Das Bäckerhandwerk in Frankreich drohte von der Übermacht der Supermarktbäckereien von Platz gefegt zu werden, in vielen Dörfern war der Bäckerladen der letzte, der seinen Laden schloss. Schließlich entsann man sich aber doch, auch mit politischer Unterstützung, dass das frische Baguette unter’m Arm so etwas wie ein immaterielles Weltkulturerbe ist. So wurde der „Boulanger artisinale“, also der handwerklich arbeitende Bäcker mit eigener Backstube, wieder entdeckt. Auch in Forcalquier gibt es in der Ortsmitte einen solchen, bei dem man im winzigen Ladenlokal in der Schlange während des Wartens auf die Flute, auf das Baguette, das petit pain au chocolat oder das Croissant pur beurre durch die Tür bis in die Backstube, im Idealfall sogar bis in den Ofen schauen kann.
Und auch noch etwas gehört zum „echten“ Bäcker resp. zur echten Bäckereifachverkäuferin oder Bäckersgattin: die Tüte mit den Croissant wird mit elegantem, fließenden Schwung zu zwei Zipfelchen verschlossen.

Nur echt mit den gezwirbelten Zipfelchen!
Und nach dem Gang zum Bäcker eilt man nach Hause, kocht einen Kaffee und genießt ein Croissant oder ein petit pain au chocolat mit einem Café au lait in der Bolle. Am besten draußen unter dem Blätterdach mit Blick über die Hügel der Haute Provence und für die Vitamine mit geschenkten Weintrauben, gekauften Feigen und mundgeraubten Brombeeren.
Oh wie schön, auf der Linie gerettet, könnte man sagen. Wir beobachteten das „Bäcker-Sterben“ auch mit Sorge, als wir noch regelmäßig nach Frankreich fuhren. Da hat man sich also besonnen, das gefällt mir.
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Das Bäckerhandwerk hat sogar eine zentrale Website: http://www.boulangerie.org/ mit dem wichtigen Menüpunkt: Concours (Wettbewerbe) http://www.boulangerie.org/concours wo zum 3. Mal der Preis für das beste, in französischer Tradition gebackene Baguette ausgelobt wurde!
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Ich frage mich, wieso man das hier nicht auch hinbekommt und jeder Aufbacksalon sich „Bäckerei“ nennen darf. Ich kenne mehrere echte Bäcker (die letzten ihrer Art), die darüber sehr erbittert sind.
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Das ist die „Geiz-ist-geil“-Mentalität auf der einen Seite und die Gewinnoptimierungfreude auf der anderen. In Frankreich hat Genuss und die Lust auf gute Produkte eine breitere Basis zu haben. Natürlich kaufen auch hier viele Leute im Hypermarché, Gigantomarkt und ähnlichem ein, aber eben auch beim Bäcker oder Metzger um die Ecke.
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Ach. Letztlich sind es die kleinen Läden, die einer Stadt ihr Gesicht geben, nicht die Ketten; insofern wäre Artenschutz ein Gewinn für alle. Nur halt kein meßbarer im Geldbeutel.
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