Wir Touristen sind ja nicht die ersten Fremden, die hier im Land unterwegs sind, das ist eine Binsenweisheit. Auch große Straßenbauprojekte sind keine Erfindung der Neuzeit (noch eine). Die Römer haben ja schon früh ihre Finger nach Gallien ausgestreckt, Provinzgouverneur Caesar war nach einigen Jahren Amtszeit der reichste Mann der römischen Welt. Ein paar Investitionen lohnten sich also, dieses Land zu erschließen, Handel, aber auch schnelle Truppenaufzüge zu ermöglichen. So war die Via Domitia die wichtigste Landverbindung nach Südfrankreich, die heute immer noch unter so mancher Communestraße erhalten ist oder auch durch einige sehenswerte Brückenbauwerke.
Bei Bonnieux ist die/der Pont-St-Julien sehr gut erhalten, bis vor wenigen Jahren führte die moderne Straße sogar noch über das Brückenbauwerk. Inzwischen ist mit EU-Mitteln ein breiter Fahrradweg durch das Tal der Calavon gebaut worden, der offensichtlich auch der zugehörigen Route départemental eine neue Brücke ermöglicht hat, die nur etwa 100 m entfernt das derzeit ausgetrocknete Flüsschen überquert und einen auf einen deutlich überdimensionierten Parkplatz leitet. Der Radweg führt heute noch über die Brücke, den schönsten Anblick bietet sie in der Morgensonne aber unten aus dem Flussbett.

Pont-St-Julien
Deutlich romantischer gelegen ist die Pont-de-Ganagobie, mitten im Wald unterhalb der Prieuré, wenn man, kurz bevor man in die Zivilisation der Fernstraße zurückkehrt, dem Wegweiser zum Hotel Seminaire de Surs folgt. Die sehr schmale Straße folgt der römischen Route und ehe man es sich versieht, hat man die Brücke überquert. Zum Glück gibt es einen kleinen Parkplatz und einen Trampelpfad hinunter an das Bachbett. Es ist ganz still, das Rauschen des kleinen Wasserfalls übertönt die Geräusche der Neuzeit. Ein Reiher flog mit grazilem Flügelschlag über die Brücke und setzte sich am Hang in die Sonne. Streng schaute er auf uns nieder und wartete, bis wir uns wieder aus seinem Revier davon gemacht haben.
Brücken haben mich schon immer fasziniert. Die Pont de Ganagobi ist wunderschön! :-)
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