Am Samstag war es mal wieder soweit: wir waren zu „Driehorst auf’n Saal“ geladen. Ein 70. Geburtstag im Quasi-Familienkreis lauerte auf uns, da wir brav sind, meine Schwester und ich, sind wir dabei gewesen. Fast pünktlich, die Hauptstraße in Godelheim war schon fast verstopft von den vielen parkenden Autos. Sie gehörten zwar nicht alle zur Gesellschaft, ein paar andere hatten sich ebenfalls in dieses Mekka des ostwestfälischen Hochgenusses verirrt.
Es war wie immer, dieselbe Dekoration (Wagenrad mit Plastikblumen an der Decke) mit jahreszeitlichen Reminiszenzen (dicke Plasitkkugeln als Weihnachtsbaumkugeln getarnt).
Die Tafel ist wie immer: über die Breitseite des Saales mit Blick auf die Tür sitzt der Gastgeber mit Familie und links und rechts rechtwinklig geflügelt dazu die anderen Gäste. Irgendwie hat sich an der Tischzucht kaum etwas geändert seit ca. 1256 in den Corveyer Landen. Die, die man nicht so schätzt, aber aus verschiedenen Gründen einladen muss, sitzen ganz am unteren Ende der Tafel, die anderen, je nach Wertschätzung und Verwandtschaftsgrad weiter oben.
Wie jedes Mal erscheint der Maître d’hôte in leicht speckiger, ehemals weißer Jacke, begrüßt die Tafelrunde und lässt den Küchenbullen aufzählen, was es denn so zu speisen gibt.
Und dann ist das Büffet eröffnet.
Zuerst gehen die Gastgeber los, langsam setzt sich auch der Rest des Festvolkes in Bewegung.
Meine Schwester und ich bleiben noch sitzen, dieses ist die beste aller Gelegenheiten die spitzen Zungen vor dem Essen noch einmal gründlich am Gastvolk zu wetzen.
Mit Bergen dampfenden Essens ziehen die Ersten erfolgreich auf die Plätze zurück, nun wagen wir auch den Gang zur Futterkrippe. Und irgendwie ist es wie immer: Kroketten aus der Fritteuse, Klöße aus dem Beutel und totgekochte Kartoffeln mit Petersilienschnipsel, dazu Saucen von der Konsistenz von Ölfarbe und Fleisch, viel, viel Fleisch! Die Beilagen sehen leider so aus, als ob sie seit geraumer Zeit in der Quarantäne der Warmhalteplatten vor sich hin gewartet haben, ebenso der Fisch. Dieses Mal Zander, der mindestens eine Stunde zwischen Pfanne/Fritteuse und nicht vorgewärmtem Teller ausharren musste, er ist so gummihaft, dass er flugs vom Servierlöffel wieder in die laue Mulde zurück flutscht und dort auch meinetwegen bleiben kann.
Über Rotkohl mit zuviel Salz, Saucen und Nachspeisen aus Tüten und Eimern mag ich gar nicht weiter berichten.
Immerhin war es schön, dass ich mit meiner Schwester die Köpfe zum Lästern ohne Grenzen zusammen stecken konnte. Und eine gar große Freude war es, den Neffen, der bei meiner Schwester offensichtlich in eine gar vortreffliche Schule geht, die ersten Schritte auf dem Lästerparkett machen zu sehen. Er ist für mich ins Herrenklo gegangen und hat die Kotzschüssel fotografiert.
Danke, dafür gibt’s einen Extrakuss von deiner Tante, mein Junge!
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