Eine Dorfstraße, die um 1900 neu errichtete Backsteinkirche, ein oder zwei alte Trafostationen und das Landgasthaus „Alte Schmiede“. Und viel Landschaft drumherum, das ist Lühnsdorf. Irgendwo südlich von Bad Belzig gelegen, die A9 ist weit genug entfernt, um nicht mehr gehört zu werden, aber nah genug, um als schnelle Anreisemöglichkeit genutzt werden zu können.
Eine gute Freundin hatte vor etwa zwei Jahren über die Website der Tourismusbörse Brandenburg das Programm „Winterliches Brandenburg“ entdeckt, in der Hotel, Pensionen, Gasthäuser und viele andere Angebote in das mal mehr, mal weniger winterliche Brandenburg einladen. Sie und ihr Freund waren so begeistert, dass sie dort ihre Hochzeitsfeier in schönster Herbstsonne ein dreiviertel Jahr später feierten. Und so kam ich das erste Mal nach Lühnsdorf.
Dieses Mal wollte ich den Winter genießen. Leider hatte dieser ja genau eine Woche vorher beschlossen, sich etwas aus dem Staub zu machen und einem grauen Schmuddelwetter Platz zu machen. Egal, ich hatte sowieso schon im Dezember gebucht, um auch sicher sein zu können, mich Anfang Februar hier für ein Wochenende erholen zu können. Das Zimmer ist liebevoll eingerichtet, außer dem Bett gibt es eine kleine Ecke mit Schreibtisch und zwei kleine Sessel. Ein Obstkörbchen und zwei Flaschen Wasser heißen den Gast willkommen, eine schöne Idee anstelle einer schnöden Minibar. Das Bad bietet eine Badewanne, in der man sich nach einem langen Spaziergang in der Kühle des Flämings wieder aufwärmen kann. Das Zimmer kostet während der Aktionswochen wohlfeile 59 € anstelle von 85 €, ein reichhaltiges Frühstück ist im Preis enthalten.
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Dieses wird, je nach Anzahl der Gäste, im Wintergarten mit Blick auf den Garten und im angrenzenden Saal, eingenommen. Ein reichhaltiges Büffet steht für den Morgenhungrigen bereit, auf dem neben wenigen abgepackten Dingen vor allem eine gute Konfitüren-, Käse- und Wurstauswahl lockt. Letztere wird in anderer Zusammenstellung auch auf dem Brotzeitteller gereicht, wie ich abends mit einem Blick auf den Nachbartisch feststellen konnte. Kaffee und unterschiedliche Tees (inklusive einer Sanduhr für den perfekten 3 Minuten-Aufguss) werden frisch zubereitet an den Tisch gebracht, ebenso das Frühstücksei und am Sonntag auch Spiegel- und Rührei. Selbiges ist eine Wucht, denn es ist meilenweit von sonstigen Horrorversionen beim Brunch entfernt: frisch zubereitet, locker, für mich die perfekte Konsistenz eines Rühreis, hier mit einer Handvoll Speckwürfelchen und Schnittlauch gereicht.
Ja, die Küche, die lohnt sich auch, ausgiebig ausgetestet zu werden. Wie schon bereits bei der Hochzeit im Oktober 2011 ausprobiert, lohnt sich das Wiederprobieren auf alle Fälle. Zwei Abende hatten wir das Vergnügen. Im Gastraum war es kuschlig warm durch das Kaminfeuer, die Küche ist nur ein paar Schritte entfernt und bietet von außerhalb des Gasthauses auch vielfältige Einblicke in die Abläufe. Am ersten Abend probierten wir als Vorspeise angebratene Blutwurst mit Wachtel auf einem Wirsinggemüse. Für mich hätte das Gemüse ein Ideechen weniger Salz haben können, aber das wäre schon Meckern auf hohem Niveau. Die Wachtelkeule war auf den Punkt gebraten, etwas rosa und erfüllte meine Erwartungen voll und ganz. Lecker! Als Hauptgang standen das Kotelette vom Saalower Jungschweinrücken mit Schnittlauchkohlrabi und Kartoffelgratin sowie für den Reisebegleiter die Barbarie-Entenbrust mit Honig-Thymiansauce dazu Lauchzwiebeln und Schupfnudeln auf dem Tisch. Beides sehr zu empfehlen, die Kohlrabi, obschon ein kindliches Matschetrauma, waren so, dass ich meinen Frieden mit dem Gemüse machen konnte: leicht bissfest und mit Geschmack! Der Gratin war herzhaft gewürzt, so dass er dem Geschmack des Koteletts ordentlich standhalten konnte. Auch der Reisebegleiter war sehr angetan von der rosa gebratenen Ente, den knackigen Lauchzwiebeln sowie den kross angebratenen Schupfnudeln. Am kommenden Abend probierten wir die Rotebetesuppe mit Zandereinlage und die Wirsingrahmsuppe mit geräucherter Forelle als Vorspeise. Das Erdige der Rotebete und der Zander passten ebenso gut zueinander wie der kräftige Wirsinggeschmack gut mit dem Räucheraroma der Forelle. Als Hauptgang gab es ein Lachsfilet auf Gurkenrisotto mit einem reichhaltigen Salatteller, für mich die Ente, die der Reisegefährte am Vortag für gut befunden hatte. Ich konnte ihm nur sozusagen mit vollem Mund zustimmen. Die Anzahl der offenen Weine ist vernünftigerweise übersichtlich, aber gut ausgewählt. Zur Ente fand ich ein Glas Chateau Maurel 2009 (mehr weiß ich leider nicht mehr) passender als den empfohlenen österreichischen Blauen Zweigelt, zum Lachs wurde der empfohlene trockene Weiße Burgunder von der Mosel für gut befunden.
Auf das Dessert hatten wir am ersten Abend aus Kapazitätsgründen (nein, nicht in der Küche, eher in unserem Magen!) verzichten müssen, nur wollten wir am zweiten Abend das Eis probieren. Der ausgesuchte Becher, obwohl schon ohne Sahne bestellt, war mit einem joghurtigen Mohneis, dem Nuss- und Schokoladeneis leider zu viel für uns: ein Dessert, zwei Löffel, aber dennoch… Und der Service war unaufdringlich aufmerksam und zugewandt, dass es eine Freude war.
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Puh, nun suche ich wirklich etwas zum Meckern: Thea, das überdrehte Goldkind eines Gästepaares, die ihre Eltern auch mit anderthalb gut im Griff hatte…. aber da kommt nur mein privates Augenverdrehen bei Eltern, die mit „Thea-hier-schaumal“ und „Thea-was-willst-du-machen“ dem Satansbraten… ach, das lasse ich mal, dafür können die Betreiber dieses wunderbaren Landhotels wirklich nichts!
Derzeit gibt es Sonntags richtigen Sonntagsbraten, also ein prima Tip zum Kennenlernen, ich habe etwas mehr als eine Stunde von Tür zu Tür gebraucht:
Landhaus Alte Schmiede
Dorfstraße 13
14823 Niemegk-Lühnsdorf
tel 033843 922 0
web landhausalteschmiede.de
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