Posts Tagged ‘Gedanken

16
Sept
17

Die Mönche von Les Mées

Wieviele Autobahnparkplätze gibt es schon, die sich lohnen, doch anzuhalten? Ich meine nicht die, auf denen man notgedrungen (Treibstoff für das Auto oder sich selber oder zum Händewaschen) anhalten muss.
Mir fallen im Moment nur zwei ein, beide in Frankreich: einmal den mit dem wunderbaren Blick auf Carcassonne und dann diesen hier mit der Aussicht auf die Felsen von Les Mées. Auch wenn Carcassone im Sommer von Besuchern überschwemmt wird: es ist nur ein im 19. Jh. restauriertes Mittelaltermärchen! Aber von ferne schaut die Stadt sehr schön aus…
Auch bei Les Mées schaut man am besten aus der Ferne, denn wenn man am Fuße der Felsen steht, sieht man das Wesentliche kaum: die in einer langen Reihe stehenden Felsen (in Wirklichkeit nur ein Felsenband) sind von Wasser und Wind erodiert und sind dann nur groß, man selber klein. Aber von Ferne, da scheinen sie wie eine Wandergruppe jenseits der Autobahn unterwegs zu sein. Und so erzählt auch die Sage, dass die Felsen eigentlich verwandelte Mönche seien, die den Töchtern eines Mauren nachstellten, der aus dem heute Spanischen in die Provence gekommen sei (aka verschleppt). Zur Strafe für das unbotmäßige Verhalten der Mönche seien diese vom heiligen Donatus in eben jene Steinstelen verwandelt worden, um am Ort ihrer Untat Buße zu tun. Sie scheinen noch nicht damit abgeschlossen zu haben und stehen wie mit der Kapuze ihres Habits auf den gesenkten Köpfen da.
Also, wenn Sie auf der A 51 gen Süden reisen sollten, halten Sie auf dem Parkplatz an und schauen Sie über die Durance, vorzugsweise nachmittags, denn dann steht die Sonne günstig. Und warten Sie nicht zu lange: die Bäume an der Raststelle wachsen stetig die Aussicht zu!

28
Jan
15

Stimmungsaufheller

Es ist zwar morgens nicht mehr stockdunkel, aber doch meistens grau bis gräulich, wenn ich morgens aus dem Haus gehe. Heute fand ich es besonders schlimm, weil ich auch meine Liebsten fern von mir, besonders vermisst habe.

Gegen Mittag erreichte mich im Büro von der besten aller Schwestern ein toller Stimmungsaufheller, ganz incognito im großen weißen Karton verpackt. Richtig ausgepackt habe ich die Tulpen erst zuhause, wobei es gar nich so einfach war, den Karton, zwei Umhängetaschen, mich selbt und das Fahrrad als rollenden Untersatz in Einklang zu bringen. Hat aber schlussendlich doch geklappt.

tulpen Kopie
Und nach der optischen gibt es noch eine akustische Stimmungsaufhellung: das Universitätsorchester Halle spielt heute abend für mich auf. Ich klemme mir nun eine Tulpe in’s Knopfloch und gehe in die Dunkelheit hinaus. Jetzt geht’s aber besser…

30
Jun
13

„Kochlust“ ist nicht mehr

Nun habe ich traurige Gewissheit: „Kochlust“ – die Kochbuchhandlung, die zuletzt bei „coledampf’s“ untergeschlüpft war, gibt es nicht mehr.
Heute war ich mit Besuch wieder am Moritzplatz und wollte im „Aufbau“-Haus nach den Damen vom Laden und hoffentlich neuen Büchern schauen. Schon Mitte Mai war ich mit Besuch aus Übersee dort, weil ich den Laden der begeisterten Köchin vorstellen wollte. Wir fanden nur noch ein paar Restposten in einer Ecke sowie die verwaiste Kasse. Nur das Kochbuch zum Film „Oma & Bella“ hatte es uns damals angetan, aber es war niemand da, dem man es hätte abkaufen können. Die Gastronomie bei „coledampf’s“ hat offensichtlich den erfolgreicheren Geschäftszweig ausgebildet, der des Kochbuchladen ist verdorrt.
Seit 2001 gab es den Laden in der Alten Schönhauser Straße in Mitte, zusammen mit Kochkursen zu vielen verschiedenen Themen. Bis Ende Januar 2011, aber schon vorher hatte Brit Leipold das Gefühl, nicht mehr in die hippe Mitte zu passen und erhoffte sich von der Verlagerung und Zusammenlegung am Moritzplatz einen neuen Aufbruch. Kurz nach der Eröffnung im Oktober 2011 war ich mit meiner Schwester das erste Mal dort und uns war gleich die für den Kochbuchladen problematische Positionierung in einer zwar geräumigen, aber doch in einer Ecke ohne Tageslicht etwas abseits der Laufkundenwege aufgefallen. Wir waren mit einem „hoffentlich geht das gut..“ Gefühl und einigen Büchern gegangen.
Vor etwa einem guten dreiviertel Jahr besuchte ich die „Kochlust“ auf der Suche nach einem Geschenk und war schon damals etwas deprimiert wieder gegangen. Die Gastronomie hatte sich schon ordentlich erweitert, der Buchladen musste offensichtlich um seine Quadratmeter kämpfen. An den Ess-Tischen war viel los, an den Regalen weniger. Die gute Beratung war aber geblieben, die Auswahl war exzellent, auch Neues und Neuestes lag zum Schmökern bereit. Das Geschenk war schnell gefunden, dennoch….
Leider kaufe ich nicht so viele Kochbücher, um einen solchen Laden am Leben zu halten, was sicher auch niemand von mir erwartet. Inzwischen sind sicherlich die professionellen Kochblogs, die ja gar nicht selten eigene Bücher veröffentlichen, aber eben für die schnelle Ideenfindung für „was koche ich denn mal?“ schneller verfügbar. Obwohl natürlich der Gang an das eigene, gut gefüllte Kochbuchregal warscheinlich genauso schnell geht, aber eben ohne getippte Suchmöglichkeit funktioniert.
Heute fragte ich den freundlichen französischen Kellner in der angeschlossenen Kaffeebar nach Frau Lippold. Er versprach, sich beim Chef zu erkundigen und kam leider nur mit der Nachricht zurück, dass der Laden aufgegeben hat und derzeit wohl nicht geplant ist, an anderem Ort weiter zu machen oder neu zu beginnen.

31
Dez
12

Rückblick 2012

Das Jahr 2012 neigt sich dem Ende entgegen, der Weltuntergang laut Mayakalender ist nicht eingetreten, sie haben den offensichtlich einfach wieder auf „Anfang“ gedreht. Es wäre schön, wenn sich der Lauf der Zeit wirklich wieder auf „Anfang – alles gut“ setzen lassen könnte.
Wie viel ist dieses Jahr passiert, welches einmal mehr so schnell vorbei gezogen ist. Anfang des Jahres stand im Zeichen von Umzugskartons, der Wechsel von Friedrichshain in den Stadtteil Baumschulenweg – vom Touri-Trendbezirk in einen sehr unaufgeregten. Es gab auch berufliche Veränderungen, die mich in die Mitte Berlins gespült haben.
Es gab aber auch sehr traurige Momente, Menschen, die mir am Herzen gelegen haben, sind gestorben, keiner davon im hohen Alter, der heimtückische Krebs hat sie alle geholt, in der Verwandtschaft, im Freundeskreis. Lücken, die weit vor der Zeit entstanden sind, bei denen ein Kampf schlussendlich verloren wurde.
Und auch einen Freund habe ich verloren, der mir das Ende unserer Freundschaft aus (für mich) heiterem Himmel aufkündigte. Die Gründe sind mir bis heute unerklärlich, obwohl ich lange überlegt habe, wo und warum ich ihn verletzt haben könnte. Mir ist bis heute nichts eingefallen, er möchte sich mit mir nicht auseinandersetzen schrieb er in seiner letzten Mail. Eine Entschuldigung wurde von mir verlangt, bei der ich nicht wusste, für was ich mich entschuldigen sollte. Ich habe ausnahmsweise strikt „nein“ gesagt. Ende. Die Traurig- und Ratlosigkeit ist mir das halbe Jahr gefolgt.
Eine andere Freundin habe ich wiedergefunden, unsere Freundschaft hat das Jahr 2012 überdauert. Wunderbar! Ein neuer Anfang….
Glücklich kann ich mich schätzen, dass ich Freunde und auch Familienangehörige habe, deren Zuneigung ich nie in Frage stellen muss und denen ich ebenso zugetan bin.
Wenn ich jedoch die Welt außerhalb meiner eigenen Armlänge betrachte, wird mir oft Angst und Bange. Menschen werden wegen ihres Geschlechtes, wegen ihrer Hautfarbe oder Religion umgebracht, misshandelt, verletzt, versklavt und gedemütigt. Ich fühle mich so hilflos, dass diese Welt sich immer schneller in Kriege und Konflikte hineinzubewegen scheint, die sozusagen direkt vor meiner Haustür, in meiner Stadt anfangen, sich aber auch überall auf der Welt abspielen. Respekt dem Gegenüber ist scheinbar so selten geworden wie ein vierblättriges Kleeblatt, die Achtung vor dem Mitmenschen, vor seiner körperlichen und seelischen Unversehrheit scheint allenthalben zu sinken. „Die Würde des Menschen ist unantastbar.“ Leider nur theoretisch. Sie wird überall mit Füßen getreten: auf dem Schulhof, wenn Menschen andere vor die einfahrende U-Bahn stoßen, wenn Frauen misshandelt und getötet werden, einfach nur, weil andere ihre eigene körperliche Überlegenheit ausnutzen.
Zum Jahresende bleibe ich einmal mehr ratlos, wenn ich an das nächste denke, welches sich schon mit Krach und Böllerei ankündigt.

Ich wünsche aber allen, die hier lesen, einen guten Start in das neue Jahr, bleiben Sie mir gewogen und schauen Sie auch nächstes Jahr wieder in mein kleines Blog.




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