Posts Tagged ‘vive la France

18
Sept
17

Saint-Maime

Schon oft bin ich unten im Tal am steilen Hügel von Saint-Maime vorbeigefahren, habe die Kapelle und den Turm gesehen, die wie Schattenrisse auf dem Steilkamm der abkippenden Muschelkalkbänke thronen. Den besten Blick hat man natürlich von unten, aber irgendwie fehlt noch ein Foto, denn es gibt keinen ordentlichen Halteplatz an der Straße.
Aber nun gut, ich wollte endlich einmal alles von Nahem sehen und dem Örtchen auch einen Besuch abstatten, wenn man schon in der Gegend ist.
Am Montagnachmittag war es dann soweit, kurz abgebogen und ein paar Kurven weiter standen wir mitten im Dorf an der Kirche. Hier gibt es einen kleinen Parkplatz, vermutlich auch der Platz, wo Veranstaltungen aller Art stattfinden. Festes Schuhwerk empfiehlt sich schon, wenn man die steilen Gassen hochsteigt und plötzlich nur noch einen kleinen Pfad vor sich hat, der sich steil nach oben windet.
Von der Burg ist nicht mehr viel vorhanden, das Schild mit der Schilderung der Geschichte direkt an den Kapelle der heiligen Agathe hat eindeutig schon bessere Zeiten gesehen. Immerhin kann man noch lesen, dass die Burg, die einst bestand, Raimond Berengar IV, Graf der Provence gehörte. Und angeblich sollen auch alle seine vier Töchter hier wichtige Jahre ihres Lebens verbracht haben, bevor sie allesamt Königinnen wurden: Margarethe heiratete Ludwig IX. den Heiligen von Frankreich, Eleonore den englischen König Heinrich III., ihre Schwester Sanchia Richard von Cornwall, der während des Interregnums zwischen Staufern und Habsburgern auch deutscher König war, und Beatrice den sizilianischen König. Nun, außer der Kapelle und dem achteckigen Turm sind nur noch ein paar Mauerreste erhalten, so dass die Vorstellung einer mächtigen Burg auch mir schwerfällt.


Der Ausblick auf die umgebende Landschaft mit ihren Dörfern, Burgen und Städten ist aber alle Male grandios, selbst, wenn einmal nicht die Sonne strahlt.

Zum Abschluss haben wir noch einen kleinen Gang durch das alte Dorf gemacht, welches auch etwas im Dornröschenschlaf liegt, denn das moderne Leben findet weiter im Tal statt. Aber ein paar geklaute Feigen, diese Jahr durch die Trockenheit zwar sehr klein, aber auch sehr schmackhaft, haben mir den Spazierganz zusätzlich versüßt.

Und wie es sich für mich gehört, habe ich auf dem eigentlich komplett beräumten Friedhof doch noch etwas gefunden.

16
Sept
17

Besançon – ein erstes Kennenlernen

Wie oft waren wir an Besançon vorbeigefahren, wenn wir auf der Autobahn Richtung Süden fuhren! Dabei haben hier meine französischen Zweiteltern hier ihre ersten Jahre verbracht, hier hatte er seinen ersten Job nach dem Studium, sie arbeitete in einer der Bibliotheken.
Wir hatten uns relativ spontan für die Hauptstadt der Region Franche-Comté entschieden, nur eine schnelle Recherche auf meiner Lieblingsseite für eine Unterkunft in Frankreich geschaut und schon ein wunderbares chambre d’hôte mitten in der Altstadt gefunden.
Bis wir uns durch diverse Staus an diversen deutschen Autobahnbaustellen gequält hatten, bis wir dann da waren, dämmerte es schon. Die die Stadt überblickende Zitadelle, die besterhaltene Befestigung des französischen Barock-Star-Baumeister Vauban, lugte über Dächer und Fluß, unser Auto schob sich durch die quirligen Viertel außerhalb der ruhigeren Altstadt, noch drei Einbahnstraßen den Hügel hoch und runter und wieder hoch, ein Telefonat mit dem Vermieter und schon wurden wir sehr freundlich in Empfang genommen. Hinter einer kleinen unscheinbaren Tür führte eine steile Holztreppe nach unten, aber unser Zimmer lag gleich hinter der ersten Tür. Bequemes Bett mit Lichtspiel im Betthaupt, kleines, aber feines Bad, tea-making-facility, was braucht es mehr?

Chantal erklärte uns geschwind den Stadtplan, gab Empfehlungen für einen kulinarisch gelungenen Abend und erklärte uns den Weg die Treppe hinunter, über den kleinen Hof und zu ihr in das Nachbarhaus, wo wir am nächsten Morgen frühstücken würden.
Die Altstadt rund um die Kathedrale St-Jean ist geprägt von den barocken Höfen der Kleriker, aber auch von der Universität, die in den verschiedenen Instituen hier ihren Sitz hat. Durch die Gassen und kleinen Straßen schlenderten wir zum Bistrot „L’Effet Boeuf“, welches Produkte der Region mit Fleisch vom Charolais-Rind zu soliden, köstlichen Gerichten zusammenzaubert. Auch der Wein aus dem Rhônetal und (der Reisegefährte) vom lokalen Bier ließ sich gut trinken.
Dann wurde noch ein Rundgang durch die abendlich illuminierte Stadt angeschlossen, in der es auf den Straßen recht ruhig war.

Auch wenn Besançons Ursprünge weit vor die Römer zurückreichen, haben diese doch deutlische archäologische und architektonisch gut erkennbare Spuren hinterlassen: am Square Castan stehen Säulen, die zu einem Amphitheater gehören sollen (Ansicht des Ausgräbers aus dem 19. Jh.) sehr dekorativ in einem kleinen Park mit römischen Resten und denen einer mittelalterlichen Kirche und knapp um die Ecke das Prachtstück: die Porte Noire, der seit dem Mittelalter porta nigra genannte Triumphbogen, welcher für Mark Aurel um 175 n. Chr. errichtet wurde. Leider fehlt dem Bogen die Quadriga mit triumphierendem Kaiser und die Porta ist auch nicht mehr nigra, denn sie wurde vor einigen Jahren aufwendig restauriert. Für ein schönes Nachtlicht hat es nicht mehr gereicht, aber man muss einfach nur auf ein Auto mit Licht warten, dann klappt’s auch mit der Illumination! Tagsüber sind die Einzelheite von mythischen Szenen, Kämpfen zwischen Fußtruppen und Berittenen sowie florale Motive deutlisch besser zu erkennen, aber… nun ja.

Nun sind ja die barocke Festung auf dem Berg und weitere Reste des Verteidigungssystems seit 2008 Teile des Welterbes der UNESCO. Grund genug also, den Weg nach oben zu gehen. Es gibt zwei: einmal den relativ einfachen über die Straße, die durch den römischen Bogen, vorbei an der Kathedrale den Hang hochkurbelt und einen Treppenweg, der quasi über die Hintertür den Berg hochklettert. Wir haben letzteren genommen, weil der Reisegefährte „Treppe ist bestimmt schöner“ meinte. Nehmen Sie den einfacheren, sie sind nicht so außer Atem, wenn Sie oben ankommen! Zumal die Treppenstufen zum Teil ausgetreten und unterschiedlich hoch sind, das mag ich ja gar nicht, ich, die ich so gerne umknicke!

Aber dann war uns das Glück wieder holder: es war Wochenende des Denkmaltages, les journées de la patrimoine. Das ersparte uns den Eintritt von 10,60 €/pro Person. Zwar sind da wohl auch die Eintritte für die unterschiedlichen Museen und Sammlungen enthalten, aber dazu braucht man bestimmt deutlich mehr Zeit, als wir uns nehmen wollten. Die Multimediashow über die Geschichte des Festungsbaus in der ehemaligen Kapelle war auf alle Fälle sehr, sehr sehenswert!

Der Blick über alte und neue Dachlandschaften ist auf alle Fälle etwas Anstrengung bei der Besteigung der Festung wert!

Abschließend haben wir noch einen kleinen Rundgang unten in der Stadt gemacht, einen schnellen Kaffee getrunken und uns dann auf den Weg weiter nach Süden gemacht.

Für ein erstes Beschnuppern war es sehr schön, aber an sich war es zu kurz, um die Stadt mit ihren schönen Ecken, den Innenhöfen, den Häusern, den freundlichen BisontinerInnen und ihrer wechselvollen Geschichte kennenzulernen.

07
Jul
16

Clafoutis aux cérises

Es ist Kirschenzeit und ich habe endlich auch welche hier aus der Region bekommen, aus Werder, dem größten Obst- und Gemüseanbaugebiet westlich von Berlin. So entstand schon beim Einkauf die Idee, einmal wieder einen Clafoutis zuzubereiten.
Das Gericht ist französischer Kuchenklassiker und kann natürlich auch mit allen möglichen Obstsorten zubereitet werden, ich habe ihn aber vor langer Zeit in Frankreich eben mit Kirschen kennen- und liebengelernt.
Und da heute abend ja Frankreich gegen Deutschland im Halbfinale der EM 2016 spielt, könnte ich mir dieses süße Gericht auch als Nervennahrung vorstellen.
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20
Sept
14

Abendliche Routine

So ein Tag voller Eindrücke vergeht ja schnell, wenn man im Urlaub ist. Irgendwann ist aber Feierabend mit den Besichtigungen und dann kommt der gemütliche Teil des Tages. Es war ja immer noch recht warm, besonders auch im Rhôntal hingen die Temperaturen abends noch kurz unter der 30°C Marke.  Da brauchte es eine kleine Erfrischung oder einen Sun-downer: natürlich ein ordentliches Maß Pastis mit nicht zu viel Wasser und Eiswürfeln. Und ein paar Nüsschen, Salzmandeln oder etwas ähnliches. Meine Tante nennt es „wohlschmeckende Stunde“, wir haben sie französisch interpretiert.

Im Rhônetal entdeckten wir am ersten Abend, als wir mangels Internet die Wettervorhersage im Fernsehen suchten, auf arte eine Sendung mit Sarah Wieners über ihre Reise nach Indien, natürlich in französischer Sprache. So haben wir uns angewöhnt, unseren Pastis als Apéro mit Sarah Wieners einzunehmen. Später haben wir gekocht und draußen unter dem kleinen Hausbaum noch ein Schlückchen Rosé getrunken.

abend

Oder zwei…

20
Sept
14

Laudun, fast in Sichtweite der Rhône

Das Rhônetal ist eine sehr intensiv genutzte Gegend, voller Weinberge, Gemüse- und Obstfelder. Viele Bauern bieten ihre Feldfrüchte auf den lokalen Märkten, aber auch in eigenen Ständen an der Straße oder auf ihrem Hof an. Die vollreifen Tomaten, Weintrauben oder Auberginen sind eine pure Verlockung, wenn man über die Wochenmärkte schlendert. Am Sonntag wird der Markt in Laudun abgehalten. Im Zentrum des Ortes reihen sich die Stände im Schatten der Kirche aneinander, nicht nur Obst und Gemüse, sondern auch Tinnefkram neben eingelegten Oliven, Reis aus der Camargue und die obligatorische Marseiller Seife.

Tomaten, Zucchini, roter Reis, eingelegte Oliven und ein gebratenes kleines Hähnchen flatterten in den Einkaufskorb und als Wegzehrung für den Ausflug ins Ardèchtal noch sechs dieser herzhaften Beignets mit Oliven-, Zucchini- und Schafskäse-Aufpimpung.

06
Sept
14

A la prochaine, Haute-Provence

Schwups, ist die Woche in der Haute-Provence rumgegangen. Wir haben viel gesehen, gestern abend noch einmal durch die Gassen in Forcalquier geschlendert, das Auto ächzt jetzt schon unter Mitbringseln, Einkäufen.
Nun geht es ein paar Kilometer weiter westlich gen Bagnols-sur-Ceze, wo es kein Wlan in der Unterkunft gibt, also auch keine täglichen „Wasserstandsmeldungen“.

sonnenaufgang

09
Mär
14

Tarte Tatin aux légumes

Die Sonne scheint, die Temperaturen steigen und ich muss gestehen, dass ich alle guten Vorsätze was Jahreszeitenküche angeht, einfach einmal über den Haufen geschmissen habe. Kein Kohl, kein Chicorée, keine Rotebete, kein Rüben. Ich wollte es einfach mal bunt und einfach unkorrekt, so was das politisch-kulinarisch korrekte angeht.

Tarte aux legumes 3

Es sollte eine Quiche mit Paprika, Tomaten und Zucchini werden, leuchtend gelb, grün und rot. Alles auf einem einfachen Mürbeteig. Und es sollte schnell gehen, ohne langwierige Recherche in Kochbüchern oder Blogs oder so.
Nun gut, der Teig war schnell geknetet, das Gemüse schnell vorbereitet, während der Teig in der Kühlung lag und wartete. Währenddessen gab es noch eine Planänderung: keine Quiche mit Eier-Sahne-Milch-Käse-Gemisch auf Mürbeteig mit Gemüse drin, sondern eine „upside-down“-Variante unter Verzicht auf die flüssigen Zutaten. Alles in die Pfanne (die auf Frankreich, bei der sich der Griff abnehmen lässt), oben der Teig drauf, ab in den Ofen.

Tarte Tatin aux légumes

Mürbeteig, salzig
100 g Butter
200 g Mehl
1 Ei
1/2 TL Salz, etwas Pfeffer aus der Mühle.

Der Belag bestand aus
300 g Tomaten
1 kleinen Knoblauchzehe
1 gelben Paprika
1 Zucchino
ca. 80 g geriebener Greyerzer
Rosmarin, Thymian, Salz, Pfeffer

1. Für den Mürbeteig Butter, Salz, Mehl, Ei und etwas Pfeffer zu einem glatten Teig verkneten und ca. 30 min in den Kühlschrank stellen.
2. Tomaten klein würfen, zusammen mit der gehackten Knoblachzehe in einer ofentauglichen Pfanne von ca. 26 cm Durchmesser kräftig anbranten, die Flüssigkeit aus den Tomaten sollte schon etwas verdampft sein.
3. Die Paprika putzen, in schmale Streifen, den Zucchino in feine Würfel schneiden. Gemüse mit Salz und Pfeffer würzen, je nach Geschmack Thymian, Rosmarin zugeben, kann auch in getrockneter Form sein und alles auf die Tomaten in die Pfanne geben, Herd abschalten. Den geriebenen Käse auf dem Gemüse verteilen.
4. Nach geziemender Ruhezeit den Teig auf Größe der Pfanne ausrollen und auf der Gemüse-Käse-Stapelei ausbreiten, an den Rändern gut andrücken.
5. Im auf 180°C vorheizten Ofen auf mittlerer Stufe ca. 40 min abbacken.
6. Noch heiß auf eine Platte stürzen und mit einem kleinen Salat servieren.

Tarte aux legumes 1

In der Nachrecherche zu ähnlichen Rezepten empfehlen einige, dass man eine separate Backform nehmen möge und diese unten mit Backpapier auslegen solle. Die wenigen Gemüsestückchen, die in der Pfanne blieben, habe ich einfach manuell auf die umgedrehte Tarte geschoben. Fertig, weniger Abwasch…

Tarte aux legumes 2

13
Okt
13

Suzay – ländliches Übernachten

Wenn ich einen Urlaub in Frankreich plane und Möglichkeiten zum Übernachten suche, ist der erste Schritt immer der bei Gîtes de France mit der Recherche zu beginnen. Ich glaube nicht, dass es etwas Vergleichbares im deutschen Sprachraum gibt: eine Website mit unglaublich vielen, vor allem privaten Unterkünften in ganz Frankreich. Kennengelernt habe ich diese Möglichkeit zu Zeiten vor dem Internet, als man sich das Angebot in gedruckter Form als Katalog zuschicken lassen konnte, aber eigentlich, als ich im Sommer 1989 mit meiner französischen Zweitfamilie an der Loire unterwegs war.
Wie dem auch sei, für die erste Übernachtung wollte ich in der Nähe von Rouen, bei Les Andelys bleiben, um am folgenden Tag endlich die Burg Chateau Gaillard oberhalb der Seine zu besuchen. Richard Löwenherz, englischer König, der kaum in England weilte, sondern den Großteil seines Lebens in heute französischen Gefilden verbrachte, hatte sie in Rekordzeit errichten lassen, obwohl sie bald danach dem französischen König und Gegner in die Hände fiel, aber ich greife dem noch zu schreibenden Artikel vor!
Also, ursprünglich sollte Les Andelys das Ziel sein. Nachdem aber meine urpsrünglich avisierte Unterkunft freundlicherweise den Hinweis gab, dass ein Großteil der Innenstadt wegen des Jahrmarktes gesperrt sei, suchte ich etwas außerhalb weiter und fand recht bald die Möglichkeit in Suzay, einem winzigen Ort oberhalb der Seine. Schnell war per Mail die Reservierung und auch die Bezahlung erledigt, der Kontakt mit Vanessa, der jungen Wirtin hergestellt.

Das Wetter war uns nicht ganz so wohlgesonnen, dafür war der Empfang auf dem kleinen Hof sehr freundlich, der des jungen Hundes sogar begeistert.
Das Zimmer, vom Hof erreichbar, mit dunklem Boden, grüngestrichenen Wänden und einem bequemen Bett ist einladend modern eingerichtet, eine Badewanne und das Waschbecken sind im selben Raum, können aber mit einem Vorhang abgeteilt werden, die Toilette ist in einem separaten Cabinet untergebracht. Die Deko ist etwas Zen & Buddha, aber nicht zu aufdringlich. Wer mag, kann die frisch fertiggestellte Sauna benutzen.
Ansonsten bietet Vanessa auch ein „Table d’hôte“ an, also ein Essen, welches von den Gastgebern zubereitet und mit ihnen gemeinsam gegessen wird. Wer dieses bucht, sollte schon gut französisch sprechen, denn man sitzt ja zusammen am Tisch und plaudert über das Wetter, den Jahrmarkt, deutsche Autobahnen, den Job, die reizende kleine Tochter von Vanessa und Bruce und vieles mehr. So erfuhren wir, dass das Gîtes erst im Juni eröffnet hatte und Vanessa und Bruce erst seit zwei Jahren hier auf dem Land leben, vorher bei Paris in der Großstadt wohnten.
Währenddessen wurde die Vorspeise, ein Salat mit Ziegekäse, aufgetragen, später die Hähnchenbrust in Sahne mit Pilzen und Nudeln und der Nachtisch, eine Art Bratapfel mit Vanillesauce und nicht zu vergessen, die Käseplatte. Dazu gab es einen wunderbaren Cidre aus dem Nachbarort, dem wir alle Ehre antaten und die Flasche leergetranken.
Am nächsten Morgen war das Frühstück für französische Verhältnisse sehr reichhaltig mit frischem Baguette, petit pains au chocolat, selbstgemachter Marmelade und einem noch warmen Quatre quarts Kuchen. So gestärkt konnten wir im strömenden Regen zur Burgbesteigung aufbrechen.

13
Okt
13

Drive-in-Waschsalon

Frankreich hat immer einmal etwas Neues zu bieten:
Dieses Mal: der Drive-in-Waschsalon auf dem Supermarktparkplatz bei Ploubalay.
Die Vorteile liegen auf der Hand: dreckige Wäsche, gerne auch bis 18 kg, kann hier per Auto angeliefert, in die Maschine gestopft und später in den Trockner umgeladen werden. Nur: Zu welcher Maschine gehören die Briefkästen?

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03
Okt
13

Stille Stunde in Gerberoy

Ich gestehe: ich bin ein Fan analogen Kartenwerks! Ich verweigere mich der Nutzung von diesen plappernden Dingern, die im Auto an der Windschutzscheibe kleben, mir partiell die Sicht verderben und mir obendrein noch sagen, wie und wohin ich fahren soll. Nur für fremde große Städte gestehe ich ihnen eine gewisse Daseinsberechtigung zu. Da ich für die Grand Tour nach Frankreich meinen mindestens 15 Jahre alten Autoatlas der Grande Nation zuhause gelassen hatte, da ich annahm, dass auch in Frankreich in den letzten Jahren die eine oder andere Ortsumgehung oder Autobahn neu entstanden sein könnte, stieg als Nr. 3 unserer Reisetruppe bei Cambrai ein aktuelles Kartenwerk französischer Straßen mit in den Wagen.
Mindestens ab Amiens wollte ich über Land fahren, um gegen Abend südöstlich von Rouen bei Les Andelys das Übernachtungsquartier zu erreichen. Gesagt, getan. Bei Corbie an der Somme (übrigens Standort des Mutterklosters von Kloster Corvey, bis heute mit Höxter verpartnerstädtert) verließen wir die große Straße und wandten uns über die Departementstraßen über Moreuil und Breteuil nach Südwesten. Inzwischen hatte ich mich als Navigator mit dem neuen Werk vertraut gemacht und wies auf kartierte Sehenswürdigkeiten in einem ca. 10 km Korridor links und rechts der Route hin. Da es, wie immer bei Köln morgens schon stauig gewesen war, verzichteten wir auf Pestsäulen, unterirdische Gänge, gallo-römische Anlagen und prähistorische Befestigungen, denn wir waren gegen 18 Uhr in der Unterkunft angemeldet. Zur Kaffeezeit plagte uns dann aber das schlechte Gewissen, soviel Sehenswertes ignoriert zu haben und wir bogen hinter Marseille-en-Beauvais von der D 930 in Richtung auf das auf der Karte gelb hinterlegte und damit als sehenswert eingestufte Gerberoy ab. Das Ortsschild verhieß, dass wir in eines der schönsten Dörfer Frankreichs gelangt waren, der weit außerhalb des Ortskernes angelegte großzügige Parkplatz hingegen ließ vermuten, dass es im Sommer heftigst besucht sein würde. Aber es war ja Mitte September und es hatte gerade einen heftigen Regenschauer gegeben. Hoffnung auf einen Platz in einem Salon de Thé (ein Café) keimte auf, als wir das Auto direkt am Ortsschild am Straßenrand abstellten. Es war sehr still im Ort, nur drei Japanerinnen mit iPad und Einkaufstüten kamen uns entgegen. Eine ältere Frau schaute aus einer Haustür, die sie sofort schloss, als ich ihr einen Gruß zunickte. Eine Katze lief über die Straße, dann schoss ein älterer R4 über die enge Ortsdurchfahrt. Wir waren fast alleine, nur ein englisches Ehepaar war irgendwann hinter uns aufgetaucht. Die Geschäfte ließen auf großen Besucherandrang zu Sommerzeiten schließen, für uns war keines geöffnet und noch schlimmer: kein Café weit und breit!
Die Stille war beindruckend, die Hortensien blühten, dass es eine Pracht war, aber langsam wurde uns das Örtchen unheimlich. Ich erschrak, als mich ein Mann mit Aktenmappe auf dem Arm überholte, eine Haustür aufschloss, die Mappe hineinwarf und schnell vor mir die Straße hinterging. Wohin bloß? Wusste er, wo es einen Kaffee gab?
Als wir an der Kirche auf dem Burgberg angelangt waren, kam uns das englische Ehepaar wieder entgegen, offensichtlich auch auf der Suche nach einem Heißgetränk. Wir lächelten aneinander vorbei und öffneten zeitgleich die Regenschirme, als uns der nächste Schauer zurück zum Auto und aus dem Dorf davontrieb.




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