Wie dieser mir bis dato vollkommen unbekannte Vulkan aus Island unter einem mir ebenfalls unbekannten Gletscher ausgesprochen wird, kann wohl kaum jemand sagen. In den Nachrichten wird derzeit nur von dem Chaos im europäischen Flugverkehr gesprochen, der Name des Vulkans fällt nur selten und dann spricht ihn jeder Nachrichtensprecher auch noch unterschiedlich aus. Richtig heisst er so: [ˈɛɪjaˌfjatlaˌjœːkʏtl̥]
Die kurzfristigen Auswirkungen reichen bis in meinen Kollegenkreis hinein. Letzten Sonntag habe ich bei Leipzig zwei Kollegen aus Großbritannien und einen aus Schweden getroffen, die anlässlich eines Projektes für ein paar Tage in Sachsen-Anhalt weilten. Gestern wollten sie von Berlin aus wieder nach Hause fliegen, aber das war unmöglich. Drei Stunden standen sie in einer Schlange, um sich eine Bestätigung für ihren ausgefallenen Flug zu holen. Sie haben die Warterei schließlich aufgegeben und sich mitsamt der Abflugtafel mit den gestrichenen Flügen fotografiert, in der Hoffnung, dieses als ausreichenden Beweis für die Rückerstattung des Tickets zu haben. Nun sind sie wieder in Halle und werden morgen auf verschiedenen Wegen versuchen, nach Hause zu gelangen: per Zug gen Schweden, per Zug gen Hamburg, dann zu einer Fähre in die Niederlande und so weiter…
Welche Auswirkungen der Ausbruch auf unser Wetter hat, wird sich erst in den nächsten Monaten zeigen. Ich hoffe natürlich, dass der Sommer nicht kühl und nass wird. Dies könnte ja passieren, wenn genügend Vulkanstaub in der Erdatmosphäre die Sonneneinstrahlung abstrahlt.
Wie sehr das weltweite Wetter beeinflusst werden kann, zeigt der (absolut nicht vergleichbare) Ausbruch des Vulkans Tambora 1815. Die gewaltigen Mengen schwefelhaltiger Asche in der Atmosphäre führten zu einer weltweiten Abkühlung, die mit teilweise dramatischen Auswirkungen bis 1819 anhielt. Als „Jahr ohne Sommer“ ging es in die Geschichte ein: durch schwere Unwetter im Sommer, mit Schneefällen und Überschwemmungen kam es in der Folge zu Missernten, verbunden mit hoher Sterblichkeit bei Nutztieren, gefolgt von Hungersnöten in Mitteleuropa und Nordamerika, der auch viele Menschen zum Opfer fielen. Das Ende der Napoleonischen Kriege fiel in der Jahr des Vulkanausbruches, an dessen Folgen Europa auch sehr zu leiden hatte. Achja, Mary Shelley schrieb in diesem ungewöhnlich kalten und feuchten Sommer am Genfer See ihren „Frankenstein“, weil sich die Reisegesellschaft der Engländerin, die sich in der Villa von Lord Byron traf, tagelang nicht aus dem Haus bewegte und in Zeiten vor der Erfindung des Fernsehens eben selber kreativ werden musste.
Aber so schlimm scheint der Ausbruch dieses isländischen Vulkans nun auch wieder nicht zu sein, aber schon toll, was man dazu so herumschwurbeln kann, nicht wahr?
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