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Herrenhaus Münchehofe, lost place

Manche Gebäude erzählen am meisten von ihrer Geschichte, wenn sie nicht frisch renoviert sind, sondern eher im Bettlergewand lauthals um Hilfe rufen. So ging es mir auch mit dem Herrenhaus in Münchehofe, als ich es am letzten Wochenende besuchte.
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Vor einiger Zeit flatterte mir eine e-mail in den Postkasten, in der zu einer Klanginstallation in einem leerstehenden barocken Herrenhaus in den Weiten Brandenburgs einlud. Das wollte ich sehen, das barocke Herrenhaus. Denn im besten Falle sind derartige Gebäude in Privatbesitz oder, viel häufiger, in derart schlechtem Zustand, dass der Zutritt aus baulichen Gründen verboten ist.
Seit einiger Zeit ist das Herrenhaus in Münchehofe, soweit zu erfahren war, in Privatbesitz. Ob Instandsetzungsarbeiten bereits begonnen haben, ist derzeit nicht zu erkennen, aber die Idee mit der Klanginstallation gibt bis Ende Juli die Möglichkeit, das Haus zu sehen.
Als ich es da stehen sah, am Rande des Dorfes, wirkte es ganz und gar nicht wie ein Herrenhaus oder gar wie ein ehemaliges Schloss, wie es der Dehio für Brandenburg erwähnt. Dem Backsteinbau fehlt der representative Eingang, nur eine rohe Holztreppe erschließt das Gebäude derzeit. Auch im Inneren zeigt es nach und nach seine Geschichte. Einer der ältesten Teile scheint die Kapelle mit einem spätgotischen Gewölbe zu sein, die möglicherweise noch aus dem Vorgängerbau stammt, der Rest des Hauses dürfte in das 17. Jahrhundert datieren.
Das hofseitige Treppenhaus außerhalb des Hauptgebäudes erschließt mit einem schönen hölzernen Treppenhaus das Obergeschoss, welches allerdings aus gutem Grund nicht begehbar, leider aber aus einem der Eckräume von unten durch die marode Decke einsehbar ist. Nach hinten wurden um 1720 zwei Gebäudeflügel als Wirtschaftsbauten angefügt, sie sind grau bis gräulich verputzt, auch die Fenster dürften erst im 20. Jahrhundert auf das damals übliche Maß eingebaut worden zu sein.
Die letzten größeren Umbauten im Haupthaus wie die drei wunderbaren Türen zum Treppenhaus und einige der hölzernen Paneele dürften in der Biedermeierzeit stattgefunden haben. In den letzten Jahrzehnten wurde nur wenig für das Haus getan, es diente als Kindergarten, als Dorfladen, als Friseurstube und als Zwischenwohnung für Dorfbewohner. Und seit 1992 stand das Hauptgebäude vollkommen leer, was sich leider katastrophal auf die Bausubstanz auswirkte, die Graffiti und vielfältigen Beschädigungen künden davon.
Hoffentlich sind die Klanginstallationen, die noch bis Ende Juli 2008 zu hören und sehen sein werden, der Anfang für ein neues, schöneres Kapitel für das “Schloß” von Münchehofe.
Ich drücke die Daumen! Ganz feste!
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5 Antworten to “Herrenhaus Münchehofe, lost place”


  1. 1 karu02
    4. April 2010 um 18:58

    Schöne Fotos hast Du dort gemacht. Manches sollte konserviert werden, damit es nicht weiter verfällt. Selten ist es nach Renovierungen noch so schön wie zuvor. Aber vielleicht ist das nur die Meinung von Menschen mit morbidem Geschmackshintergrund wie bei mir.

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    • 2 richensa
      5. April 2010 um 11:44

      Wenn ich Anfang Juni in der Gegend zu tun habe, schaue ich einmal vorbei und berichte. Allerdings befürchte ich nichts Gutes, denn alleine das Dach zu sanieren, erfordert einen dicken Geldbeutel.

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  2. 6. Juni 2015 um 18:50

    Hat dies auf Erinnerungsengramme rebloggt und kommentierte:

    Der Ausflug, verbunden mit einem Kulturpicknick in einer wunderbaren Runde, während derer bei mir der Begriff „elegische Landpartie“ in meinem Kopf Gestalt annahm, der inzwischen meine Lieblingskategorie hier in diesem Blog ist.

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  3. 7. Juni 2015 um 10:02

    Kommt mir sehr bekannt vor. War der Besuch wirklich 2008?

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