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01
Mai
11

Gruselfaktor moderner Reliquienkult

Heute ist hat der derzeit amtierende Papst Benedikt XVI. seinen Amtsvorgänger Johannes Paul II. selig gesprochen, ihn sozusagen auf den Weg zum Heiligen der katholischen Kirche gebracht. Als katholisch erzogene Ostwestfälin fühle ich mich wirklich befremdet von dieser sehr altertümlich wirkenden Zeremonie, die gerade sechs Jahre nach dem Tod des letzten Papstes vollzogen wurde. Wichtig für die Selig- und später für die Heiligsprechung ist der Nachweis von Wundern. Wobei aus meiner inzwischen eher naturwissenschaftlich geprägten Sicht der Dinge das bislang einzig dafür in Anspruch genommene Wunder nicht besonders überzeugend wirkt. Eine an Parkinson erkrankte Nonne erfuhr angeblich eine Spontanheilung, die sie den Gebeten zum verstorbenen Papst zu verdanken glaubt. Glaube, das ist natürlich das Zauberwort und das möchte ich ihr ja nicht einmal absprechen.

Richtig gruselig wird es aber nun, wenn ich höre/lese, dass es bereits eine Reliquie gibt, die verehrt wird: Blut in einer Ampulle, die, so war es in der Tagesschau zu sehen, in ein pompöses silbergefasstes Gefäß mit Glaseinsatz gezeigt wird. Puh, Leute, wird sind zwar einiges gewohnt, natürlich auch Reliquien, die angeblich Blut von Heiligen, die seit hunderten Jahren verstorben oder unter meist gräßlichen Umständen zu Tode kamen.Andere Reliquien sind winzige Knochenstücke, die auch heute noch in der katholischen Kirche weiter an neue Kirchengründungen von vorhandenen Reliquien „abgezweigt“ werden. Für Gegenden, die in der Karolingerzeit großräumig missioniert wurde, kam es sogar vor, dass ganze Skelette als Reliquien herantransportiert wurden, beispielsweise Liborius als zukünftiger Bistumsheiliger von Paderborn oder Vitus als Patron des Reichsklosters Corvey. Beide kamen 836 aus Nordfrankreich als Lieferungen, wobei Vitus oder was von ihm übrig war irgendwo bei Soest warten musste, bis der wichtigere zukünftige Bistumsheilige durchgezogen war, als Skelett versteht sich. Er sollte schließlich zuerst ankommen!

Oftmals enthalten mittelalterliche Reliquiensammlungen gerne auch Tierknochen, sofern sie überhaupt anthropologisch resp. archäozoologisch bestimmt werden, schließlich blühte ja der Handel mit den angeblich heiligen Gegenständen seit dem Mittelalter heftigst. Auch dagegen hatten die Kirchenreformer an der Wende zur Neuzeit mit Recht so einiges auszusetzen!

Aber diese Anbetung von Blut eines vor sechs Jahre verstorbenen Kirchenfürsten ruft bei mir nur Unverständnis und Befremden hervor. Wann wurde ihm das Blut abgenommen? War es eine Blutkonserve? Nach dem Tod ist irgendwie schwierig. Fragen, die ich mir stelle und die ich gerne beantwortet bekäme.

Und da stellt sich die katholische Kirche gegen andere Religionen, die so heidnisch sind? Ehrlich, das hat einen ziemlichen Beigeschmack… bloody hell!

Die Blutreliquie wird aufgestellt (Foto: dapd über tagesschau.de)

Die Blutreliquie wird aufgestellt (Foto: dapd über tagesschau.de)




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