Der geneigte Leser hat sicher schon mitbekommen, dass wir hier Ferien auf dem Land machen. Forcalquier ist zwar ein kleines Städtchen mit etwa 5000 Einwohnern, aber eben auch Land. Unsere Unterkunft liegt außerhalb der Stadt und ist als „Gîte rural“, als „ländliche Unterkuft“ bezeichnet. Das trifft es ziemlich genau, denn wenn man hier abends vor dem Häuschen sitzt, welches zu einem um einen Hof gruppierten kleinen ehemaligen Bauernhof gehört, dann ist es ziemlich still. Nicht ganz, denn man hört manchmal die Nachbarin plaudern oder die Bienen summen, die Spatzen in Banden um die Bäume flitzen oder den stolzen Rotschwanz oben auf dem Schornstein vom Nachbarhaus singen. Manchmal meckert auch die Katze rum und – fast vergessen – habe ich am Samstag nachmittag den anderen Nachbarn kreissägen gehört, ach, und manchmal hört man auch die Esel auf der Weide ihr freudiges I-Ah (provenzalisch natürlich, sie mögen kein Hochsprachliches Eselisch). Morgens schaut man dem Sonnenaufgang zu und abends die Lichtspiele vom Sonnenuntergang, den man hier nicht sieht, denn der kommt von hinter dem Hügel wech.

Kurz vor dem Sonnenaufgang
So sitzen wir hier abends, trinken unseren Pastis vor dem Essen, das zumeist aus schmackhaftesten, da reifen Tomaten aller Farben und Formen mit ein wenig Salz und Pfeffer und lokalem Olivenöl besteht, mit ein wenig Brot vom Bäcker und hinterher oder dazu mit Ziegen- und Schafskäsen, Entschleunigung pur.
Aber heute waren wir spontan in der Stadt, der Provinzhauptstadt sozusagen, in Aix-en-Provence oder Aix, wie man hier sagt, weil man ja weiß, dass man in der Provence ist.
Verkehr, Kreisel und die Suche nach einem Parkplatz, enges Parkhaus, so fing der Stadtrundgang an. Inzwischen ist es unser 4. Besuch in Aix, dieses Mal waren wir das erste Mal alleine da. 2008 mit Anke, 2012 und 2014 haben wir meinen „kleinen Bruder“ aus Schüleraustauschzeiten getroffen, der hier einige Jahre verbracht hat und inzwischen als waschechter Nordfranzose froh ist, wieder in der Nähe von Lille zu wohnen („Bienvenue chez les Schties“ verkehrt herum). Und heute alleine! Wir sind durch die Straßen geschlendert und haben geschaut. Wer in der Innenstadt zu tun hat, ist entweder irgendwie mit der Universität verbandelt (Student, Prof oder Verwaltungsangestellte/r) oder hat eine gut gehende Kanzlei/Praxis. Der Rest der Flaneuere sind Touristen oder Leute, die an einem Dienstagnachmittag sonst nichts vorhaben, aber genügend Geld, um in den zahlreichen hochpreisigen Boutiquen einzukaufen.
In den Stadtpaläste der Renaissance-, Barockzeit und des 18. Jahrhunderts spiegeln die Hoch-Zeit von Aix wieder, als zwar die Provence nicht mehr eigenständig, aber mit Sitz des Bistums und des (abhängigen) Regionalparlamentes bis zur Französischen Revolution bedeutender als Marseille war. Die Universität ist eine der ältesten Frankreichs (gegründet 1409), wichtige Institute befinden sich bis heute in der Innenstadt.
Am Place de la Mairie ließen wir uns in einem Café nieder und tranken einen mittelmäßigen petit café und ließen die Blicke wieder schweifen. Nach kurzer Zeit setzte sich ein Mitglied der „jeunesse dorée“ aka Kind reicher Eltern mit seinem Beagle (Vorsicht: das wird der neue Modehund!) an den Tisch neben uns und verursachte bei uns Heiterkeitsausbrüche mit seiner so offensichtlich plakativen Lektüre eines antiquarischen Exemplars von Nabokovs „Lolita“, immer wieder durch intensiven Wischtelefongebrauch unterbrochen.
Bald hatten wir genug von der Stadt und reisten entlang der Durance (Fluss) zurück in die Ruhe auf dem Bauernhof.
Nun fragen wir uns nur noch, ob Frösche
Nachtrag: Sie können, besonders, wenn sie Laubfrösche sind!
(Fotos im nächsten Exklusivbeitrag!)
Kommentare