Die Minikamera unseres Vaters hatte uns ein Rätsel aufgegeben, das es galt zu lösen.
DER FILM! Ob er sich noch entwickeln ließ? Und noch viel spannender: würde etwas zu erkennen sein?
Während meines Urlaubs war der Film also in der Entwicklung und heute habe ich ihn abgeholt. Auch der Chef des Fotoladens war sehr gespannt, ob die Entwicklung uns des Rätsels Lösung näher gebracht haben könnte, wie der Blick auf die Papiertüte zeigt, war der Entwicklung mindestens ein Telefongespräch zwischen Fotoladen und Labor vorangegangen.

Mangels Leuchttisch musste der Filmstreifen am Fenster hinterleuchtet werden, ein wenig profimäßig ist wenigstens mein Fadenzähler mit zehnfacher Vergrößerung.
Viel war zunächst nicht zu erkennen, das Auffallenste war das „Schneegestöber“ verhieß nichts Gutes! Aber dann sah ich Beine… Beine mit Sandalen. Und auf einem Bild waren Häuser zu erkennen. Nichts, was ich auf Anhieb zuordnen konnte. Etwas Enttäuschung kam schon auf, um ehrlich zu sein.
Zum Glück habe ich einen etwas angejahrten Scanner, der über eine gute Auflichteinheit verfügt, mit dem ich also die Negativstreifen scannen konnte. Spannung pur!
Mehr Schneegestöber, aber endlich auch die ersten Umrisse. Eine Häuserzeile und das Gitter auf dem Balkon in Höxter, der von unserem Haus. Welcher von beiden? Der vordere oder der hintere zum Garten hinaus? Schwer zu sagen, die Hausecke… Ach, das Bild muss gespiegelt werden, dann waren schon einmal die Hausecke, das Balkongitter und das Nachbarhaus an der richtigen Stelle. Drei Fotos mit demselben Motiv.




Aber es dauerte noch eine Weile, bis sich endlich für mich das Rätsel auflöste und sich die beiden Paar Füße zuordnen ließ.
Dankenswerterweise hat unsere Tante die beiden Fotoalben mit Kinderbildern, die sie mir und meiner Schwester schenkte, Seite für Seite abfotografiert, damit jede eine digitale Version des jeweils anderen Albums hätte. So ist das Schuhwerk der beiden folgenden Fotos hilfreich für die Identifikation der Tuxi-Fotos.
Somit ist des Rätsels Lösung: Auf den Fotos im Film aus der Tuxi unseres Vaters sind meine Schwester und ich zu sehen, aufgenommen 1973, als sie etwa anderthalb Jahre alt war und ich somit viereinhalb.
Und damit hat uns unser Vater posthum ein unverhofftes, ganz großes Geschenk gemacht.
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