Archiv für Mai 2015

07
Mai
15

Elegisches Kulturpicknick in der Bushaltestelle

Auf Feierabend in mittelalterlichen Kirchen umherzuklettern, kann ganz schön hungrig machen. Das hatte unsere Landpartieplanerin Brigitte richtig vorausgesehen und vorsichtshalber ein Picknick in den Untiefen des Kofferraums verborgen. Sie wollte nach dem Kirchgang noch irgendwo eine Wiese suchen, wo wir uns auf mitgebrachten Decken elegisch drapieren sollten. Nun hatte unser Besuch in der Chorturmkirche einige Zeit gedauert, die Schatten wurden länger, die Sonne sank. Wie gerufen kam uns die Bushaltestelle von Sylbitz, mit zwei gemütlichen Holzbänken, schön in der Abendsonne gelegen und vollkommen unbesucht von jedweder Dorfjugend. Genau das Richtige für uns vier Damen!
So schmausten wir mitgebrachten Reissalat, Pizza, Gurken und Zwiebelbrot und labten uns an Rotwein, Johannisbeersaft (Farbe wie Rotwein!) und leicht geschmolzene Pralinen. Die Vögel zwitscherten, von ferne rauschte die Autobahn und nur zwei Autos fuhren langsam an uns vorbei.
Hach! Wat schön!

07
Mai
15

Sylbitzens Chorturmkirche

Mittelalterliche Kirchen haben einen Chor im Osten und den Turm im Westen, dazwischen das Kirchenschiff, so zumindest funktioniert der einfache Bausatz. Und in Sylbitz ist alles ein wenig anders: hier hat der Westabschluss keinen Turm, dafür der Chor.
Nur wenige Kilometer vom Petersberg liegt das verschlafene Dörfchen, die mittelalterliche Kirche duckt sich auf dem Kirchberg hinter die Kronen der mächtigen Kastanien, die dem unwissenden Besucher den Blick auf das Kleinod verstellen. Aber zum Glück zeigt der kleine Wegweiser die richtige Richtung.


Ehrlich gesagt waren wir auch zunächst auf der falschen Fährte. Der nette Nachbar ließ uns aber durch den Durchgang zwischen der alten Dorfschule und dem kleinen Kirchhof huschen, wo wir schon erwartet wurden. Ein Kollege von uns engagiert sich seit Jahren im Förderverein der Kirche und war gekommen, um uns alles über seinen „Schatz“ zu erzählen.

Er stellte uns die Baugeschichte der Kirche ausführlich vor: der Bautyp, in der Romanik entstanden, war vor allem in ländlichen Gegenden in Mittel- und Süddeutschlands verbreitet, die nächsten Beispiele stammen aus Thüringen, und dann zumeist bei kleineren Kirchen. Es sind nur noch wenige dieser Dorfkirchen erhalten, die meisten wurden im 18. Jahrhundert durch Neubauten ersetzt. Das Sylbitzer Beispiel ist nur wenig im Laufe der Jahrhunderte verändert worden, allerdings sind auf der Südseite die romanischen Fenster durch größere ersetzt worden, auf der Nordseite sind die alten erhalten. Man betritt die Kirche heute von Norden, durch die ehemalige Leichenhalle, die durch den heutigen Portalvorbau an gleicher Stelle im 19. Jh. ersetzt wurde, aber das mittelalterliche Portal blieb erhalten. In der Mitte des Bogenfeldes des Tympanons ist in eher einfacher Steinmetzarbeit der Lebensbaum, links um Palmettenblätter und Rosetten erweitert, dargestellt, Sinnbild des Paradieses. Rechts davon sind zwei Tiere u erkennen, die wohl eher auf die Fabel vom Wolf und dem Kranich darstellen.

Ebeso ist der Einbau von Empore, Kanzel und Gestühl eine jüngere Zutat, während der einfache Taufstein mitten in der Kirche wahrscheinlich aus der Erbauungszeit im 13. Jh. stammt.

Ebenfalls aus dem Erbauungszeit dürften die Reste von Wandmalerei stammen, die sowohl an der Nordseite der Kirche als auch im Chorbereich zu finden sind, und diesen Bereich sicherlich optisch besonders betonen sollten.

Ebenfalls dem 13. Jahrhundert dürfte die wie ein Einbaum aus einem Eichenstamm gefertigte Truhe mit den Eisenbändern stammen, die oben auf der Empore steht, sicherlich schon seit der Zeit, als das Gestühl eingebaut wurde, denn sie ist so schwer und groß, dass sie nicht durch die enge Treppenöffnung passt. Der Turm kann ebenfalls bestiegen werden, selbst ein Blick auf die mittelalterlichen Glocken, die offensichtlich allen Stürmen der Zeit getrotzt haben, sind noch vorhanden.
Eine wirklich wunderbare Landpartie, wieder zum Feierabend, wieder ein echtes Kleinod vor der Halleschen Haustür!

04
Mai
15

Schrenz

Kaum einer von Ihnen, liebe Leser, wird wohl jemals in Schrenz gewesen sein, es sei denn, er/sie wollte wirklich dorthin. Ich wollte an sich auch gar nicht dorthin, sondern auf den Petersberg, aber so ist das eben beim Elegisieren: der Weg ist das Ziel.
Wir waren kurz von der Ortsumgehung abgebogen, um endlich analoges und digitales Kartenwerk zu befragen, um selbiges nach dem Weg zum eigentlichen Ziel zu befragen, etwaige ortskundige Fußgänger standen uns nicht zur Verfügung. So gelangten wir in den Ort, der sich dem nachwendezeitlichen Straßenumbenennungskampagnen gänzlich abhold gezeigt hatte: Ernst-Thälmann-Platz (winziger Dorfplatz in der Größe eines Kleinwagenwendekreises) und Straße des Friedens. Viel mehr Straßennamen gibt die Ortsgröße nicht her. An der Kirche machten wir halt und wandelten einmal um die pittoreske Ruine mit akuter Einsturzgefahr. Mich hätte ja sehr interessiert, ob in der gemauerten Gruft aus dem 19. Jahrhundert noch die örtliche Gutsbesitzerfamilie ruht, aber leider war die Gruft gut gesichert und durch die Lichtschächte konnte ich nur in schwärzeste Dunkelheit sehen, aber sonst nichts weiter.
Noch stand die Sonne am Feierabendhimmel, das rostige Quietschen des Friedhofstores sorgt sicher für Gruseleffekte in mondlosen Nächten.

In einem der Nachbarorte, die wir auf dem Rückweg durchfuhren, gibt es sogar noch eine „Straße der DSF“ (der deutsch-sowjetischen Freundschaft), wie meine bei Rostock aufgewachsene Mitfahrerin begeistert bemerkte….

04
Mai
15

Zitronenkekse

Die Kekse sollten an sich schon zum Kaffeesieren am Samstag bereitet werden, dann musste ich feststellen, dass das Zuckerglas im Schrank nicht mehr ausreichend gefüllt war. Als ich später des Abends vom „Kondittern“, wie frau indica das nannte, zurück kam, fand ich doch noch ein Paket des weißen Gestreus im Vorrat und so konnte ich doch noch den Teig bereiten, der dann über Nacht schön durchkühlen konnte und erst am Sonntag abgebacken wurde. Puderzucker hatte ich definitiv keinen zuhause, aber wozu hat frau denn einen Mörser samt Stößel herumstehen?

Zitronenkeks_01

Zitronenkekse mit Glasur

(für 2 Bleche, ca. 40 Stück)

Zutaten für Teig:
115 g weiche Butter
160 g feiner Zucker
1 Prise Salz
feingeriebene Schale von 2 Zitronen
1 Ei und 1 Eigelb
4 EL Zitronensaft
240 g Mehl
1/2 TL Weinsteinbackpulver

Zutaten für die Glasur:
2 EL Zitronensaft
5 EL Puderzucker
feingeriebene Schale von 1 Zitrone

Zubereitung:
In einer Schüssel Butter, Zucker, Zitronenschale und Salz mit dem Handrührgerät schön schaumig rühren. Ei und Eigelb zugeben und gut unterrühren. Zitronensaft beigeben und ebenfalls unterrühren. Das Mehl mit dem Backpulver dazu sieben und vorsichtig unterrühren. Den Teig für mindestens für 1 Stunde in den Kühlschrank stellen, gerne auch länger, z. B. über Nacht.
Walnußgroße Teigkugeln rollen, diese etwas flach drücke n und auf die Backbleche verteilen, Abstand lassen, die Cookies zerlaufen etwas.
Im auf 170°C Umluft vorgeheizten Ofen 15 Minuten backen bzw. so lange bis die Ränder leicht goldig sind.
In der Zwischenzeit die Glasur anrühren. Cookies aus dem Ofen nehmen und direkt mit der Glasur bestreichen. Noch etwas auf dem Blechen liegen lassen und dann auf einem Gitter ganz auskühlen lassen.

Ich habe das Rezept bei hier mit Verlinkung auf hier gefunden, auf sämtliche Vanillezutaten verzichtet, da die Kekse ja zitronig sein sollen und den Zucker nochmal reduziert. Da ich auch nicht über einen Eisportionierer verfüge, musste das Abmessen der Teigkugeln nach grober Erinnerung an die Größe von Walnüssen erfolgen.
Zitronenkeks_02

03
Mai
15

Schwarzer Schwan auf halb acht

Bei unserem „fast schon traditionellen“ Blogger-Begleitprogramm 15 zogen „aahs“ und „oohs“ über den FLuss, wann immer Frau kaltmamsell einen der weißen Spreeschwäne sah. Ich versprach ihr, die schönen schwarzen Schwäne vom Ostrauer Wassergraben hier zu zeigen.

Das hübsche Geschwader lernte ich vorletzte Woche kennen, als ich mit meiner Kollegin auf feierabendlicher elegischer Landparte im Hallorenumland unterwegs war. Die Sonne machte sich auf, sich hinter dem Petersberg zurückzuziehen, als wir in Ostrau Richtung Schloss abbogen.
Das Schloss beherbergt heute die Grundschule und ehemaligen Torgebäude residiert der Ortsbürgermeister.


Der Wassergraben, auf dem die schwarzen Schwäne und ein Rudel Enten umherschwimmen, der aber nicht so recht zum Schlossgebäude des 18. Jahrhunderts passt, deutet auf eine ältere mittelalterliche Wasserburg hin. Der wikipedia-Eintrag zum Schloss Ostrau ist ja vertrauenswürdig, erzählt ausführlich die Geschichte inklusive Hogeruns und Otto II. von Ostrau. Das Einzige, was ich der glorreichen Familiengeschichte und wikipedia nicht glaube ist, dass das Schloss im 30jährigen Krieg auch den Truppen des schwedischen Feldmarschalls Königsmarcks und dem des „Heerverderbers“ auf kaiserlicher Seite Gallas getrotzt haben soll: so breit war der Wassergraben auch wieder nicht, dass die Herrschaften die alte Anlage nicht mit ein paar Kartaunen sturmreif schießen konnten! Ehrlich…
Der Besitz ging aber schon davor in den Besitze der Familie von Veltheim, deren Nachfahre Hans Hasso von Veltheim, bekennender Anthroposoph 1929–33 saniert, inlusive Anbau und anthroposophisch inspirierter Grab-Altar-Kapelle. Das Schloss wurde als von Anthroposophen und diesen nahestehenden Besucher aus aller Welt aufgesucht. Die Enteignung nach dem 2. WK traf auch die Familie von Veltheim, Bilder, Bibliothek und anderes wurde der Universität in Halle und der Sammlung der Moritzburg übertragen. Eines der Gemälde, „Leuchtturm“ (1915) von Marsden Hartley wurde nach Rückübertragung an die Familie für mehr als 6 Mio Dollar versteigert und ging so leider außer Landes. Ein weiterer Marsden Hartley, ebenfalls von 1915, hängt immer noch in der Moritzburg, im Kunstmuseum des Landes Sachsen-Anhalt, eine Sonderausstellung, in die das Schloss einbezogen werden soll, ist geplant. Mal schauen….




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