Wie jedes Jahr überrascht mit der erste Advent immer wieder: plötzlich, wie aus dem Hinterhalt ist er da. Man könnte natürlich einwenden, dass ich ja seit spätenstens Ende August auf dessen baldiges Erscheinen permanent und in allen Läden erinnert werde, aber ehrlich gesagt, ist mir das zuviel Erinnerungspling-pling. So ignoriere ich seit etwa Ende Oktober das Vorweihnachtsgedöns, entziehe mich hartnäckig den Verlockungen von Zimtsternen, Spekulatius oder Marzipankartoffeln. Wobei mir nichts mehr davon wirklich schmeckt, seitdem ich weiß, wie diese Leckereien schmecken können, wenn sie nicht aus dem Discounter, sondern selbstgemacht oder von einem Konditor hergestellt wurden.
Nun waren die letzten Wochen auch nicht gerade dazu geeignet, so etwas wie vor-adventliche Stimmung aufkommen zu lassen. Wobei der akademische Teil vom mir als Restkatholikin auch beharrlich den Zeigefinger hebt und ausführt, dass eigentlich erst die Adventszeit diejenige ist, die auf das Weihnachtsfest hindeutet und streng genommen eine Fastenzeit ist. Streng genommen!
Nun denn, vieles aus der Keksbäckerei habe ich selber schon ausprobiert, mein Favorit ist eindeutig die Lebkuchenecke. Da bin ich aber fast ein wenig zu spät dieses Jahr, denn der Teig möchte eigentlich schon fertig sein und auf dem Balkon im Kühlen vor sich hinziehen. Hat aber dieses Jahr eben nicht geklappt. So habe ich mich einer neuen bäckerischen Herausforderung gestellt: dem Stollen!
Lange habe ich im Netz nach einem passenden Rezept gesucht, da ich nicht behaupten kann, dass in meiner Familie seit mindestens 18 Generationen ein supergeheimes Rezept, welches nur in der Matrilinie weiter gegeben wird, existiert. Nein, wir sind eher die Lebkuchenfraktion. Aber dieses Jahr wird Stollen probiert!
Und das Netz war gnädig! Hier fand ich, wonach ich suchte!
Also los:
Weihnachtsstollen oder auch „süßes Prachtstück“
(nach Art der Chefköchin lone_bohne)
Zutaten für den Teig:
300 g Rosinen
3 Essl. brauner Rum
540 g Weizenmehl (Type 405)
90 g Zucker
85 g Butterschmalz
250 g Butter
je 50 g Zitronat und Orangeat
120 g enthäutete gemahlene Mandeln (auch Mandelblättchen eignen sich sehr gut)
30 g Marzipanrohmasse
1 gestr. Teel. Salz
abgeriebene Schale einer unbehandelten Zitrone
1/4 Teel. Stollen- oder Lebkuchengewürz
140 ml Vollmilch
2 Würfel frische Hefe
AUSSERDEM:
100 g ausgelassene Butter oder Butterschmalz
75 g Zucker 100 g Puderzucker
1. Zutaten vorbereiten: Einen Tag vorher die Rosinen in eine Schüssel geben, mit Rum mischen und darin einweichen lassen. Ich befand die Menge als deutlich zu gering, habe einfach den Inhalt einer Tüte in ein Schraubglas gefüllt und großzügig unter Rum gesetzt. Restliche Teigzutaten außer Milch und Hefe abwiegen und bei Zimmertemperatur stehen lassen.
2. Vorteig ansetzen: Am nächsten Tag die Hälfte der Milch auf Handwärme erwärmen (keinesfalls über 42°C), in eine große Schüssel geben. Hefe hineinbröseln, mit einer Gabel glatt rühren. 1 Prise Zucker und das Salz zugeben. Alles gut verrühren. 3 EL Mehl locker darüber stäuben. Abgedeckt bei Zimmertemperatur ca. 20 – 30 Min. gehen lassen.
3. Teig verkneten: Restliches Mehl, Gewürze, Zucker, restliche Milch, weiches Butterschmalz, weiche Butter, Mandeln und Marzipanrohmasse zum Vorteig geben und mit den Knethaken des Handrührgerätes verkneten und mindestens 2 Stunden bei Zimmertemperatur gehen lassen, besser sind vier Stunden. (Nicht zu warm stellen, sonst läuft die viele Butter davon)
4. Teig in der Schüssel etwas flach drücken. Zitronat, Orangeat und sehr gut abgetropfte Rosinen in die Mitte geben. Seiten überschlagen, alles mit den Händen vorsichtig unterkneten.
5. Teig formen: Teig auf eine bemehlte Unterlage geben und leicht zusammen stoßen (kneten). Mit einem bemehlten Nudelholz etwa 25 x 30 cm flach rollen, Höhe ca. 2 cm. Daraus den ovalen Laib formen: 1/3 des Teiges von der Längsseite her umklappen, die anderen 2/3 aufrollen und gegen das umgeklappte Drittel drücken. Mit bemehlten Händen noch etwas nachformen und andrücken. Oder 1/3 des Teiges umklappen, nochmals umklappen und das andere 1/3 überlappend auf das 2-fach umgeklappte Teigstück andrücken. Mit den Händen nachformen.
Meine Variante war, dass ich den Teig in zwei Teile und somit in zwei Stollen aufgeteilt habe.
6. Stollen zum Backen vorbereiten: Den mit der Hand, bzw. Handkante nachgeformten Stollen, diagonal auf ein mit Backpapier belegtes Backblech legen. Ca. 1 Stunde abgedeckt gehen lassen und in der Zwischenzeit den Backofen aufheizen. Anschließend das Blech in die zweite Schiene von unten schieben und den Stollen bei 165° Umluft ca. 45 – 50 Minuten backen. Ober/Unterhitze entsprechend höher, die Backzeit kann sich auf 60 Min. verlängern.
7. Mit Butterschmalz bepinseln: Stollen auf dem Backblech noch heiß mehrmals mit erhitzter, flüssiger Butter oder ausgelassenem Butterschmalz bepinseln. Zuerst mit Zucker bestreuen und dann 2/3 des Puderzuckers darüber sieben. Abkühlen lassen. Mit restlichem Puderzucker bestäuben.
8. Abgekühlten Stollen vorsichtig in Alufolie wickeln und 14 Tage kühlstellen, bevor er angeschnitten wird. Ggf. vor dem Servieren nochmals leicht mit Puderzucker bestäuben.
Hoffentlich bringe ich soviel Geduld auf! Aber so ist es ja in der Adventszeit, streng genommen….
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