Lustigerweise habe ich genau dieselben Bilder gestern bei Frau tonari im Blog gesehen, wir scheinen ähnliche Wege durch Berlins Mitte zu haben.
Archiv für August 2013
Tischlein deck dich…
Tags: Baumwolle, Dorffest, elegiac hayride, elegische Landpartie, Escherode, Leinen, Stickzauber, Tischdecke, wunderbar
Dieses Jahr scheint das Jahr der Tischdecke zu werden, zumindest bei mir, denn zumeist wird am Küchentisch gegessen, bei dem höchstens einmal feucht nach- oder vorgewischt wird. Von meiner Schwesterntour durch Elsass, Schwarzwald und Bodenseeregion brachte ich ja schon die große Leinendecke mit und nun fand eine kleine karierte Decke ein neues Zuhause bei mir. Aber der Reihe nach: vor drei Wochen besuchte ich Freunde im Dreiländereck zwischen Niedersachsen, Hessen und Thüringen. Das Wetter lockte mit einem wunderbaren Sonnen- und Wolkenmix, ein wenig zu heiß für meinen Geschmack, aber so kann auch ein mitteleuropäischer Sommer halt sein. Am Sonntag sollte in Escherode am Rande des Kaufunger Waldes ein Dorffest stattfinden, welches mit regionalen Angeboten lockte. Früher war mehr Kirmes, ging es mir durch den Kopf. Inzwischen werden mehr und mehr lokale Märkte am Wochenende abgehalten, bei denen die lokale Produktpalette von der Konfitüre über Wurst- und Fleischwaren bis hin zu Selbstgeschneidertem, -gestrickten, -gesticktem und mehr angeboten wird. So auch in Escherode. Das ganze Dorf war auf den Beinen. Es sollte ein wenig historisch angehaucht sein, daher fand ich ganz witzig, wie unterschiedlich das Motto aufgenommen wurde. Authentisch… naja, ein weites Feld…
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Aber zurück zur Tischdecke, meiner Neuerwerbung: vor einer Scheune entdeckte ich einen Trittwebstuhl, an dem ein älterer Herr Leinen verwebte, ein paar Schritte weiter eine Dame, die an einem Klöppelkissen gerade eine neue Spitze begonnen hatte. Schnell waren wir im Gespräch und sie erzählte mir, dass sie eine kleine Gruppe von Stoffwirkenden seien, die sich Dienstags im Dorfgemeinschaftshaus in Eschenstruth träfen, dort zusammen unter Anleitung des Herren vom Webstuhl auf zwei historischen und fünf modernen Webstühlen arbeiten würden. Eine Auswahl ihrer Arbeiten hätten sich auch mitgebracht und wollten sie auch hier auf dem Markt verkaufen. Nicht alles fand meine stürmische Begeisterung, aber die Karodecke hatte es mir auf den ersten Blick angetan und sie wanderte nach kurzem Verkaufsgespräch in meinen Beutebeutel und zuhause auf den Tisch. Sie ist zwar etwas zu klein, aber die liebevollen Details hatten es mir einfach angetan.
Kontakt:
Handwebstube Eschenstruth
im Dorgemeinschaftshaus Mühlenweg
34298 Helsa-Eschenstruth
Pikante Kirschen
Tags: cerises, cherries, Kirschen, Rühler Schweiz, slow food, Sommerfrische, Witzenhausen, wunderbar
Erdbeerzeit ist durch, die Kirschensaison ist nun auch quasi „durch“. Gestern morgen bummelte ich mit meiner Schwester über den kleinen Wochenmarkt in Höxter. Brötchen für das Frühstück auf der Tantenterrasse waren schon eingekauft, Kartoffeln für ihren Vorrat auch. Eier kaufen wir nicht mehr auf dem Markt, denn seitdem Frau Lüke aus Brenkhausen ihren Eierstand krankheitsbedingt aufgeben musste, gibt es keine Eier mehr, die von einigermaßen glücklichen Hühnern gelegt wurden. Aber Gemüse und Obst gibt es noch reichlich. Kirschen! Ich gehe auf den Stand zu und grüße freundlich.
„Guten Morgen, Sie haben ja noch Kirschen. Wo kommen die denn her?“ –
„Aus Deutschland.“ –
„Aha, und wo genau her?“ (Ich hoffe auf die Antwort: aus Witzenhausen oder aus der Rühler Schweiz.)
Der Verkäufer überlegt, ein wenig zu lange.
„Aus Bad Nenndorf.“
„Ach ja? Wie teuer ist denn das Kilo?“ (Bad Nenndorf war mir noch nie als Kirschenanbaugebiet ein Begriff…)
„Die kosten 5,50€ das Kilo.“ –
„Och, bei mir kriege ich die aber deutlich preisgünstiger. Und letzte Woche in HannMünden habe ich das Kilo für 4 € bekommen.“ (aus Witzenhausen, superknackige, süße, dunkle Herzkirschen!)
„Na, so billig wie beim Erzeuger kann ich die nicht anbieten, ich muss die ja auch kaufen. Und verdienen will ich ja auch…“
Na, wenigstens ehrliche Antwort… er lässt mich probieren. So gut wie die letzte Woche sind diese hier nicht. Ich nehme aber trotzdem welche.
Der Rückweg nach Berlin führt mich, nachdem ich die Verkehrsnachrichten gehört habe, doch wieder über HannMünden und die A38 bis Halle und dann die A9 zurück in’s Städtchen. In HannMünden halte ich noch einmal am Kirschenstand aus Witzenhausen. Die Dame von letzter Woche ist wieder da. Sie sagt, dass sie nur noch heute da ist, denn das ist die letzte Ernte, die Saison sei bei ihr vorbei. Ich nehme ein ganzes Körbchen mit, insgesamt zweieinhalb Kilo für 8 Euro.
Die Nenndorfer Kirschen grummeln leise, als ich die Witzenhäuser neben sie in den klimatisierten Fußraum hinten im Auto stelle.
Sie verarbeite ich zu einem Kirschchutney. Das Rezept habe ich von Frau bushcook, aber noch ein paar Gewürze mehr hinzugefügt wie mein derzeitiger Liebling, das Lorbeerblatt. Davon habe ich nach dem ersten fiesen Frost auf dem Balkon mehr als mir lieb ist, aber seitdem ich die „frisch“ habe, verwende ich sie viel lieber als früher die farblosen Dinger, die man aus Omas Gewürzschrank kennt.
Pikante Kirschen
780 g Kirschen
70 g Zucker
schwarzer Pfeffer, als Körner und frisch gemahlen
20 g Ingwer (leider keinen frischen vorrätig, daher eingelegten)
1 Zimtstange
Lorbeerblätter
4 Kardamomkapseln
5 EL Weißweinessig
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Die Kirschen waschen und entsteinen. Mit dem Zucker zum Kochen bringen. Den Ingwer in feine Würfelchen schneiden und dazu geben, ebenso das Lorbeerblatt, die zerteilte Zimtstange und die zermörserten Kardamomkapseln. Mit Pfeffer und Essig abschmecken.
Das Chutney unter Rühren dicklich einkochen. Die Kirschen sollten zerfallen sein und wenig Flüssigkeit enthalten. Wie schon im Originalrezept vermerkt, sollte man unbedingt am Topfrand verweilen, denn die Flüssigkeit karamelisiert und könnte anbrennen.
Die Menge hat bei mir für drei kleinere Marmeladengläschen ausgereicht, die heiß befüllt und fest zugedreht bei mir nicht auf den Kopf gestellt werden.
Frau bushcook empfiehlt das Kirschchutney zu Ziegenfrischkäse, Blauschimmelkäse oder Manchego. Bei mir darf es erstmal etwas durchziehen.
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