Terre du milieu, terre ouverte“ und „Cabinet des curiousités“. Die erste, größere Ausstellung widmet sich dem Thema der Zu- und Abwanderung, sehr, sehr spannend! Armut und Änderung der Lebensbedingungen zwangen viel Provencalen aus den Hochtälern in die Städte, Dörfer verfielen/verfallen, es wurde kräftig ausgewandert (Stichwort Mexico!), auf der anderen Seite kamen aber immer wieder Zuwanderer aus dem Piemont als Minenarbeiter, als Köhler und Tagelöhner, aber auch aus Algerien kamen ehemalige Angehörige und Mitarbeiter der französischen Kolonialarmee. In diesen Zeiten eine Ausstellung mit mehrfachem Aha-Effekt. Stichwort Mexiko: In meinem Reiseführer (R. Nestmeyer, Haute-Provence im Michael-Müller-Verlag) hatte einen Beitrag eben über diese Mexikoauswanderung aus der Gegend um Barcelonette in der 1. Hälfte des 20. Jh.s gelesen, reiche Rückkehrer hatten feudale Villen ebendort gebaut. Bei unserem Besuch in Entrevaux waren mir zwei ältere Ehepaare aufgefallen, die zwischen Spanisch und einem etwas rauen Französisch hin- und herwechselten, da hatte ich mich schon gefragt, ob dies eventuell Besuch aus der neuen Welt war? Zu fragen traute ich mich natürlich nicht…
Die zweite Ausstellung richtet sich eher an jugendlicheres Publikum mit kürzerer Aufmerksamkeitsspanne: das Kuriositätenkabinett, bei dem auf einer Wand land- und hauswirtschaftliche Geräte des 18.-20. Jahrhunderts auf einer gelben Wand befestigt sind. Daneben ist ein Knopf angebracht, der nach dem Drücken eine Audio-Information über das Objekt preisgibt. Schön gemacht, nicht sehr aufwändig in der handwerklichen Umsetzung, ausleihfähig an andere Museen.

Auf alle Fälle neu ist das Informationssystem des Museums: es gibt den Hörführer, der mit einem internen GPS-System ausgestattet ist, welches auf dem Bildschirm des Samsung S3-Wischdings (Telefon ist es ja nicht mehr) dem Besucher durch die unterschiedlichen Bereiche hilft (sofern die Batterie ordentlich geladen ist!). Es ist neben französischer und englischer auch eine deutsche Sprachspur in sehr guter Qualität (Muttersprachler, gute Übersetzung) vorhanden.
Nach unserem ersten Besuch 2014 hat sich einiges verbessert, aber Luft nach oben ist ja immer, da hätte ich an manchen Stellen noch mehr Informationen als „Vertiefungsebene“ gehabt. Aber das ist wirklich Meckern auf hohem Niveau!

Den Gärten sah man die Trockenheit und das fortgeschrittene Jahr an, aber das ist ja auch natürlich, es macht trotzdem viel Spaß, hier zu schauen, anzufassen und zu schnuppern. Bei den vielen Pflanzen (um die 600 unterschiedliche) wäre aber für meinen Geschmack sehr viel mehr Info im Audio-/Medienguide wünschenswert, nur mit den französischen und lateinischen Namen konnte ich nicht immer wirklich etwas anfangen.

Ach, und ich habe wieder etwas gefunden, was Besucher wohl nicht finden sollten, ähnlich wie auf dem ehemaligen Friedhof von St-Maime:

Öffnungszeiten
Februar – April, Oktober bis 15. Dezember: 10 – 18 Uhr
Mai – September: 10 – 19 Uhr
Eintrittpreise:
Erwachsene 8 €
Ermäßigt für Kinder/Jugendliche 6 – 18 Jahre, Studenten, Arbeitslose, Schwerbeschädigte und Museumspassinhaber (gibt es als Sammelpass der Haute-Provence Museen gratis!!)
Familienticket (2 Erwachsene / 2 Kinder): 22 € (jedes weitere 3 €)

Noch mehr Info auf der Website des Museums

03
Sept
14

Brücken

Wir Touristen sind ja nicht die ersten Fremden, die hier im Land unterwegs sind, das ist eine Binsenweisheit. Auch große Straßenbauprojekte sind keine Erfindung der Neuzeit (noch eine). Die Römer haben ja schon früh ihre Finger nach Gallien ausgestreckt, Provinzgouverneur Caesar war nach einigen Jahren Amtszeit der reichste Mann der römischen Welt. Ein paar Investitionen lohnten sich also, dieses Land zu erschließen, Handel, aber auch schnelle Truppenaufzüge zu ermöglichen. So war die Via Domitia die wichtigste Landverbindung nach Südfrankreich, die heute immer noch unter so mancher Communestraße erhalten ist oder auch durch einige sehenswerte Brückenbauwerke.
Bei Bonnieux ist die/der Pont-St-Julien sehr gut erhalten, bis vor wenigen Jahren führte die moderne Straße sogar noch über das Brückenbauwerk. Inzwischen ist mit EU-Mitteln ein breiter Fahrradweg durch das Tal der Calavon gebaut worden, der offensichtlich auch der zugehörigen Route départemental eine neue Brücke ermöglicht hat, die nur etwa 100 m entfernt das derzeit ausgetrocknete Flüsschen überquert und einen auf einen deutlich überdimensionierten Parkplatz leitet. Der Radweg führt heute noch über die Brücke, den schönsten Anblick bietet sie in der Morgensonne aber unten aus dem Flussbett.


pont-st-julien

Pont-St-Julien


Deutlich romantischer gelegen ist die Pont-de-Ganagobie, mitten im Wald unterhalb der Prieuré, wenn man, kurz bevor man in die Zivilisation der Fernstraße zurückkehrt, dem Wegweiser zum Hotel Seminaire de Surs folgt. Die sehr schmale Straße folgt der römischen Route und ehe man es sich versieht, hat man die Brücke überquert. Zum Glück gibt es einen kleinen Parkplatz und einen Trampelpfad hinunter an das Bachbett. Es ist ganz still, das Rauschen des kleinen Wasserfalls übertönt die Geräusche der Neuzeit. Ein Reiher flog mit grazilem Flügelschlag über die Brücke und setzte sich am Hang in die Sonne. Streng schaute er auf uns nieder und wartete, bis wir uns wieder aus seinem Revier davon gemacht haben.

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01
Sept
13

Das Harzhorn und sein Event

Gestern wurde die Landesausstellung zur Schlacht am Harzhorn in Braunschweigischen Landesmuseum eröffnet. Vor fünf Jahren kamen zwei Sondengänger mit ihrem illegal ergrabenen Funden zur zuständigen Kreisarchäologin und legten ihr erste Funde mit römischem „Migrationshintergrund“ vor, welches schnell dem Militär zugeordnet werden konnten. An sich sollte es nach gängiger Forschungsmeinung kaum Römisches hier geben, abgesehen von Importgut, welches sich der wohlhabende Germane auf den Märkten hüben und drüben vom Limes besorgen ließen. Für die Archäologie war es neben Kalkriese mit den Hinweisen auf die Varusschlacht (9 n.Chr.) und dem Marschlager bei Hedemünden (ebenfalls um Chr. Geburt) der dritte „echte“ römische Fundplatz, dieses Mal aber einer mit mehr Sensationspotential. Denn die Funde datieren ins 3. Jahrhundert, in eine Zeit, als das Römische Reich schon in unruhiges Fahrwasser geriet. Germanische Trupps drangen als Räuberbanden bis weit in das Römische Reich vor und erbeuteten wahre Warenberge, wie zum Beispiel der „Schatz von Neupotz“ zeigt. Hier waren die Fluchtboote über den Rhein wohl so überladen, dass sie mitsamt der Beute sanken. Glück für die Archäologen! Die Funde waren vor einigen Jahren im Museum in Kalkriese zum „Varus-Jubiläum“ zu sehen.
Und was machte das so düpierte Römische Reich? Es sammelte seine Legionen und schickte sie hinter den Germanen her. Und um solch eine Strafexpedition scheint es sich gehandelt zu haben. Auf dem Rückweg scheinen die römischen Truppen an einem Pass (heutzutage direkt an der A 7 gelegen) in einen Hinterhalt geraten zu sein. Wer wirklich gewonnen hat, ist mir immer noch unklar. Die beteiligten Wissenschaftler sind der Meinung, dass in diesem Fall die Römer siegreich wieder zurück in ihre Lager am Rhein marschierten. Sandalennägel markieren ihren Weg weg von diesem Pass.
Nun, fünf Jahre nach der Entdeckung, nach unzähligen Stunden dort am Berg mit der Metallsonde der regionalen Denkmalbehörden sind die Ergebnisse in einer beeindruckenden Schau in Braunschweig zu sehen.
Gestern war die Eröffnung mit einer Menge Reden im offiziellen Teil im Dom St. Blasii und dem anschließenden Rundgang der VIPs durch die Ausstellung.
Auf 1000 qm sind in neun Kapiteln „Die Entdeckung eines Schlachtfeldes“, „Rom und Germanien – eine wechselvolle Geschichte“, „Eskalation in Germanien“, „Bilder einer Schlacht“, „Das Harzhorn-Ereignis. Rekonstruktion einer Schlacht“, „Triumph und Verdammnis“, „Die Toten der Schlacht“, „Römische Soldatenkaiser und germanische Fürsten“ die Ergebnisse der Arbeitsgruppe zu sehen, natürlich nicht nur die Funde vom Harzhorn, sondern auch eine Vielzahl von Informationen rund um das Römische Imperium, um die Legionäre aus aller Herren Länder. Optisch unterscheiden sich die Abteilungen stark voneinander: in denen es hauptsächlich um das Harzhorn und seine Erforschung geht sind in einem fast klinischen Weiß gehalten, andere, in denen es um die Ausrüstung, den Kampf und die unterschiedlichen Bestattungssitten von Römern und Germanen geht, in sehr dunklen Farben und abgedunkelten Räumen. Sehr beeindruckt hat mich der Raum, in dem die Soldaten aus allen Ecken des Römischen Reiches vorgestellt wurden, die offensichtlich auch an der Strafexpedition teilnahmen. Hier sind die unregelmäßig angeordneten Vitrinen mit ihren großflächigen Rückwänden mit Filmsequenzen bespielt, die dem Besucher das Gefühl vermitteln, mitten im Marsch, mitten im Kampf, einfach mittendrin zu sein. Die Exponate selber sind leider schlecht zu erkennen, die Beschriftung ist etwas für Leute mit extrem guten Augen oder Nachtsichtgerät. Aber dennoch sehr beeindruckend.
Dem geübten Museums- und Sonderausstellungsbesucher fallen noch ein paar Dinge auf: die Silhouetten der „1636“-Ausstellung sah ich wieder, die Vitrinengestaltung aus der Kalkrieser „IMPERIUM KONFLIKT MYTHOS. 2000 Jahre Varusschlacht” von 2009 wieder. Dennoch: Für mich ist klar, dass ich noch einmal zum Anschauen wieder kommen muss, denn neben den ersten Eindrücken ist das Plaudern mit den anderen Gästen ja auch sehr wichtig an so einem Abend!

Und die zweite Ausstellung im Herzog Anton-Ulrich-Museum in der Burg Dankwarderode auf der gegenüberliegenden Seite des Platzes habe ich gar nicht angeschaut: der Römische Soldat in der Kunst der frühen Neuzeit.

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Infos von HIER
Laufzeit: 1. September 2013 bis 19. Januar 2014
Öffnungszeiten: Di 10 – 20 Uhr, Mi bis So 10 – 18 Uhr

Eintrittspreise:
Erwachsene 10 €, ermäßigt 8 €
Kinder (6 – 16 Jahre) 3 €
Familienkarte 1 (2 Erwachsene + 3 Kinder bis 16 Jahre) 20 €
Familienkarte 2 (1 Erwachsener + 3 Kinder bis 16 Jahre) 13 €

Gruppenführungen:
10 – 25 Personen, Dauer 1 / 1,5 h, Kosten 60 € / 80 €
(Preise zzgl. ermäßigten Ausstellungseintritts pro Teilnehmer)
Vorherige Buchung erforderlich unter Tel 0531 – 1215 0




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