Archiv für September 2013

30
Sept
13

Pur beurre!

croissant pur beurre 01

An sich darf ja in Frankreich nur der das Wort „Boulangerie“ als Schild heraushängen, der auch wirklich selber backt und eine Backstube direkt hinter der Theke hat. So ist die Theorie und zum Glück auch in so vielen Fällen die Praxis. Und noch schöner ist es, wenn der Bäcker auch nur das Quartier, in dem seine Backstube zuhause ist, beglückt.

Dieses Glück war mir in La Rochelle hold. Eine kleine Bäckerei an der Straße, die Ladentheke nicht einmal zwei ausgebreitete Arme breit, der Blick in die Backstube dahinter ist frei und der Duft von Hefegebackenem zieht leicht ein paar Meter über die Straße. Ein Traum, da in der Rue du Cordouan, am Rande der Altstadt.

Das Bäckerpaar Gaultier und Sophie Militon stammt aus der Pariser Gegend und hat sich mit der kleinen Bäckerei, die eben nur für die Nachbarschaft sein soll, einen Traum erfüllt: beste Qualität, beste Zutaten und eben für die Menschen da, so ein kleines Geschäft, wie es sie früher eben zu vielen in den Straßen gab.

Als wir am Sonntag morgen nach einer offenen Bäckerei suchten, haben wir einfach auf der Straße geschaut, woher die Leute mit ihren Backwaren kamen und sind dieser Spur gefolgt. So kamen die ersten Croissants auf den Tisch, etwas ungewöhnlich geformt, aber der Geschmack! Knusprig, dabei mit wunderbarer Goldfarbe und einem Geschmack, der die Zutat von Konfitüre, Honig oder sonstigem von vorneherein schlichtweg verbot. Nur die Bolle Café au lait erlaubten wir uns. So hatten wir vom ersten Tag an den Bäcker unseres Vertrauens.

Der Reisegefährte wagte sich auch alleine an die Einkäufe, da das Bestellen von „deux Croissants“ auch für ihn zu schaffen war. Mutig bestellte er noch „deux petit pains au chocolat et une baguette“. Der zweite Bäcker grinste ihn an und fragte: „Woher kommen Sie?“ (auf deutsch, mit leichtem französischen Akzent). Die Antwort: „Aus Berlin.“ Oh, diese Freude auf der anderen Seite des Tresens, denn der Bäcker war ein echter Berliner! Als Sohn eines französischen Soldaten war er in Berlin geboren, bevor ihn seine Ausbildung als Koch unter anderem nach Goslar und nach Südwestdeutschland verschlagen hatte. Und so konnte er dem Reisegefährten auch auf Deutsch erklären, was das Besondere der Backwaren ausmacht: echte Butter, Eier und Mehl aus der Region, Zusammenarbeit mit kleinen Betrieben, die sich der hohen Qualität verschrieben haben.

Keine Frage, dass wir keine anderen Backwaren als die aus dieser Bäckerei in unsere Bleibe trugen und auch unser letzter Gang in La Rochelle vor der langen Heimfahrt uns hierher führte und wir mit zwei Croissant, zwei petit Pains au chocolat und zwei mit Heidelbeerkompott gefüllten Brioches als Wegzehrung aufbrachen. Es war natürlich viel zu wenig und reichte nur bis Tours!
Und ich habe ganz vergessen, den „Berliner“ nach seinem Namen zu fragen…

La Mie Militon
43 Rue du Cordouan
F-17000 La Rochelle

 

01
Sept
13

Das Harzhorn und sein Event

Gestern wurde die Landesausstellung zur Schlacht am Harzhorn in Braunschweigischen Landesmuseum eröffnet. Vor fünf Jahren kamen zwei Sondengänger mit ihrem illegal ergrabenen Funden zur zuständigen Kreisarchäologin und legten ihr erste Funde mit römischem „Migrationshintergrund“ vor, welches schnell dem Militär zugeordnet werden konnten. An sich sollte es nach gängiger Forschungsmeinung kaum Römisches hier geben, abgesehen von Importgut, welches sich der wohlhabende Germane auf den Märkten hüben und drüben vom Limes besorgen ließen. Für die Archäologie war es neben Kalkriese mit den Hinweisen auf die Varusschlacht (9 n.Chr.) und dem Marschlager bei Hedemünden (ebenfalls um Chr. Geburt) der dritte „echte“ römische Fundplatz, dieses Mal aber einer mit mehr Sensationspotential. Denn die Funde datieren ins 3. Jahrhundert, in eine Zeit, als das Römische Reich schon in unruhiges Fahrwasser geriet. Germanische Trupps drangen als Räuberbanden bis weit in das Römische Reich vor und erbeuteten wahre Warenberge, wie zum Beispiel der „Schatz von Neupotz“ zeigt. Hier waren die Fluchtboote über den Rhein wohl so überladen, dass sie mitsamt der Beute sanken. Glück für die Archäologen! Die Funde waren vor einigen Jahren im Museum in Kalkriese zum „Varus-Jubiläum“ zu sehen.
Und was machte das so düpierte Römische Reich? Es sammelte seine Legionen und schickte sie hinter den Germanen her. Und um solch eine Strafexpedition scheint es sich gehandelt zu haben. Auf dem Rückweg scheinen die römischen Truppen an einem Pass (heutzutage direkt an der A 7 gelegen) in einen Hinterhalt geraten zu sein. Wer wirklich gewonnen hat, ist mir immer noch unklar. Die beteiligten Wissenschaftler sind der Meinung, dass in diesem Fall die Römer siegreich wieder zurück in ihre Lager am Rhein marschierten. Sandalennägel markieren ihren Weg weg von diesem Pass.
Nun, fünf Jahre nach der Entdeckung, nach unzähligen Stunden dort am Berg mit der Metallsonde der regionalen Denkmalbehörden sind die Ergebnisse in einer beeindruckenden Schau in Braunschweig zu sehen.
Gestern war die Eröffnung mit einer Menge Reden im offiziellen Teil im Dom St. Blasii und dem anschließenden Rundgang der VIPs durch die Ausstellung.
Auf 1000 qm sind in neun Kapiteln „Die Entdeckung eines Schlachtfeldes“, „Rom und Germanien – eine wechselvolle Geschichte“, „Eskalation in Germanien“, „Bilder einer Schlacht“, „Das Harzhorn-Ereignis. Rekonstruktion einer Schlacht“, „Triumph und Verdammnis“, „Die Toten der Schlacht“, „Römische Soldatenkaiser und germanische Fürsten“ die Ergebnisse der Arbeitsgruppe zu sehen, natürlich nicht nur die Funde vom Harzhorn, sondern auch eine Vielzahl von Informationen rund um das Römische Imperium, um die Legionäre aus aller Herren Länder. Optisch unterscheiden sich die Abteilungen stark voneinander: in denen es hauptsächlich um das Harzhorn und seine Erforschung geht sind in einem fast klinischen Weiß gehalten, andere, in denen es um die Ausrüstung, den Kampf und die unterschiedlichen Bestattungssitten von Römern und Germanen geht, in sehr dunklen Farben und abgedunkelten Räumen. Sehr beeindruckt hat mich der Raum, in dem die Soldaten aus allen Ecken des Römischen Reiches vorgestellt wurden, die offensichtlich auch an der Strafexpedition teilnahmen. Hier sind die unregelmäßig angeordneten Vitrinen mit ihren großflächigen Rückwänden mit Filmsequenzen bespielt, die dem Besucher das Gefühl vermitteln, mitten im Marsch, mitten im Kampf, einfach mittendrin zu sein. Die Exponate selber sind leider schlecht zu erkennen, die Beschriftung ist etwas für Leute mit extrem guten Augen oder Nachtsichtgerät. Aber dennoch sehr beeindruckend.
Dem geübten Museums- und Sonderausstellungsbesucher fallen noch ein paar Dinge auf: die Silhouetten der „1636“-Ausstellung sah ich wieder, die Vitrinengestaltung aus der Kalkrieser „IMPERIUM KONFLIKT MYTHOS. 2000 Jahre Varusschlacht” von 2009 wieder. Dennoch: Für mich ist klar, dass ich noch einmal zum Anschauen wieder kommen muss, denn neben den ersten Eindrücken ist das Plaudern mit den anderen Gästen ja auch sehr wichtig an so einem Abend!

Und die zweite Ausstellung im Herzog Anton-Ulrich-Museum in der Burg Dankwarderode auf der gegenüberliegenden Seite des Platzes habe ich gar nicht angeschaut: der Römische Soldat in der Kunst der frühen Neuzeit.

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Infos von HIER
Laufzeit: 1. September 2013 bis 19. Januar 2014
Öffnungszeiten: Di 10 – 20 Uhr, Mi bis So 10 – 18 Uhr

Eintrittspreise:
Erwachsene 10 €, ermäßigt 8 €
Kinder (6 – 16 Jahre) 3 €
Familienkarte 1 (2 Erwachsene + 3 Kinder bis 16 Jahre) 20 €
Familienkarte 2 (1 Erwachsener + 3 Kinder bis 16 Jahre) 13 €

Gruppenführungen:
10 – 25 Personen, Dauer 1 / 1,5 h, Kosten 60 € / 80 €
(Preise zzgl. ermäßigten Ausstellungseintritts pro Teilnehmer)
Vorherige Buchung erforderlich unter Tel 0531 – 1215 0




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