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Moesgaard Museum Aarhus

Moesgaard Museum_01
Wie in die Landschaft hingegossen, liegt der gewaltige Neubau des Museums Moesgard zwischen Hügeln und Himmel. Die Außenstelle des Nationalmuseums Kopenhagen wurde im letzten Herbst eröffnet und lockt die Besucher in Scharen. Uns auch. Da heute die meisten Autofahrer mit elektronischer Navigationshilfe fahren, ist es offensichtlich nicht notwendig, eine großartige Beschilderung auf der Straße als Hilfe anzubieten, der Däne an sich scheint das Museum auch so zu finden, einige Kilometer außerhalb von Aarhus (seit 2011 nicht mehr Århus wegen des Sonderzeichens und dem Internet).
Moesgaard Museum_02Die Sonne schien, der Wind wehte, die Wolken zogen über den Himmel, aber die Archäologie zog mehr. WNatur, Kultur, Arkitektur“ so lautet das Motto des „MoMu“. Die geneigte Dachkonstruktion ist mit Rasen begrünt und lädt zum Verweilen und Schauen ein, was an diesem Sonnentag auch reichlich genutzt wurde: Schulklassen, Familien mit Picknickausstattung und Sonnenanbeter bevölkerten die Dachwiese.
Wir aber wollten ja auch schauen, was drinnen so los ist. Derzeit wird eine Sonderausstellung über die chinesische Terrakottaarmee gezeigt, die wir aber ausließen. Mit 130 DKK (geteilt durch 7 ergibt den Euro-Preis!) ist der Eintritt nicht gerade preisgünstig, aber man ist ja im Urlaub.

Durch die großzügig gestaltete Eingangshalle gelangt man, vorbei am Museumsshop und an der großen Cafetieria in den Eingangsbereich der Ausstellungen, die mit einer Treppe mit Ganzkörperrekonstruktionen der wichtigsten Vorfahren und Verwandten des heutigen Menschen auf die Fahrt durch die Zeit einlädt. Von der Galerie oben kann der Besucher durch Ferngläser auf eine 3D-Animation des Lebensraumes der einzelnen Frühmenschen schauen. Nach ein bisschen Schielen stellt sich das Auge darauf ein und freut sich über den Rückblick in die Szenarien.
Ist man nun unten in der Dauerausstellung angekommen, steht man vor der Qual der Wahl: Bronze-, Eisen- oder Wikingerzeit? Bereits an der Kasse hatte man uns geraten, uns nur für eines zu entscheiden, denn sonst würde man sehr lange im Museum verweilen. Wir wollten aber alles sehen…
Wir begannen mit der Bronzezeit, wobei ich mich etwas über das Auslassen der Steinzeiten wunderte, von denen es doch in Dänemark auch eine reiche Überlieferung gibt. Keine Zeit zum Grübeln, es geht los! Dem Besucher wird „nichts geschenkt“, eine grundsätzliche Kenntnis der eigenen Vorgeschichte wird offensichtlich erwartet, der Platz für Funde und Inhalte wird von den ersten Schritten an gut gefüllt! In den dunklen Rundgängen reihen sich Vitrinen und mit leichter Hand an die Wände gezeichnete Lebensbilder.

Als erster Leihfund aus Mecklenburg-Vorpommern kommt uns das Horn von Wismar entgegen,
Der Besucher wird durch die die Häuser der Bronzezeit geführt und mit einer Vielzahl von außergewöhnlichen Funden bekannt gemacht, davon sehr exponiert erneut Leihgaben aus Mecklenburg-Vorpommern, die mangels immer noch nicht vorhandenem eigenen Landesmuseum hier gezeigt werden, der Kultwagen von Peckatel sei hier nur stellvertretend genannt.
An Medienstationen erläutern Wissenschaftler die meistgestellten Fragen, sowohl in Dänisch als auch in Englisch, wie auch die Beschriftung im gesamten Museum zweisprachig gehalten ist.
Der Fußbodenbelag wechselt: der Besucher läuft nun durch einen Grabhügel, in dem im Dämmerlicht drei Individuen, in Baumsärgen im Grabhügel zu Bronzezeiten bestattet, gezeigt werden. Die mumiengleiche gute Erhaltung ist hier den Gerbsäuren aus dem Baumsarg, einiger Feuchtigkeit und dem Luftabschluss zu verdanken, so dass auch organisches die Zeiten überdauert hat. Ähnlich gut erhalten hat sich auch der Grauballe-Mann, der in einem Moor bei Silkeborg gefunden wurde. Er ist im Zusammenhang mit den Moorfunden der Bronze- und Eisenzeit zu sehen, die in einem Rund präsentiert werden. Auf einem nachgebenden, schwankenden Boden, der das Moor versinnbildlicht, geht der Besucher durch die Zeiten. An den Wänden erläutern liebevoll gezeichnete Animationsfilme den Zusammenhang zwischen archäologischem Fund und möglichem Szenario der Niederlegung von etwa 2500 Jahren.
Über eine weitere Treppe gelangen wir in die kriegerischen Zeiten der Eisenzeit, die die Jahrhunderte um Christi Geburt kennzeichnen. Die Untersuchung eines Schlachtfeldes jener Zeit wird anhand einer kinoartigen Medienstation erläutert, bei der der Archäologe direkt den Besucher anzusprechen scheint.


Eine besondere Station schließt sich im nächsten Raum an: fühlen und hören. Der Kessel von Gundestrup ist ein frühgeschichtliches dänisches Kronjuwel (Original in Kopenhagen im Haupthaus!), welches mit im Moesgaard Museum als Kopie gezeigt wird und multimedial erläutert: die Interpretation von thrakischen und keltischen Elementen als Gegensatz zu den Römern wird hervorgehoben, hier von Fleming Kaul, einem ausgewiesenen Kenner vorgeschichtlicher Symbolik erläutert. Mit einem Helm angetan, kann man die Darstellungen des Kessels ertasten und erhören, schöne Idee, leider funktionierte mein Helm nur teilweise: mittendrin verweigerte er sich! Schade!


Mitten in eine Schlacht der sogenannten Römischen Kaiserzeit (gezählt wird aus römischer Sicht, obschon in Germanien) wird man wenige Schritte weiter gezogen. Zwischen zwei Heeren steht der Besucher, Pfeile fliegen, die Reihen werden enger und die Kämpfer schwingen Schwert und Schild, bis zum Schluss nur die Toten auf dem Feld liegen bleiben. Funde und Animation werden in einer Lichtanimation zusammengebracht, gute Idee.

Diese Diashow benötigt JavaScript.


Die umfangreichen Waffenfunde als Opfer in den Mooren wie Illerup werden dem Besucher in den anschließenden Räumen gezeigt: Besitz der in der Schlacht unterlegenen Kämpfer, die selber als Menschenopfer ebenfalls ihr Ende im Moor fanden. Die schiere Masse erschlägt mich, mit gut gezeichneten großflächigen Animationen an den Wänden wird der Besucher aber immer mitgenommen und steht nur selten alleine vor den Funden.
Steigt man wieder die Treppe hoch, gelangt man wieder in das Reich der Lebenden, in Alltagsszenen, in denen Funde und ihre Funktion erläutert werden, Importe aus dem Römischen Reich, Luxus für die Reichen, Holzklasse für den einfachen Bauern. Informationen und Bilder sind stets über die allgegenwärtigen Medienstationen abrufbar.
Moesgaard Museum_12
Der letzte Rundgang geht in die Wikingerzeit und hier gibt es aus meiner Sicht einen optischen Bruch, denn hier scheint die alte Ausstellung in größerem Umfang wieder verwendet worden zu sein. Am Beginn werden dem Besucher elektronische Schlüssel für Hörstationen angeboten, die als etwas grob geratene Plastikfundstücke gefertigt sind, aber wieder als dänische und englische Fassung. Unterschiedliche Personen von der slawischen Prinzessin, die als Königin Tove nach Dänemark verheiratet wird, Handwerker, Priester, eine Bäuerin sind als Puppen mit angegliederter Hörstation versammelt.

Den Plastikschlüssel legt man in dafür vorgesehene Schalen und los gehen die Geschichten. Nach dem Gang durch das Wikingerhaus gelangt man auf eine Art Marktplatz, von dem aus der Besucher alle Regionen der damals bekannten Welt, mit denen die Wikinger Handel und Kriegszüge verbanden, begangen werden können. Die inszenierte Umgebung des Frankenreiches ist beispielsweise der Aachender Kaiserthron, in Mecklenburg sind es Birkenstämme, in Byzanz die Hagia Sophia, jeweils mit Texten, Hörstationen und Funden.
Allmählich sind alle optischen Speicher voll, nach etwa drei Stunden verlassen wir die Dauerausstellung, wo uns am Ende angekündigt wird, dass die nächste Abteilung „Mittelalter“ in 2016 eröffnet.
Zur Stärkung empfehle ich ausdrücklich das Café und Sonnendeck!
Moesgaard Museum_03

Museumswebsite:
http://www.moesgaardmuseum.dk/english/

Öffnungszeiten Di – So, Mo geschlossen


6 Antworten to “Moesgaard Museum Aarhus”


  1. 1 eva
    25. Juni 2015 um 08:23

    Ich bin gehe „mitgegangen“, danke! :-)

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  2. 2 eva
    25. Juni 2015 um 08:23

    gern, es ist noch früh…

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  3. 26. Juni 2015 um 05:47

    Die Rampe gefällt mir; läßt einen völlig um unklaren, wie groß der Bau nun eigentlich ist. Muß aber wirklich gewaltig sein –!

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  4. 27. Juni 2015 um 21:19

    Guten Abend,

    schöne digitale Führung durch das Museum. Toller Einblick.
    Die Architektur ist wirklich hammer – das habe ich mir direkt auf meiner „Reise-Liste“ vermerkt!

    Viele Grüße,
    Jaczn

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