Endlich hat die Klosterkirche von Amelungsborn einen neuen Dachreiter, sechs Jahre hat es gedauert, bis die 29m hohe Spitze das Dach der Kirche wieder krönt. Im Juni soll der neue Turm dann offiziell eingeweiht werden.
Heute dient das Kloster als Tagungsort, allerdings gibt es bis heute auch eine kirchliche Communitas der evangelischen Landeskirche, bestehend aus Abt und acht Konventsbrüdern, sowie aus etwa 30 weitern Laienbrüdern.
Die Geschichte des Ortes reicht bis in das frühe 12. Jahrhundert zurück, als der Orden der Zisterzienser „en vogue“ wurde. Die Klöster wurden besonders in Regionen gegründet, in der der innere Landesausbau vorangetrieben werden sollte, also wenig besiedelte Gegenden, die des wirtschaftlichen Aufschwungs bedurften.
Amelungsborn sollte also mitten im Solling ein wirtschaftlicher Hot-spot werden, gleichzeitig entstand in der Nähe die Homburg, ebenso wie das Kloster um 1129 auf dem Besitz des Siegfried IV., dem letzten Grafen von Northeim-Boyneburg und Homburg. Der Graf war übrigens auch Vogt der Benediktinerklöster Corvey, Helmarshausen und Bursfelde.
1135 bezogen Abt und Brüder das Kloster, sie stammten aus dem niederrheinischen Kloster Altenkamp. Und somit gilt Amelungsborn als Enkelkloster von Morimond, Champagne-Ardenne, Frankreich, und Urenkelkloster von Citeaux, den Ursprungskloster der Zisterzienser selber. Auch in die andere Richtung geht diese klösterliche Genealogie: Doberan (1171) wurde von Amelungsborn aus gegründet. Amelungsborn wurde das reichste und zugleich mit der ostdeutschen Kolonisationsbewegung am stärksten verbundene Kloster des welfischen Bereiches. Um 1280 lebten in Amelungsborn 50 Chormönche und 90 Laienbrüder.
Auf unserem Weg nach Höxter kamen meine Schwester und ich an Amelungsborn vorbei, uns fiel sofort der neue Dachreiter auf. Ein kleiner Abstecher, mehr war dieses Mal nicht drin. Wenn es etwas freundlicher ist, kommen wir wieder.
Heute sehe ich es zum ersten Mal bewußt – vor knapp 50 Jahren bin ich häufiger daran vorübergegangen – von Stadtoldendorf kommend oder dorthin zurückmarschierend.
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Zeit für ein Wiedersehen ;-)
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Nach Stadtoldendorf hat es mich nie wieder hingezogen. Und nachdem ich im SZ-Magazin (?) im letzten Jahr einen Artikel über diese, als „Lost place“ zu bezeichnende ehemalige Garnisonsstadt gelesen habe, werde ich wohl auch nie wieder dort vorbeischauen. Die „Hinterlassenschaften“ der Zisterzienser interessieren mich dagegen sehr. Letztes Jahr habe ich mir Doberan angeschaut, zudem bin ich quasi im Schatten des ehemaligen Klosters Riddagshauen (Braunschweig) aufgewachsen und habe mir eine Affinität zu derartigen Einrichtungen bewahrt.
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Das kommt auf die Liste, danke für den ausführlichen Hinweis.
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Aber gerne doch!
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