Bereits im letzten Jahr habe ich im Sommer den Besuch im ehemaligen Lustgarten der Hallenser Neuen Residenz verbloggt: an einem wunderbaren Wochenende weilte ich mit meiner Schwester und einer lieben Freundin dort im Blauen.
Dieses Jahr hatten die Veranstalter das Thema „Sonnenuhr“ in Orange- und Gelbtönen gewählt. Leider war es mir nicht vergönnt, an einem Sonnentag dort zu sein, sondern „nur“ zweimal an einem wolkenverhangenen Abend. Dennoch bezauberte die Atmosphäre wieder, nicht nur mich, sondern auch viele Hallenser, die in zu zweit zu einer feierabendlichen Plauderei oder auch zu mehreren die Ruhe mitten in der Stadt bei einem Glas Sekt, einem Kaffee oder einer Fettbemme genossen. Von der Vierflügelanlage ist derzeit nicht so viel zu sehen, denn ein Gutteil verbirgt sich hinter Plastikplanen: es wird renoviert. Die “Neue Residenz” wurde seit 1531 von Kardinal Albrecht von Brandenburg, den Luther gerne anfeindetet, errichtet. Sie gilt als eines der bedeutendsten Bauwerke der Frührenaissance nördlich der Alpen, ja, das denkt man von Halle gar nicht. Als Bauverwalter war bis zum September 1534 jener Hans von Schönitz (Schenitz) tätig, der Finanzverwalter und Vertrauter des Kardinals danach in Ungnade fiel und zum Tode verurteilt wurde. Seit 1645 residierten in der Anlage die Erzbischöfe und die weltlichen Administratoren des Magdeburger Erzbischofs hier. Seine Hoch-Zeit erlebte Halle zwischen 1644 und 1680 zu Zeiten des letzten Administrators, Herzog August von Sachsen-Weißenfels, der Halle auch zur führenden Opernstadt des Frühbarocks machte. Ein wenig sollte offensichtlich an diese Zeit erinnern, denn durch den abendlichen Garten in seinen Orangetönen zogen leise Musik aus Händel-Opern.
Archiv für Juli 2015
Halles Lustgarten – reloaded
Tags: Albrecht von Brandenburg, elegiac hayride, elegische Stadtpartie, gelb, Halle, Neue Residenz, Orange, Paradies, wunderbar, Zeit
Zeitschleife in Kolding
Tags: Dänemark, elegiac hayride, elegische Landpartie, elegische Stadtpartie, Kolding, Koldinghus, Tagträume, time warp, wild-goose chase, wunderbar, Zeitschleife
Meine Ausflüge nach Dänemark waren im so mancher Hinsicht Zeitschleifen, so auch jener Abstecher in die Burg von Kolding. Nachdem ich in Ribe auf die Idee mit den „Zeitschleifenbildern“ gekommen war und auf dem Weg nach Aarhus den Abzweig nach Kolding auf der Autobahn gesehen hatte, musste ich auch dorthin.
Kolding ist laut Reiseführer die siebtgrößte Stadt Dänemarks, Sitz einer renommierten Hochschule für Wirtschaftswissenschaften und Gestaltung, die just an meinem Besuchstag Abschlussfeier feierte. Und wo? Natürlich in der Burg Koldinghus, ebenfalls mein Ziel.
Die Burg entstand im 13. Jahrhundert als Schutz für den etwas älteren Handelsplatz, der hier an einem Ostseefjord entstanden war. Oftmals hielten sich die dänischen Könige hier auf, zu Zeiten, als die Herrschaft noch über persönliche Anwesenheit des Königs funktionierte und nicht durch Depechen aus einer fernen Hauptstadt. Christian IV. von Dänemark (1577 – 1648), einer der Protagonisten im Dreißigjährigen Krieg, verlebte hier einen Teil seiner Jugend, musste sich hier vor Wallenstein flüchten, der 1627 weit in Christians Königreich vordrang. Der dänische König muss ein ziemlicher womanizer gewesen sein, zudem erkennt man ihn auf historischen Abbildungen zumeist recht gut an seinem dünnen, geflochtenen Extrazopf, der lässig über die Schulter nach vorne geführt wird (vulgo: Rattenschwanz).
In einem anderen Krieg, dem Napoleonischen, ging die Burg in Flammen auf: spanische Soldaten in Napoleons Heeren sollen so gefroren haben, dass sie heizten, was das Schloss nur an Möbeln hergab, dabei gab es einen Kaminbrand, den keiner so schnell löschen konnte. Erst in den 1970er Jahren begann man eine behutsame Restaurierung, die immer noch nicht abgeschlossen ist. Immer wieder preisgekrönt, werden nur Elemente eingefügt, die sich auch wieder abbauen lassen, also nur sehr wenig in den historischen Bestand eingreifen, gleichzeitig auch das Innere luftig und modern wirken lassen. Die umfangreichen Sammlungen konnte man nur teilweise an dem Tag anschauen, weil eben Abschluss gefeiert wurde. Besonders gefallen haben mir die Silberarbeiten, die dänisches Design seit ca. 1700 zeigen.
Und dann musste ich feststellen, dass sich das Bild von 1982 nicht ganz nachstellen lässt: im Hof sind die damals nur mit Brettern abgedeckten Kellereingänge nun mit schicken Eingängen in das Restaurant im Kellergewölbe verstellt, aber die richtige Stelle, wo damals die Bank stand, auf der der von uns Mädels (vergeblich) Umschwärmte saß, habe ich wieder gefunden. Hach….
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Und dazu spielt PH.D den Soundtrack der Reise:
Zeitschleife in Ribe
Tags: Drottning Dagmar, elegiac hayride, elegische Landpartie, Ribe, Riberhus Slotsbanken, time warp, wunderbar, Zeitschleife
Ribe auf der westlichen Seite Jütlands ist eine der ältesten Städte Dänemarks, auch echter Wikingerwurzel entsprungen. Die legten bereits um 700 den Flusshafen an der Ribe Å an, eine Siedlung mitsamt Gräberfeld kam dazu, so wie es sich gehört. Weit zur Nordsee war es nicht, der Hafen bot Schutz für Handel und Austausch. Händler aus allen Ecken der damals bekannten Welt trafen sich hier, Keramik und Glas aus dem Rheinland und Nordfrankreich, Glasmosaiksteine in allen Farben wurden hier aus Oberitalien als Rohstoff für die bunte Perlenpracht des Schmucks für die Wikingerdame von Welt angelandet, Honig in slawischen Töpfen, Getreide, Felle, Speckstein aus Norwegen, Sklaven und vieles mehr wurde hier umgeschlagen.
Um 860 bat Ansgar von Bremen den dänischen König um die Erlaubnis, zu missionieren, aber erst etwa 100 Jahre später entstand eine erste Kirche an der Stelle, wo später die mächtige Domkirche errichtet wurde, auf der anderen Seite der Händlersiedlung. Aber irgendwann wuchsen die beiden Siedlungskerne zu einer Stadt zusammen, die auch weiterhin Handelsmetropole war, auch als die Bewohner sich als Dänen verstanden. Die Zeit der Wikinger war vorbei, die Königreiche hatten sich konsolidiert, Ribe war auch zeitweiliger Königssitz. Im Laufe der Jahrhunderte versandete jedoch der Hafen, Feuersbrünste, Pestepidemien und Flutkatastrophen beutelten die Stadt schwer, die Einwohner und ihre wirtschaftliche Bedeutung verlor, der dreißigjährige Krieg tat sein Übriges. Ein weiterer Krieg, nämlich der deutsch-dänische, erwies sich für Ribe als wirtschaftlicher Todesstoß: das südliche Umland wurde Preußen zugeschlagen. Und da man in der Region einen leistungsfähigen Seehafen brauchte, gründete man 1870 kurzerhand Esbjerg, bis heute der größte Nordseehafen Dänemarks.
Ribe ist heute nur noch eine ruhige Kleinstadt, die im Sommer viele Besucher hat, die meist nur einen Tag bleiben, durch die Gassen an den liebevoll restaurierten Häusern entlang schlendern, ins Museet Ribes Vikinger in der Stadt gehen oder etwas außerhalb ins Ribes Vikingecenter, einem Reenactmentgelände, wo dem Besucher das Leben um das Jahr 1000 in einem nachgebauten Wikingerdorf gezeigt wird.
Etwas außerhalb der mittelalterlichen Stadt liegt die Burg Ribes, das Riberhus Slotsbanke, welches in der Renaissance mit einem Wassergraben umgeben wurde, im Dreißigjährigen Krieg einer schwedischen Garnison als Festung diente. Ab Ende des 17. Jahrhundert wurde ein Steinbruch draus. Nach den Grabungen aus den 1940er Jahren ist Riberhus aber nur noch ein grüner Hügel mit abgeflachten Seiten ist. Oben auf dem Hügel steht die um 1910 errichtete Statue der „Drottning Dagmar“. Sie war eine böhmische Prinzessin, die 1205 mit dem dänischen König Waldemar II. verheiratet wurde, von diesem später natürlich abgöttisch geliebt wurde und als mildtätige „Königin der Herzen“ in die dänische Volksüberlieferung eingegangen ist. Wie sich das für „Königinnen der Herzen“ gehört, starb sie auch jung.
Mein erster Besuch in Ribe liegt mehr als 30 Jahre zurück, als die Jugendmusikgruppe, in der meine Schwester und ich musizierten, einen Austausch mit einer ähnlichen Gruppe aus Vojens, DK machten. Neben viel Musik standen auch Ausflüge auf unserem Programm. Mit dem Fotografieren war das damals ja noch etwas anders: meine Großmutter hatte mir eine kleine Knipse geschenkt, an der man nichts einstellen konnte: auslösen und Film weiterdrehen. 24 Bilder, mehr Film hatte ich für diese Woche nicht. Aber dennoch gab es ein paar Bilder aus Ribe, die ich immer noch in einer Pappschachtel aufbewahre. Und so war klar, dass wir 2015 die Motive von 1982 wieder aufnehmen wollten. Leider habe ich mir vorher die alten Fotos nicht mehr angeschaut, sondern nur „so ungefähr“ im Kopf. Der Reisegefährte musste sich gedulden, bis mich die internen Erinnerungsengramme an die richtige Stelle brachten.
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Aarhus – Mor Anna
Tags: Aarhus, Bageri, Bäckerei, elegische Stadtpartie, lecker, Mor Anna, wunderbar
Nach unserem langen Museumsbesuch im Moesgaard Museum vor den Toren der zweitgrößten dänischen Stadt Aarhus, zog es uns natürlich auch noch ins Stadtzentrum. Die magische Uhrzeit „17.30 Uhr“ dräute schon über uns: die Zeit, in die Läden in den Innenstädten, besonders die Einzelhandelslädchen unweigerlich schließen.
Wunderbarerweise kamen wir bei unserem Spaziergang bei einem kleinen Bäcker mit Feinkostabteilung vorbei, der mich lockte. „Mor Anna“ – Mutter Anna.
Schnell hinein und tief durch die Nase die Düfte von Hefe und frischem Backwerk eingesogen. Leider reicht mein Dänisch nicht aus, um echte Konversation zu führen, meist muss ich auf das Gewünschte zeigen und murmele dabei etwas Dänischartiges. Gleich auf englisch loszulegen, mag ich nicht, lieber warte ich ab, bis meinem Gegenüber klar ist, dass ich die Landessprache nicht beherrsche und schaue was passiert. Hier wurde ich freundlich gefragt, was ich möchte, ich dann zurück (noch auf dänisch), dass ich kein Dänisch spreche. Englisch oder deutsch wurde mir angeboten. Na, dann nehmen wir doch deutsch, dachte ich mir. Die Inhaberin sprach ein leicht österreichisch eingefärbtes Deutsch und so konnten wir plaudern und ich kaufte viel mehr, als ich eigentlich wollte: zwei Zimtschnecken, ein Foccacia mit Kräutern und zwei Himbeerschnitten.
Da es schon nach halb sechs war, habe ich mir den ausführlichen Gang durch den Laden leider verkneifen müssen. Gezahlt wird übrigens in einer Art Kasten an der Wand, in den man seine Scheine einwirft und unten das Wechselgeld in klingender Münze zurückerhält. Nur Bares ist Wahres, auch im dänischen Bäckerhandwerk.
Mor Anna
Mejlgade 5, 8000 Aarhus C, Dänemark
http://www.casablancaaarhus.dk/mor-anna-deli-bageri/
Ihr Früchtchen!
Tags: Aprikosenkuchen, Kuchen, Marmorkuchen, Sommer, Sonntagssüß, Tarte aux apricots, Wochenende, wunderbar
Es ist Aprikosenzeit, aber auch Beerenfrüchte haben gerade Saison. Aprikosenmarmelade, Aprikosenkuchen und dann noch die Kombi von Beeren und Aprikosen, das spukte mir im Kopf herum.
Aus Heidelbeeren und einer Packung TK-Brombeeren hatte ich ein Fruchtmus passiert, das auch als Einlage in kühle Buttermilch sehr gut schmeckte. Vom letzten Wochenende war dieses Mus übrig geblieben und harrte in der Tiefkühle auf weitere Ideen.
Für das Grillen mit den Mitbewohnern in Halle will ich etwas Nachtischiges mitbringen, der Eierkarton von der Woche musste auch geleert werden, also wurde es Kuchen. Transportabel musste er auch sein, also einer aus der Kastenform.
Bis ich ein passendes Rezept gefunden hatte, waren Eier und Butter zimmerwarm, etwas abgewandelt ist das Rezept auch (kein Kakao, mehr Fruchtmus, weniger Zucker).
Marmorkuchen, aber mit Frucht!
225g Butter
180g Zucker
Salz
4 Eier (zwei in M und zwei in L)
325g Mehl
1 TL Backpulver
40g Mandelmehl
150g Waldbeerenmus (passierte Früchte, gesüßt)
Den Ofen auf 175°C Ober- und Unterhitze vorheizen. Die Kastenform mit Backpapier auskleiden, bereit stellen.
Butter, Zucker und Salz mit dem Handrührgerät cremig schlagen. Die Eier dann nach und nach dazu geben und erst mit dem nächsten fortfahren, wenn das vorherige gut eingemischt wurde. Dann das Mehl samt Backpulver dazu geben und letztlich die Milch einrühren.
Den Teig auf zwei Schüseln verteilen. In eine Teighälfte nun das Fruchtmus und das Mandelmehl unterziehen, alles sehr gut vermischen.
Die Hälfte des hellen Teiges auf den Boden der Form geben, gut verteilen und glattstreichen. Dann den Frucht-Mandel-Teig darauf geben und mit dem Rest des hellen Teiges enden. Mithilfe einer großen Gabel einmal kurz durch den Teig ziehen, so dass sich eine Marmorierung als Kuchenmuster ergibt.
Den Kuchen dann 60-70 Minuten lang backen. Auf einem Kuchengitter auskühlen lassen.
Für meinen Transport: in der Mitte durchschneiden, zwei Scheiben für die Brotbox für Montag abschneiden, dann passt der Restkuchen auch in die Kuchenbox.
Tarte mit Aprikose auf Fruchtmus
Mürbeteig aus
60 g Butter
90 g Zucker
140 g Mehl
1 Eigelb
kneten, eine Stunde kühl stellen. Dann den Teig für eine Tarteform mit 22 cm ausrollen, einen kleinen Rand hochdrücken.
Als Belag habe ich 3 EL des Fruchtmuses auf dem Teig verteilt, dann noch Aprikosenspalten rosettenartig darauf verteilen.
Bei 185°C ca. 25 min abbacken.
Abkühlen lassen, mit steif geschlagener Sahne später genießen.
Achja, Marmelade von 2 kg Aprikosen ist auch noch ins Glas gewandert.
Kühles Blau
Tags: blau, Sommer, Sommerfrische, wunderbar
Angesichts der hohen Temperaturen draußen, lasse ich ein paar kühle Blautöne hier für zumindest optische Kühle sorgen.
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