Eben beim Suchen wieder gefunden: mein Lieblingsteufel! Er befindet sich auf einem spätmittelalterlichen Klappaltar in der „Gothischen Halle“ im Statens Historiska Museet in Stockholm.
Die zipfelmützige Gestalt tauchte schon am Eingang des Museums auf einem Plakat, zusammen mit anderen Exponaten dieses wunderbaren Museum in Übergröße auf. Ich musste schon grinsen, als ich begriff, dass hier ein Teufel dargestellt werden sollte und freute mich auf die Suche nach dem Original.
Zunächst habe ich ihn vollkommen aus den Augen verloren, denn die Sammlung des Museums ist einzigartig. Es ist ein Museum zum sich darin verlieren, die Augen gehen dem Besucher regelmäßig beim Gang durch die Räume über. Deutlich zu erkennen ist, dass die einzelnen Abteilungen immer einmal wieder neu gestaltet werden und die Besucher einmal mehr, einmal weniger an die Hand nehmen. Von den ältesten Funden der Mittelsteinzeit, einer sitzenden Bestattung bis hin zu der Wikingerzeit geht die optische Zeitreise. Zwischendurch wird der Besucher in einer Art Flughafenwartehalle mit einer sehr modernen Art auf die Sammlungsgewohnheiten von Museumsleuten eingestimmt, gleichzeitig dazu aufgefordert, diese Sammelei auch kritisch zu betrachten: in einem engen Kabinett werden prähistorische Funde aus Schweden aktuellen Gerätschaften wie Besen oder Zahnbürsten gegenüber gestellt. Sind die Unterschiede in Form und Farbe, regional verteilt auch eine Unterteilung des Landes in kulturelle Provinzen? Auch der Besucher mit fachlichem Hintergrund kommt ins Grübeln, aber auch dazu, sich nicht immer so ernst zu nehmen.
Richtig gefreut habe ich mich, „alte“ Bekannte wieder zu sehen: die Keramikkannen mit aufwändiger Zinnfoliendekorierung aus den Gräbern von Birka. Zwei von ihnen habe ich anlässlich einer großen Ausstellung zur Karolingerzeit 1999 selber in den Händen gehalten und sehr, sehr ehrfürchtig mit weißen Handschuhen in eine Vitrine gestellt.
Nach der Vikingerabteilung rückte wieder der kleine Teufel in den Vordergrund. In der Sonderausstellung zu Maria, der Mutter Jesu fand ich ihn nicht. Aber dennoch war es eine tolle Ausstellung, denn hier waren die wichtigsten spätromanischen und gothischen Maria-mit-Kind-Statuen in einer wundervollen Halle versammelt, in einer tollen Lichtinstallation in Szene gesetzt: als Mutter-Kind- resp. Stillgruppe standen die Statuen in einem Kreis frei im Raum, der Besucher konnte sie umgehen, erfassen und genau anschauen, ein sehr eindrückliches Erlebnis.
Und endlich fand ich auch den Teufel! Er versteckte sich im linken Seitenflügel eines spätmittelalterlichen Klappaltars und wies den Sündern den Weg in die Hölle.
Ehrlich gesagt wäre ich ihm wohl umgehend verfallen, dem spitzbübisch grinsenden Teufel mit den lachenden Augen, Typ charmantes Arschloch…
Stockholm Östermalm
Narvavägen 13–17
(1. Oktober – 30. April): Di – So 11 – 17 Uhr, Do 11 – 20 Uhr
(1. Mai – 30. September): Mo – So 10 – 17 Uhr
Das Museumscafé ist sehr zu empfehlen!
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