Fünf Freunde waren wir, damals, 2002 in Irland, fünf Charaktere. Bis auf Frank waren die restlichen vier das erste Mal auf der sturmumtosten Insel. Und wir wollten unsere beiden Wochen gut ausnutzen, uns viel anschauen. So haben wir sicherlich einen Rekord aufgestellt, was den Besuch von „standing stones“, „stone circles“ und ähnlichem anging, pro Tag versteht sich! Weiterlesen ’57, 3 Meilen oder „nichts als die Wahrheit“‘
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Drombeg Stone Circle
An einem Morgen im späten Oktober 2002 machten wir uns auf den Weg, zu Fuß, was auf den kleinen Landstraßen in Irland manchmal ganz schön gefährlich werden kann, aber wir waren ja im Abenteuerurlaub unterwegs. Weiterlesen ‚Drombeg Stone Circle‘
Sneem ist ein kleiner Ort am Ring of Kerry, der davon lebt, dass er eine Brücke über den pittoresken Fluß, der sich moorig-braun, dabei klar aus dem Hinterland ergießt, hat, so etwas ähnliches wie eine Dorf-Hauptstraße, die gleichzeitig die ist, auf der alle Busse über den Ring of Kerry donnern.
Wer nun im November Irland besucht, hat es gut. Zwar ist das Wetter nicht so toll, aber dafür wird es früh dunkel, dass man die Pubs mit Kaminfeuer schneller genießen kann. Solange es noch hell ist, gibt es die Coffeeshops und die Tea-Rooms. Das Riverside in Sneem ist beides. Es gehört zu den kleinen Cafés auf dem Land, die zwanglos vom irischen Frühstück über das Mittagessen mit dicker Suppe und leckerem Sodabrot bis hin zum High Tea immer genügend Nahrhaftes für den Reisenden bereit halten.
Im November 2002 an einem frühen Nachmittag war das für mich eindeutig wichtig, etwas Nervennahrhaftes zu bekommen. Seit zwei Tagen durfte ich die Chauffeuse für uns fünf Reisenden machen, denn außer mir wollte und traute sich keiner an die Rechtssteuerung. Und wer damals die Straßen in Kerry kannte, kann sich vorstellen, dass es nicht ausreichte, sich nur auf der richtigen Straßenseite zu halten, sondern auch noch mit leichter Lenkbewegung die tiefen Schlaglöcher umschiffen musste, dabei den Gegenverkehr stets im Auge behaltend. Daher brauchte ich vor allem eines: Schokolade!
Und hier, in Sneem, in diesem kleinen Café verliebte ich mich unsterblich in die Schokoladenkünste der irischen Patissiers. Auch wenn die irische Küche eher den Geruch von Kohl, Kartoffeln und Hammel an sich hat, können sie doch Schokoladengebäck und -torten zaubern, die Hüftgold pur sind, aber von einer geradezu überirdischen Sinnlichkeit! Dazu gibt es oftmals noch Sahne und eine Schokoladensauce extra dazu.
Ein orgiastisches orales Erlebnis!
I’m an open gate to irish chocolate cakes!
Riverside Coffeeshop & tea-room Sneem
The Bridge, off North Square, Co. Kerry, Sneem
+353 64 45498
Bantry House
Die irische Geschichte ist eine Geschichte voller Missgeschicke!
Im Winter 1796 segelte eine Flotte französischer Schiffe, kommandiert von dem französischen General Hoche, mit Theobald Wolfe Tone, einem der United Irishmen, auf die Küste Irlands zu. Ihr Ziel war die Südwestküste, um dort mitsamt den französischen Soldaten an Land zu gehen und mit ihrer Hilfe die englische Oberhoheit über Irland zu beenden.
Nun scheint es wenig günstig, bei schlechtem Wetter im Dezember gen Irland zu segeln, besonders, wenn Stürme über die Biskaya toben, die irische See noch rauer ist als sonst. Kurz: das Glück war der Invasionsflotte wirklich abhold. Zwei Drittel der Schiffe wurden vollkommen auf den Atlantik hinausgeweht, ein Drittel kam zwar bis zur Bantry Bay, aber auch ihre Besatzung konnten nicht anlanden und einige Schiffe sanken auch noch.
Auch zwei weitere Versuche 1798 scheiterten, Wolfe Tone wurde gefangen genommen und zum Tode verurteilt. Bevor er gehängt werden konnte, beging er mit einem Taschenmesser Selbstmord.
Diese typisch irische Geschichte ist im Armada Centre von Bantry House dargestellt. Seit 1981 ist der Fundort der gesunkenen Schiffe bekannt, einiges wurde auch schon geborgen und wird ausgestellt.
Auch typisch für die englisch-italienisch inspirierte Architektur ist das Herrenhaus von Bantry. Es ist seit dem 18. Jahrhundert im Besitz der ehemaligen Earls of Bantry, die mit der tragischen Geschichte der Armada auch schon zu tun hatten, denn sie „trugen auf beiden Schultern“: einerseits hatten sie gute Kontakte nach Frankreich, waren also über die Invasionspläne unterrichtet und teilten wohl ihr Wissen mit den Engländern.
Ihren Wohlstand verdankten die Earls eben diesen guten Verbindungen in alle Richtungen.
Mein Besuch in Bantry House liegt nun schon ein paar Jahre zurück. Wir waren zu fünft in Irland, die Herren wollten 55,7 Meilen wandern, meine Freundin Sabine und ich wollten doch lieber einen „Mädchen-Tag“ machen und uns eben das Herrenhaus anschauen.
Der Eintrittspreis war mit 8,50 Euro recht gesalzen, der Rundgang durch die Räume mit ihrem morbiden Charme, den durchgesessenen Möbeln und den brechenden Seidenvorhängen hatte etwas von Herumstöbern auf dem Dachboden. Da Halloween nicht mehr weit war, konnten wir uns im Grau des Nachmittags gut vorstellen, dass der 2. Earl of Bantry, der das Haus mit diesen vielen Mitbringseln von seiner großen Europareise in den Jahren um 1800 angefüllt hatte, höchstselbst um die Ecke kommen würde.
Dennoch ein netter Nachmittag, ein Souvenirshop um die Ecke lud zum Shoppen ein, das Unglück der Armada zu besichtigen war zudem auch im Eintritt enthalten. Dieser Teil der Ausstellung war in den Nebengebäuden untergebracht und up-to-date, was Präsentation anging.
Dennoch, „Bäänddrii Haus“, von Sabine mit fränkischem Einschlag ausgesprochen, wird mir eher als Kuriositätenkabinett im Gedächtnis bleiben.
Bantry House
an der N71, Co. Cork, Bantry
+353 27 50047
http://www.bantryhouse.com
Öffnungszeiten:
Mo – Sa: 9:00 – 19:00
So: geschlossen
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