Archiv für Juni 2013

30
Jun
13

„Kochlust“ ist nicht mehr

Nun habe ich traurige Gewissheit: „Kochlust“ – die Kochbuchhandlung, die zuletzt bei „coledampf’s“ untergeschlüpft war, gibt es nicht mehr.
Heute war ich mit Besuch wieder am Moritzplatz und wollte im „Aufbau“-Haus nach den Damen vom Laden und hoffentlich neuen Büchern schauen. Schon Mitte Mai war ich mit Besuch aus Übersee dort, weil ich den Laden der begeisterten Köchin vorstellen wollte. Wir fanden nur noch ein paar Restposten in einer Ecke sowie die verwaiste Kasse. Nur das Kochbuch zum Film „Oma & Bella“ hatte es uns damals angetan, aber es war niemand da, dem man es hätte abkaufen können. Die Gastronomie bei „coledampf’s“ hat offensichtlich den erfolgreicheren Geschäftszweig ausgebildet, der des Kochbuchladen ist verdorrt.
Seit 2001 gab es den Laden in der Alten Schönhauser Straße in Mitte, zusammen mit Kochkursen zu vielen verschiedenen Themen. Bis Ende Januar 2011, aber schon vorher hatte Brit Leipold das Gefühl, nicht mehr in die hippe Mitte zu passen und erhoffte sich von der Verlagerung und Zusammenlegung am Moritzplatz einen neuen Aufbruch. Kurz nach der Eröffnung im Oktober 2011 war ich mit meiner Schwester das erste Mal dort und uns war gleich die für den Kochbuchladen problematische Positionierung in einer zwar geräumigen, aber doch in einer Ecke ohne Tageslicht etwas abseits der Laufkundenwege aufgefallen. Wir waren mit einem „hoffentlich geht das gut..“ Gefühl und einigen Büchern gegangen.
Vor etwa einem guten dreiviertel Jahr besuchte ich die „Kochlust“ auf der Suche nach einem Geschenk und war schon damals etwas deprimiert wieder gegangen. Die Gastronomie hatte sich schon ordentlich erweitert, der Buchladen musste offensichtlich um seine Quadratmeter kämpfen. An den Ess-Tischen war viel los, an den Regalen weniger. Die gute Beratung war aber geblieben, die Auswahl war exzellent, auch Neues und Neuestes lag zum Schmökern bereit. Das Geschenk war schnell gefunden, dennoch….
Leider kaufe ich nicht so viele Kochbücher, um einen solchen Laden am Leben zu halten, was sicher auch niemand von mir erwartet. Inzwischen sind sicherlich die professionellen Kochblogs, die ja gar nicht selten eigene Bücher veröffentlichen, aber eben für die schnelle Ideenfindung für „was koche ich denn mal?“ schneller verfügbar. Obwohl natürlich der Gang an das eigene, gut gefüllte Kochbuchregal warscheinlich genauso schnell geht, aber eben ohne getippte Suchmöglichkeit funktioniert.
Heute fragte ich den freundlichen französischen Kellner in der angeschlossenen Kaffeebar nach Frau Lippold. Er versprach, sich beim Chef zu erkundigen und kam leider nur mit der Nachricht zurück, dass der Laden aufgegeben hat und derzeit wohl nicht geplant ist, an anderem Ort weiter zu machen oder neu zu beginnen.

29
Jun
13

buy local… oder „Die Islandfeige“

Gestern beim Einkaufen gesehen:
Feigen aus ISLAND!

island-feige

Und dieses Bild poste ich besonders für die Kekstesterin, so als Hilfestellung, wo sie eventuell demnächst mehr Feigen für ihre wohlschmeckend aussehenden Feigentörtchen einkaufen könnte.

Aber mal im Ernst: ob die Feigenbäume mit der Kraft der Geysire warmgehalten werden?

23
Jun
13

Bye-bye Spargel, welcome Prinzessbohne!

Ein Gang über den Markt auf dem Boxhagener Platz ist für mich so viel gleichzeitig: Vergnügen, Ideensammeln für den wochenendlichen Speiseplan, aber inzwischen fühle ich mich eher als Besucherin in meinem ehemaligen Kiez. Die Leute hier sind schicker geworden, das Viertel vermüllter und ich gehöre nicht mehr dazu. Manchmal bin ich auch froh, nicht mehr „dazu zu gehören.“ Das Publikum ist wirklich ein anderes: wer früh über den Markt geht, sieht vor allem die neuen Bewohner, nur selten noch ältere und alte Menschen, die erkennbar nicht zu den „Best Agern“ gehören. Mein besonderes Erlebnis gestern war jenes, als sich zwei Mittdreißigerinnen mit Kinderwagen sich gegenseitig ihr Leid über die „Perle“ aka „Putzfrau“ klagten. Nun ja, das sind Probleme auf hohem Niveau. Einen Stich hat es mir allerdings schon gegeben, als ich an meinem Exhaus vorbei ging und sah, dass eine Frau die Bautür aufschloss und hineinging. Ich kann mir das Wohnen dort nicht mehr leisten.

Aber zurück zum Speisezettel. Die ersten Böhnchen der Saison (aus dem westlichen Polen) wanderten in den Einkaufskorb, Kartoffeln aus der Lüneburger Heide, Erdbeeren aus Brandenburg und ein Stück Wassermelone.
Ein sommerliches Abendessen für zwei wurde aus den Bohnen und den Kartoffeln, begleitet von Tomaten und Feta.

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Bohnen-Kartoffelsalat mit Tomaten und Feta

300 g grüne Bohnen
500 g Kartoffeln
1 Schalotte
5 Tomaten
150 g Feta
100 ml Gemüsebrühe
3 EL weißer Balsamicoessig
3 EL Olivenöl
Salz, Pfeffer, Senf
Petersilie
Thymian

Die Bohnen waschen, Stiele abschneiden und in kochendem Salzwasser bissfest kochen, dann in Eiswasser abschrecken. Abtropfen lassen. Die Kartoffeln ebenfalls kochen, abkühlen lassen, in Scheiben schneiden. Kartoffeln in der Gemüsebrühe marinieren. Inzwischen die Schalotte in feine Würfel schneiden, Tomaten achteln, Feta würfeln.
Mit der Schalotte, 1 EL Senf, dem Essig und Öl, Salz und Pfeffer eine kräftige Vinaigrette bereiten.
Bohnen und Kartoffeln vermischen, die Vinaigrette unterheben. Dann Tomaten und die Fetawürfel zugeben, nur kurz durchheben. Etwa 20 min ziehen lassen. Petersilie und Thymian nach Geschmack zugeben.

Ein feines Sommerabendessen, der Rest begleitet mich morgen in die Mittagspause.
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17
Jun
13

Erdbeereis zur Erdbeerzeit

Es ist Juni und es ist Erdbeerzeit, immer noch, dieses Jahr gefühlt etwas später. Eigentlich kaufe ich gerne bei den Erdbeerhäuschen, die regionale Ware anbieten. Meine „Erdbeere“ um die Ecke hat aber dieses Jahr offensichtlich weniger Ware im Angebot, denn wenn ich nach Feierabend so gegen 17 Uhr ankomme, stehe ich vor einem verschlossenen Verkaufsstand oder kann gerade noch zusehen, wie die leeren Stiegen abgeholt werden. Schade! So kam gestern ein Gang über den Markt am Boxhagener Platz in meinem ehemaligen Kiez zustande. Am ersten Stand gab es Erdbeeren von der Ostsee. Dunkelrot und appetitlich sahen sie aus, aber den Schnuppertest bestanden sie nur bedingt, erst als ich die Nase sehr nah an die Früchte brachte. Preis: 2 €/Körbchen. Der Verkäufer reagierte ärgerlich bis unverschämt, als ich versuchte, bei Abnahme von vier Körbchen den Preis um einen Euro nach unten zu verhandeln. Die Erdbeeren blieben dort.
Am nächsten Stand: Erdbeeren aus Südwestdeutschland. Kein Duft, Optik akzeptabel. Der Verkäufer bot eine Erdbeere zum Verkosten an. Geschmack: wenig erdbeerig mit leichtem Sauer- bis Bitterton. Preis: 2,5 €/Körbchen. Ich wollte keine, der Verkäufer reagiert eingeschnappt mit „Dann eben nicht…“
Nächster und übernächster Stand: Erdbeeren aus Südwestdeuschland, keine Lust zu weiteren Test.
Fünfter Stand: Erdbeerduft liegt über den Körbchen! Es gibt zwei Sortierungen: Ostseeware und regionale aus dem Havelland. Ostseeware 2 €, Havelland 1,5 €, optisch nicht ganz so schick. Verkostung bei beiden in Ordnung, freundliche Verkäuferin. Hier wurde eingekauft! Geht doch!

Die besten Erdbeeren der letzten Jahre habe ich übrigens Anfang Mai in Polen gegessen, absolut lokale Dinger, zuckersüß und ganz und gar nicht gleichförmig.

Im Fortgang des Marktbesuches wurden mir noch spanische Kirschen angeboten. Auch da bin ich Zicke: ich nehme nur die, die maximal drei Stunden fahren, bis sie von mir gekauft werden können. Also keine türkischen, spanischen, italienischen, das ist nicht persönlich gemeint. Letztes Jahr hatte ich welche aus Sachsen-Anhalt. Mal schauen, ob es die wieder gibt.
Aber noch ist ja Erdbeerzeit. So gab es gestern Erdbeeren pur und Erdbeereis. Das Grundrezept für Erdbeereis habe ich vor einiger Zeit beim Küchenlatein gefunden und gestern durch einen höheren Anteil der roten Früchte der Tagesform angepasst.

 

Erdbeereis

Zutaten
400 g Erdbeeren
4 EL Zucker
250 ml süße Sahne
30 ml Milch

Erdbeeren putzen, vierteln und mit Zucker etwa 10 min stehen lassen, dann pürieren. Sahne steif schlagen, unter das Erdbeerpüree heben und in der Eismaschine nach Bedienungsanleitung verarbeiten. Wem die Masse noch nicht eisig genug ist, in einem gut verschließbaren Behälter noch 1 – 2 h in der Tiefkühltruhe vereisen lassen.

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16
Jun
13

Langes Fädchen

„Langes Fädchen, faules Mädchen“ ist eine alte Spruchweisheit für stopfende oder nähende Mädchen. Für Weber dürfte sie nicht gelten, denn das hätte ein eher instabiles Gespinst zur Folge. Frau Lakritze mit ihren scharfen Augen hat sie im Bildhintergrund entdeckt, die langen Fäden und hier sollen sie nun gewoben werden.

Farbenfrohes Muttersholtz

Farbenfrohes Muttersholtz

Im Vorfrühling Ende März war ich mit meiner Schwester zur ersten schwesterlichen Urlaubsreise seit Kindertagen aufgebrochen, die uns unter anderem ins Elsass führte. Nach einem mächtig verregneten Aufenthalt in Strassbourg machten wir uns Richtung Süden gen Colmar auf. Die Sonne brach durch die Wolken, das Thermometer kletterte auf behagliche 12°C und wir waren hochzufrieden. Meine Schwester als Beifahrerin hatte uns eine schöne Tour durch die kleinen bunten Dörfer rund um Séléstat ausgesucht und als Zwischenstopp eine traditionelle Weberei vorgeschlagen.

„Kelsch“, so heisst der traditionelle Leinenstoff in Karooptik, der nur noch in ganz wenigen Webereien entsteht und zu solch einer führte uns unser Weg.

In Muttersholtz, etwa 6 km östlich von Séléstat, kann man die Erzeugnisse der „Tissage Gander“ anschauen und erwerben. Michel Gander ist in siebter Generation Weber, seine Erzeugnisse dürfen sich aus einer „Entreprise du Patrimoine Vivant“ stammend nennen, ähnlich der „Appellation d’Origine Controllé“ für Nahrungsmittel. Der Lein wächst in der Normandie, also auch ein „einheimisches Erzeugnis“.

Was den Webstuhl verlässt sind Leinenstoffe und ein Lein-Baumwollgemisch, je nach Verwendungszweck und liegen in dicken Rollen als Meterware in vielen verschiedenen Karokombinationen, auch in uni und naturfarben, auf den langen Tischen, in offenen Schränken fertig konfektionierte Tischdecken, Handtücher, Kissen- und Bettbezüge.
Mir war klar, dass ich hier nicht ohne Einkauf wieder gehen würde. Eine lange Tischdecke von mindestens 2,5m wollte ich haben, nicht sehr bunt sollte sie sein.
Mit der freundlichen Verkäuferin kamen wir schnell ins wechselweise französisch und deutsch geführte Gespräch, sie war einst einige Monate zum Deutschlernen in Bonn gewesen. Es war dasselbe Jahr, als dort Bundesgartenschau war, zu der ich von meiner Oma mitgenommen wurde. Als Kind fand ich es langweilig, die Verkäuferin erinnerte sich voller Freude an die Blumenpracht. Die Welt ist ein Dorf, Globalisierung hin oder her!
Beladen mit einer langen Tischdecke, zwei Handtüchern (als Kleindecke in Gebrauch) und einem Tischläufer verließen meine Schwester und ich den Laden. Und Frau Lakritze: das ist noch lange nichts für das Stopfblog dabei! ;-)

Verkauf: 10A rue de Verdun; 67600 MUTTERSHOLTZ; Alsace – FRANCE

Öffnungszeiten: Montag bis Samstag von 14h00 bis 17h30, und auch von Dienstag bis Freitag von 9h30 bis 12h00
Sontag und Feiertage : geschlossen

Tel +44 (0)3 88 85 15 32
web tissage-gander.fr/

15
Jun
13

Letzter Spargel 2013

Die Spargelsaison neigt sich schon wieder dem Ende zu. Spät begonnen und schnell vorbei, so kam sie mir dieses Jahr wieder vor. Natürlich lässt sich die Saison dank Tiefkühlgerät auch verlängern, aber die richtige Sehnsucht nach dem Stangengemüse kann nur so ausbrechen, wenn es eben nur diese paar Wochen im Jahr regionale Frischware gibt. Ich verweigere mich den Supermarktangeboten aus Chile, Peru und Weitfurtistan, wo wir doch hier den Beelitzer Spargel direkt vom Anbauer nach Berlin mit einem Anfahrtweg von deutlich unter 100 km bekommen. Nun denn, eines meiner All-time-Begleiter der weißen Stangen ist nicht die Sauce hollandaise, die ich zwar auch gerne mag, aber doch dieser leichter zu dosierenden Butter vorziehe. Es gibt bei uns stets zwei Varianten, einmal die Butter als Variante „Basilikum-Pecorino-Pinienkern“ und die als „Orangen-Kerbel“. Vor vielen Jahren habe ich die Rezepte in der „Brigitte“ gefunden, genauer kann ich den Ursprung des Rezeptes leider nicht mehr benennen. In dem Originalrezept sollte die weiche Butter etwa 10 min schaumig geschlagen werden, das mache ich inzwischen nicht mehr.
Nun denn:

„Basilikum-Pecorino-Pinienkern-Butter“

125 g Butter
60 g Pinienkerne
40 g Parmesan, frisch gerieben
Basilikumblätter (etwa eine Handvoll)
1 Prise Salz

Die Pinienkerne in der Pfanne ohne Fett rösten, abkühlen lassen und fein hacken, Parmesan reiben, Basilikumblätter waschen, trockentupfen und ebenfalls sehr fein hacken. Alles mit der weichen Butter vermengen. Dies Masse auf ein Blatt Butterbrotpapier geben und zu einer Rolle formen. Mindestens eine Stunde im Kühlschrank fest werden lassen. Dann lässt sich die „Rollenbutter“ gut in Scheiben schneiden.

„Orangen-Kerbel-Butter“
1 unbehandelte Orange
2 cl Orangenlikör (wenn Kinder mitessen, den Likör weglassen)
1 EL Orangenmarmelade
125 g Butter
1/2 TL Salz
1 Bund Kerbel

Die Orange heiß abspülen, die Schale (ohne das Weiße) dünn abschälen und in sehr feine Streifen schneiden oder mit dem Zestenreißer abziehen, die Orange dann auspressen. Saft mit der Marmelade, den Orangenschalen und dem Likör dicklich einkochen, das Ganze abkühlen lassen.
Das Salz in die Butter gut einarbeiten, anschließend das Orangenkonzentrat und den gehackten Kerbel unterrühren.
Ebenfalls in Butterbrotpapier zu einer Rolle formen und im Kühlschrank fest werden lassen.

Nierenpatienten müssen ja beim Spargelessen auf einige Dinge achten, so ist die Spargelsuppe echtes „Gift“, auch von den Stangen sollte nicht so viel genossen werden. Das Kalium ordentlich reduzieren kann man jedoch, indem die Stangen nach dem Kochen mit kochendem Wasser abgespült werden. Einfach drüber damit und abtropfen lassen.

02
Jun
13

Landpartie im Regen

Es war schon seit einiger Zeit im persönlichen Veranstaltungskalender vermerkt, der Besuch auf der Festung Königstein in der Sächsischen Schweiz. Nach einem Blick auf die Wettervorhersage, der für Berlin Dauerregen und heftigen Wind ansagte, nicht jedoch ganz so Schlimmes für den Zielort, machten wir uns auf den Weg. Stets hoffend, dass die Vorhersage wenigstens ansatzweise stimmen würde, hatten wir die Autobahn bereits verlassen und eine Route an Radeberg vorbei auf Pirna zu eingeschlagen, als uns endgültig klar wurde, dass die Prognose und das tatsächliche Wetter nicht übereinstimmten: Es regnete, es nebelte und von der reizvollen Landschaft war so gut wie gar nichts zu erkennen.
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Der „Point of return“ war aber überschritten, für’s Umkehren konnten wir uns nicht entschließen. Radeberg – die Ortsumgehung hält uns vom Stadtkern fern, Pirna – die Elbe schwappt. Der Reisebegleiter wurde recht verdrießlich ob des ungenügenden persönlichen Wetterschutzes, hatte er sich doch auf die von mir verkündetet Prognose verlassen. Die Sichtweite betrug keine einhundert Meter mehr, nur ein paar Obstbaumreiehen rechts und links der Straße schimmerten durch den Nieselnebel.
Schließlich erreichten wir unser Ziel. Das großzügige Parkhaus ließ vermuten, dass sonst die Besucher strömen anstelle des Regens.
Bereits auf dem Weg zur Festung kamen uns deutlich mehr nassgeregnete Besucher entgegen als mit uns den Berg hinanstiegen. Ein Riesenaufzug brachte uns auf die Festung, der Panoramafahrstuhl war ob des schlechten Wetters nicht in Betrieb.


Oben empfing uns ein heftiger Wind und noch mehr Regen sowie ein Zeltlager einiger Reenactmentgruppen, die für eine Veranstalung der Festung Königstein ein Ereignis darstellen sollten, welches es so 1639 gar nicht gegeben hat: damals war das schwedische Heer an der uneinnehmbaren Festung vorbei gezogen und hatte sich weiter auf den Weg nach Böhmen gemacht. Dennoch wird dieses frisch kreierte Phantomereignis hier mit viel Verve dargestellt. Als wir ankamen, stellte sich eine Truppe in schwedischen Diensten gerade im strömenden Regen auf, bereit, auszurücken und etwa eine halbe Stunde später die Festung von der am Fuße gelegenen Stadt aus anzugreifen.
In strömendem Regen zogen sie auf die Stadt zu, bedauerlicherweise konnte man von den Festungswällen nichts mehr erkennen, mein Schirm wurde vom Wind zerlegt, die Kamera des Mobiltelefons ließ sich mit den klammen Fingern nicht mehr auslösen.

Der Reisebegleiter hatte längst unter einem Vordach Schutz gesucht, ich war ordentlich durchgeweicht. Zum Glück bot uns der Museumsshop Zuflucht vor den Unbilden des Wetter, das Café war überfüllt. Nach etwa 20 min kämpften sich die Reenactortruppen wieder durch die Redouten Richtung Burghof hoch, wo sie den wenigen Zuschauern noch ein kleines Nahkampfspektakel boten.

Klitschenass, aber gut gelaunt, zogen alle beteiligten Darsteller zurück in ihre Lager und labten sich bei heißer Suppe.

Selbst für den Reisegefährten und mich war Platz im Zelt der „Verlorenen“, eine köstliche heiße Leberknödelsuppe vom offenen Feuer und ein Becher Rotwein weckten die Lebensgeister im Nu, während der Regen auf das leinerne Zeltdach trommelte. Es wurden die Musketen gereinigt, gefachsimpelt, erzählt, gelacht und überlegt, wie man perspektivisch die Ausrüstung wieder trocken bekommt.
Vom Inneren der Festung haben wir nichts gesehen, denn bis wir uns ausgeplaudert hatten, war schon Feierabend im Museumsbetrieb. Zum Glück hatte die Bäckerei noch Brot und der Aufzug wartete mit der letzten Fahrt nach unten auch noch auf uns.
Der zweite Tag, der Sonntag sollte den Zuschauern die geglückten Eroberung der Festung bescheren, die Vorführungen wurden aber wegen des Dauerregens abgesagt.
Da haben wir wohl Glück gehabt, trotz nasser Haare, Hosen und durchweichter Schuhe.




Juni 2013
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