Hätten Sie gewusst, dass Schwalenberg einst das westfälische-lippische Gegenstück zu Gaugins Pont-Aven in der Bretagne war? Ich wusste es auch nicht, nur die Grafen von Schwalenberg, allen voran Widekind I. waren mir mit ihrer Herrschaftsausdehnung bis hin zu Vizevogtei über Corvey und Vogtei über Höxter ein schwaches Hintergrundflimmern in meiner Erinnerung der Heimatkunde. Widekind I. zog es offensichtlich in die weite Welt, denn er scheint mit Kaiser Lothar 1136/37 nach Italien gezogen zu sein, er kam allerdings nicht mehr zurück. Und schwupps, haben wir irgendwie den Bogen zur echten Richenza, der Gatting Lothars geschlagen, die ja für meinen Nick Patin gestanden hat, aber das nur am Rande.
Aber zurück zum lippischen „Pont-Aven“: seit dem späten 19. Jahrhundert zog das abseits der großen weiten Welt gelegene Schwalenberg mit seinen ursprünglichen Bauernhöfen und dem besonderen Licht der Umgebung Maler von weit her an und somit zum „Geiheimtipp der impressionistischen Landschaftsmaler“ wurde. Ich muss leider gestehen, dass ich Hans Bruch, Hans Licht, Robert Koepke, Robert Kämmerer, Friedrich Eicke und ihr Werk nicht kannte, sie gehörten jedoch zum „harten Kern“ der Künstlerkolonie, die bis in die 1929er Jahre Schwalenberg immer wieder besuchten und hier arbeiteten. Auf der website der Kulturagentur Schloss Brake findet sich eine Liste der bekanntesten Maler jener Jahre, bedauerlicherweise sind die abgebildeten Gemälde sehr klein wieder gegeben.
Die Landpartie mit Schwester und Tante führte uns an einem schönen Frühlingssamstag nach Schwalenberg, im Rathaus wurde geheiratet, in den örtlichen Restaurants wurde Spargel angeboten, allerdings war es sonst sehr ruhig im alten Ortskern. Nur aus einem Fachwerkhaus drang lautstarkes Zanken zweier Kinder, beruhigend.
Fein, so viel Fachwerk. Da muss ich mal einen kleine Umweg fahren (am besten auch glich über Hameln), wenn ich das nächste mal die A2 Richtung Westen düse.
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Ach, so schön!
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Im Gegensatz zu Pont-Aven wurde aber offensichtlich noch kein Mord dort verübt (bzw. ist noch nicht Ort eines Kriminalromans gewesen. Mit anderen Worten: Im Gegensatz zu „Bretonische Verhältnisse“ gibt es sie noch nicht, „Lippesche Verhältnisse“!)
Den Ort kannte ich noch nicht als Künstlerkolonie, dieses Lippesche Worpswede.
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Oh, was für schöne Bilder! Das könnte Anglogermantranslations gefallen.
Steil sind ja die Frauennamen im Fürstengeschlecht: Lutrud, Gepa, Heseke …
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Schade, dass sie so aus der Mode gekommen sind: „Lutrud, hör sofort auf, in der Nase zu bohren!“ – „Heseke, du nervst!“ oder so…
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Ja, Lakritze hat Recht. Anglogermantranslations gefällt das gar sehr …
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