Wenn ich in fremden Gefilden unterwegs bin, bringe ich ja gerne ein Mitbringsel mit nach Hause. So bleibt die Reise, wenn sie denn schön war, in guter Erinnerung, so hoffe ich zumindest. Von meinem Trip nach Dinkelsbühl in der letzten Woche wollte es auch etwas Typisches sein mitbringen.
Im Rückblick betrachtet hätte ich eine gute Flasche fränkischen Weines kaufen sollen, aber ich ließ mich von meinen beiden Mitreisenden zum Kauf einer typischen Touristenfalle verleiten: den „Schneeballen“. An sich handelt es sich um eine fränkische Spezialität, einen einfachen Teig, der ausgerollt in Streifen geschnitten und im heißen Fett ausgebacken wird. Damit das Gebäck eine rundliche Form bekommt, gibt es sogar ein Backutensil namens „Schneeballzange„, mit dem man den Teig im Fett in Form bringt. Zum Schluss wird das Fettgebackene mit viel Puderzucker überstäubt. Fertig ist der „Schneeball“.
In den fränkischen Touristenstädtchen Rothenburg o. T. und Dinkelsbühl gibt es diese Spezialität auch ohne Kirchweih, Hochzeit oder Weihnachtsmarkt zu kaufen. Vor vielen Jahren habe ich die puderbezuckerte Variante in Rothenburg ob der Tauber probiert und befand sie so staubtrocken, dass mir sogar die Erinnerung, was ich mit dem Rest des ca. 10 cm großen Gebäckstückes angestellt habe, fehlt. Dumm gelaufen! Hätte ich diese noch gehabt, hätte ich sicherlich von einem erneuten Kauf abgesehen.
In Dinkelsbühl wurden die Schneeballen, nun modisch mit verschiedenen Überzügen und Füllungen aus der Schokoladen-, Marzipan- und Fettglasurenecke in so manchen Läden feil geboten. Zwischen 1,20 und 2,90 Euro kosteten die Fettböller in der Filiale eines Rothenburger Herstellers, touristengünstig am Dinkelsbühler Marktes gelegen. Wider besseres Wissen wollte ich dann doch einen zweiten Versuch wagen.
Ich entschied mich für einen mit Marzipanfüllung, einen mit Schokoladenüberzug und einen mit Champagnertrüffelfüllung. Der Karton selber schlug mit sage und schreibe 0,6 € zu Buche. Das Gebäck, auch mit Füllung soll bis zu 8 Wochen haltbar sein.
So lange sollte die Verkostung nicht auf sich warten lassen: drei Tage später, zu hause, wurde der Karton mit den drei Gebäckstücken geöffnet und der von einer hellen Fettglasur überzogene Marzipanball angeschnitten. Im Inneren befand sich eine Füllung von Haselnussgröße. Der Geschmackstest war dann eher enttäuschend: das Gebäck selber mag zwar frisch gebacken besser schmecken, ich fand es sehr trocken und auch die Füllung und die Glasur machten es leider nicht besser. Das Marzipan der Füllung schmeckte wie reine industrielle Rohmasse, die Glasur kam sehr fettig und geschmacksneutral herüber. Dem Mittester schmeckte es auch nicht. Den angeknabberten Marzipan-Schneeball erwartete ein ähnliches Schicksal wie vermutlich dem ersten Versuch vor vielen Jahren in Rothenburg o.T.
So blieben die beiden anderen Schneebälle erst einmal in der Verpackung. Heute wollte ich doch noch einmal die Varianten mit Schokolade und Champagnertrüffel testen. Schon beim Herausnehmen aus der Verpackung fiel der Schokoladenböller durch die Konsistenz des sehr fetthaltigen Schokoladenüberzuges durch. Auch die Verkostung von Gebäck und Füllung konnten keinen besseren Eindruck hinterlassen.
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Schneeballen vorher
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Schneeballen nachher – nicht der Hammer
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