Seit Tagen steht ein Sofa auf dem Bürgersteig in meiner Straße, ein paar Häuser weiter. Es ist ein einfaches aus den 1920er Jahren, so etwas, was meine Oma Else „Schäse“ genannt hätte. Hier in Berlin hat es wohl als das typische WG-Sofa ausgedient. Nun stand es da, zwei Tage lang unversehrt. Dann wurde das Polster auseinander gerissen. Heute morgen brannte es. Irgendwer hatte schon versucht, zu löschen, das Löschwasser war auf dem Gehsteig gefroren, die Reste glimmen immer noch.
Der Friedrichshainer Weg….
Archiv für Dezember 2007
Beds are burning
Es geht vorbei….
Nun sind die Feiertage vorbei, es ist grau und kalt, schneefrei.
Heiligabend
Plötzlich ist es soweit. Es ist Heiligabend.
Als Kind habe ich richtig darauf hingefiebert, dass es endlich soweit ist. Meine Eltern, meine Oma, meine Tanten und die Großtante haben das volle Programm geboten.
Zuerst gab es die Bescherung für unsere „Kernfamilie“ im Wohnzimmer meiner Eltern in unserer Wohnung im ersten Stock des Hauses. Vorher war es tagelang abgeschlossen, der Schlüssel lag für meine Schwester und mich sichtbar, aber inhaltlich unerreichbar über dem Türstock. Und damals waren wir brav genug, den Stuhl nicht vor die Tür zu stellen, fix hochzuklettern und mal eben mit dem erbeuteten Schlüssel ins Wohnzimmer zu spitzen.
Wir mussten in den entscheidenden Stunden vor der Bescherung unten bei meiner Oma mit den Tanten zusammen zu Klavier, Querflöte, Geige und was wir sonst noch so an Instrumenten aufbieten konnten, Weihnachtsmusik spielen, gesungen wurde und Geschichten wurden ebenfalls vorgelesen. Tortur! Wir wollten doch endlich unsere Geschenke haben, wir kleinen Gierschlünder!
Per Glöckchenbebimmel wurde dann die Bescherung eingeläutet. Meine Schwester und ich stürmten die Treppe hoch, voller Erwartung. Die älteren Damen kamen gemessenen Schrittes hinterher. Und dann wurde die Tür geöffnet und dann kamen die Geschenke. Zwischendurch mussten noch zwei bis drei Weihnachtslieder gesungen werden, aber wir waren drin, im Wohnzimmer. Der Baum war illuminiert, zwei Elektroketten und ziemlich genau sieben echte Kerzen, die nur zur Bescherung entzündet wurden.
Wenn dann die erste Runde, nämlich die Geschenke meiner Eltern an uns und die restlichen Damen verteilt waren, wurde allmählich das Abendessen bereitet.
Bei uns war das Heiligabendessen eine klare Suppe mit Einlage, Rinderzung in Madeirasauce mit Reis und Dosenpfirsichen und als Nachtisch meist ein Eis.
Nach dem Essen ging die Familie geschlossen hinunter. Noch einmal wurde mindestens ein Weihnachtslied gesungen, alle zusammen. Und dann erklang das zweite Glöckchen, auf in die zweite Runde! Die Geschenke von Tanten, Oma und Großtante waren nun dran. Es gab einen zweiten Weihnachtsbaum, eine zweite Krippe. Und irgendwann war der Abend rum und alle konnten irgendwann hochzufrieden schlafen gehen.
Noch-zu-machen-Liste
Stand heute morgen:
- nach Selchow fahren
- im Hofladen den guten Holundersaft mit Apfel einkaufen (für Glühsaft ohne Alk)
- Auto waschen
- Auto innen aussagen
- einkaufen (Rotwein für Glühwein mit Alk, Käse, Gemüse, Olivenöl)
- Weihnachtsbaum besorgen?
- wenn ja, dann Baumkerzen suchen
- Geschenke für die Tanten, Annette, Uta
Stand heute abend
- Frage klären, ob ich den Weihnachtsbaum doch noch kaufe (allerdings kann ich das Auto dann wieder aussaugen)
- Geschenke für die Tanten, Annette, Uta
- früh genug für den Hausmeister aufstehen
In Schöneweide war ich ja heute auf dem Rückweg von Selchow einkaufen, im örtlichen Shopping-Meilchen. Da gab es auch eine Art Weihnachtsmarkt. Nun denn, zumindest die Baumkerzen wollte ich bei einem Imker-Stand, der auch Kerzen hatte, besorgen. Gut, erst suchte ich selber, Kerzen gab’s wohl, aber keine in Weihnachtsbaumkerzengröße.
Also fragte ich die Dame an der Kasse.
„Entschuldigung, haben Sie Christbaumkerzen?“
Sie schaute mich an, etwas verwirrt. „Nein, die haben wir nicht.“
„Och, schon ausverkauft?“
„Nein, aber schauen Sie doch mal in der Elektroabteilung.“
„Ahhh ja… danke sehr..“
Backen und backen lassen..
Gute Rezepte und gutes Backpersonal sind heutzutage selten geworden, aber gestern gab es dieses seltene Zusammentreffen von gewieften Zuckerbäckern und Zutaten.
Butter, Zucker, Mandelkern
haben alle Bäcker gern‘
Gezaubert wurden wunderprächtige Cantuccini, deren Teig selbst die Schüsseln zum Schweben brachte….
leckere Vanillekipferl
unglaubliche Orangen-Schokoladen-Taler
Und damit die Backwilligen nicht einer Zuckerüberdosis anheim fielen, gab es noch Krepps und Galezz mit Lammhackfüllung und mit Spinat-Feta-Füllung unter Käse-Zabaiglione. Naja und noch ein paar süße als Nachtisch…
Danke für die Fotos, Michel….
Rolling home…………… rolling home….
Wenn nicht jetzt, wann dann??
Gefühlte Vorweihnachtszeit
Heute ist der 2. Advent und der 9. Dezember.
Zeit eigentlich, sich auf das Weihnachtsfest vorzubereiten. Adveniat, er möge erscheinen, gemeint ist natürlich im ursprünglichen Sinne die Geburt Jesu. Aber davon ist natürlich in den Einkaufszentren und -zonen nicht zu merken, der Einzelhandel jammert auch dieses Jahr wieder darüber, dass das 2. Adventswochenende nicht den erwarteten Umsatz erbracht hat.
Ich habe mich einfach wieder verweigert, zudem habe ich noch relativ wenige Ideen, worüber sich die Lieben dieses Jahr denn zu freuen haben.
Gestern habe ich übrigens endlich meinen Adventskranz erstanden. Als ich mit dem Kränzelein über dem linken Arm in einem meiner Lieblingsgeschäfte in meiner Straße stand, wurde ich natürlich sofort nett darauf hingewiesen, dass doch schon der 2. Advent vor der Tür stünde.
Wahrheitsgemäß antwortete ich, dass ich den 1. wie in den letzten Jahren immer wieder mal, einfach verpasst hätte.
Ein Seufzen ging durch den Laden und drei schuldbewusste Damen gaben zu, dass es ihnen genauso gegangen sei.
Schön, nun fühle ich mich gar nicht mehr alleine schuldig!
Licht aus… Licht an
Heute sollte ja ein Zeichen gesetzt werden, dass wir einen Beitrag zum Klimaschutz bereit sind, zu leisten.
Um 20 Uhr sollten wir das Licht ausmachen, für fünf Minuten.
Auf diversen Fernsehsendern wurde dafür geworben, es sollte Liveschaltungen geben: WAS für ein ausgemachter Schwachsinn! Wie soll man denn im Fernsehen anschauen, ob der Strom ausgeschaltet ist?
In diversen Printmedien war heute zu lesen, dass die Energiekonzerne bei guter Beteiligung (also bei viel Licht-aus) beim Einschalten (beim Licht-wieder-an) böse Überraschungen befürchteten.
Naja, hier bei mir im Viertel sah es zwischen 20 Uhr und 20.05 Uhr so aus wie immer: Licht an.
Ich stand im Dunklen auf dem Balkon und konnte keinen ernsthaften Unterschied feststellen zu den sonstigen abendlichen Lichtverhältnissen.
Tja, ob dies ein Zeichen ist: Ist denn niemand bereit, auf seine Bequemlichkeiten für eine kurze Zeit freiwillig zu verzichten?
Nicht mal als Zeichen seines guten Willens?
Eine meiner Ängste
Jeder trägt so sein Päckchen komischer Dinge mit sich herum. Nein, ich meine nicht die gemeine Damenhandtasche, sondern das innere Päckchen.
Es gibt Leute, die sich vor Spinnen grauslich gruseln und andere, denen es in besonders engen oder besonders weiten Räumen ganz anders wird. Was soll ich mich groß über anderer Menschen Probleme äußern, wenn ich selber eines habe. Meines heisst: SCHLÜSSEL!
Betrachte ich dieses synchron, könnte ich kurz überlegen, wann ich erstmals einen Hausschlüssel vom Haus meiner Eltern bekommen habe. Wahrscheinlich relativ spät, denn ich kann mich erinnern, dass meine Oma, die bei uns im Haus wohnte, es nicht wollte. Schließlich sei ja immer jemand zuhause (stimmt natürlich nicht!). Dann wurde mir eingebleut, dass ich diesen Schlüssel auf gar keinen Fall verlieren sollte. Natürlich nicht, sonst hätte ich ja keinen Hausschlüssel gehabt und wieder vor der verschlossenen Tür gestanden.
Später, als ich dann das Elternhaus verlassen hatte, kamen immer mal Schlüssel dazu und meine schlüsselige Höchstleistung waren einmal 396g Schlüssel an meinem Schlüsselbund. Auch ein Gefängnisaufseher hat wahrscheinlich nicht mehr. Es führte auch dazu, dass ich Schimpfe in der Autowerkstatt bekam, denn dieser Bund sei eindeutig zu schwer für die Zündung am Auto.
Aber die Angst war immer dabei, einen Schlüssel zu verlieren, wenn ich mehrere Schlüsselbunde hätte.
Und verlieren ist eigentlich relativ. Wirklich verloren habe ich bisher noch nie einen Schlüssel, ich vergesse immer nur, wo ich sie hinlege und halte mit panischem Rumfragen meine gesamte Umgebung auf Trab.
Irgendwie scheint eine wichtige Verbindung im Gehirn irgendwann einmal durchgeschmolzen zu sein, natürlich vor lauter Angst vor dem Verlust, dass mein Kurzzeitgedächtnis auf Standby schaltet, wenn ich die Erinnerungsengramme mit dem Tag „Schlüssel“ zusammen stelle.
Und bislang konnte mir auch keiner bei diesem Problem helfen.
So sorge ich wechselweise für Verstimmung, Heiterkeit, Genervtheit und freundliches Desinteresse, wenn ich mal wieder meine Schlüssel suche, die ich Sekunden vorher noch irgendwie in der Hand hatte.
Immerhin reiße ich nie freiwillig irgendwelche Schlüsselgewalten an mich.
Das ist doch auch schon mal was, oder??
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