Am vergangenen Donnerstag habe ich dem Weihnachtsmarkt auf dem Gendarmenmarkt meinen diesjährigen Besuch abgestattet, nur kurz, auf zwei Glühwein mit einem auswärtigen Kollegen und seiner Tochter. Als wir den Markt verließen, erzählte ich ihnen kurz, wo wir uns befanden, so rein stadtgeschichtlich.
Es ist noch gar nicht so lange her, dass ich endlich selber die wichtigsten Etappen der Stadtentwicklung Berlins verstanden hatte. Ob nun Henne oder Ei als erstes da waren, also Berlin auf der östlichen oder Cölln auf der westlichen Spreeseite, darüber streitet man immer noch. Eines scheint aber klar: „Cölln“ hat nichts mit Köln am Rhein zu tun, sondern eher mit „colonia“. Wer aber der Colonialherr war, auch das liegt im Dunkel Berliner Geschichte.
Auf eine gemeine Art hat mir auf gefallen, was ich so zum Bau der frühneuzeitlichen Stadtbefestigung in der einschlägigen Literatur gefunden habe, die Befestigung, die die Bürger der Doppelstadt vor den meisten Unbilden des Dreißigjährigen Krieges schützen sollte. Sie hat mehr mit der BER Baustelle zu tun, als die meisten von uns ahnen: auch sie wurde nicht fristgerecht eingeweiht! Der Dreißigjährige Krieg war offiziell in Münster und Osnabrück schon vier Jahre für beendet erklärt, bis die Berliner Bastionen mitsamt Wall- und Grabensystemen fertig waren, gebaut mit der Schaufelkraft der Einwohner und natürlich mit ihrem Geld. Später musste beides wieder aufgewendet werden, um die mächtigen, bis zu 50 m breite Verteidigungsanlage wieder abzureißen. Vorstädte außerhalb der Mauern gab es ja schon vorher, denn die Bürger der Residenz mussten ja auch versorgt werden: so lagen Gärten, Meiereien, Holzplätze und natürlich auch der Gerichtsplatz außerhalb der Mauern.

Stadtplan von Dusableau 1723 (Blickrichtung ca. Süden)
(Quelle: ZLB Berlin, B 54/1723/2, digital über europeana)
Die Karten aus dem 18. Jahrhundert zeigen schön dieses „Hinauswuchern“ über die alten Grenzen: die „Dorotheenstadt“ nördlich des Boulevards „Unter den Linden“ (auf der Karte in der rechten Mitte), die „Friedrichstadt“ (diese Gitterstruktur auf der rechten Seite), die „Stralauer Vorstadt“ (nach Osten, also hier links).

Stadtplan von F. Walther 1738 (immer noch gesüdet)
(Quelle: ZLB Berlin, B 54/1738/1, digital über europeana)
Auf dem zweiten von Walther noch besser zu erkennen: die Friedrichsstadt mit ihrem schachbrettartigen Straßenraster, der Gendarmenmarkt, hineingezoomt (innerhalb des roten Rahmens) liegt das, was heute als der schönste Platz Berlins bezeichnet wird.

Auszug aus dem Waltherschen Plan (Quelle: ZLB Berlin, B 54/1738/1, digital über europeana)
Um 1738 ist das Konzerthaus in der heutigen Platzmitte noch nicht errichtet, dafür stehen noch die Mannschaftsunterkünfte da, die dem Platz seinen Namen gaben, die der „Gens d’armes“. Die „deutsche“ und die „französische“ Kirche stehen inmitten eines mit Häusern umbauten Quartiers, keine aufwändigen Kuppelbauten, wie wir sie heute kennen. Und das Achteck am oberen rechten Bildrand ist heute auch noch vorhanden, zumindest in seiner Reststruktur: der Leipziger Platz, der gerade sehr aufwändig und quadratmeterteuer überbaut wird. Unter Teilen des Potsdamer Platzes hin zum Henriette Herz Park lag übrigens der zugehörige sehr große Friedhof.
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